Stephanskirchen – Es ist kalt im Saal. Wer unten sitzt, vergräbt sich in die Jacke. Hier steht ein Kasten mit Wasser und Schorle, dort noch einer, dazwischen liegen offene Chipstüten. Wenn der Wirt Betriebsferien hat…
Die Damen auf der Bühne sind weitgehend schon im Kostüm, die Männer noch in Jeans und dickem Pulli. Regisseur Bernhard Stanek behält die Jacke an. Drei Wochen vor der Premiere feilt er mit der Theatergruppe an Betonungen, an Auftritten und Abgängen, fordert hier „mehr Unruhe“, dort „das muss nachdenklicher kommen“. Das Textbuch hat 100 Seiten – da findet sich immer etwas, was noch nicht ganz sitzt. Notfalls springt der neue Souffleur ein.
Nachwuchs
macht sich rar
Eines von vier neuen Gesichtern – wenn auch vom Publikum nur beim Schlussapplaus zu sehen. Die anderen drei stehen auf der Bühne. „Wir bemühen uns immer um Nachwuchs, aber es wird zunehmend schwieriger“, sagt Gerhard Scheuerer, Urgestein der Theatergruppe Stephanskirchen und seit 1984 auch deren Vorsitzender.
414 Kinder, Frauen und Männer standen seit 1982, als die Theatergruppe als Teil der Jungbauernschaft gegründet wurde, auf und neben der Bühne. 80 aktive Schauspieler gibt es derzeit, „eine eingeschworene Truppe mit Lust am Theaterspiel“, freut sich Scheuerer. Von denen, die mit „Die falsche Katz‘“ 1982 das Theater in Stephanskirchen wiederbelebten, ist noch ein gutes halbes Dutzend dabei.
36 verschiedene Stücke haben sie in 40 Jahren gespielt, die Stephanskirchner Theaterer. Erst in der Aula der damaligen Hauptschule, dann beim Antretter im neu gebauten Saal. Und ein paar- mal auch draußen, Open Air. Auf der Wiese gleich neben dem Wirtshaus. Nur 2010, da ging es anlässlich der Landesgartenschau in Rosenheim mit einem Stück rund um Josef Gillitzer hinunter in die Hofau, erzählt Scheuerer. Für nächstes Jahr plant Scheuerer wieder ein Open-Air-Stück. Dieses Mal in Krottenhausmühle. Aber erstmal heißt es volle Konzentration auf „Links, Rechts, Gradaus“, eine Komödie in drei Akten. Noch muss sich der Beleuchter endgültig mit Regie und Schauspielern einigen, wann wo wie viel Licht zu sein hat – damit die einen beim Abgang nicht stolpern und die anderen nicht zu gut sehen, wer da gerade wohin flitzt, während der Bürgermeister dem Kleinbauern ein unwiderstehliches Angebot macht.