Stephanskirchen – „Barrierefrei heißt, dass jeder Mensch ohne fremde Hilfe, selbstständig klar kommen muss“, fasst Harald Oberrenner einen Kernsatz des Behindertengleichstellungsgesetzes zusammen.
Ohne Hilfe der
Busfahrer geht‘s nicht
„Ich will doch mein Leben eigenständig leben, will in den Bus einsteigen und nach Bad Endorf fahren.“ Kann Oberrenner, der im Rollstuhl sitzt, aber nicht. Trotz Niederflurbus und ausklappbarer Rampe kommt er ohne Hilfe nicht in den Bus. Bei zwei Versuchen sind die Busfahrer allerdings sofort hilfsbereit. Was Oberrenner aber nur in Stephanskirchen etwas nützt. Denn wie es da, wo er aussteigen will, aussieht – weiß er nicht.
Das ist genau das, was Gerhard Reiter, Busunternehmer und -fahrer, auf die Palme bringt: „Da macht der Landkreis einen Nahverkehrsplan, schreibt uns Busunternehmen ganz genau vor, was wir müssen, was wir dürfen und was nicht. Aber die eigenen Verpflichtungen, den ÖPNV barrierefrei zu machen, die kehrt man stillschweigend unter den Teppich.“
Auch Renate Hanzekovic, Seniorenbeauftragte der Gemeinde, ist mit der Haltestelle gegenüber vom Rathaus, aber auch mit anderen, nicht glücklich. Die Senioren, aber auch kleine Schulkinder mit ihren Ranzen, purzelten fast aus dem Bus. Und hinein kommen, zumindest vorne beim Fahrer, auch kein Senior mit Gelenkproblemen oder erneuerten Gelenken. Zumindest nicht, wenn der Bus ein wenig zu weit vom Bordstein halte – was die meisten täten. „Da wird der Schritt zu lang für die künstliche Hüfte, da fehlt die Kraft.“
Seit fünf Jahren moniere er die Missstände, so Reiter. Dazu gehöre auch, dass die Haltestelle so ausgefahren sei, dass die Busse zum Teil schon aufsitzen. Und bei Regen bildet sich eine riesige Pfütze, „da kann ich es gar nicht vermeiden, die Passagiere anzuspritzen“, sagt Reiter. Und gegenüber, an der Bushaltestelle Richtung Rosenheim, landen seine Fahrgäste immer auf dem Radweg. Auch nicht gut, findet Reiter. Dann schöben sich Landratsamt, Straßenbauamt und Gemeinde den Schwarzen Peter zu, wer denn nun zuständig sei. „Und der Fahrgast ist der Leidtragende.“
Straßenbauamt
will 2023 umbauen
Die Salzburger Straße ist eine Staatsstraße, deswegen die Nachfrage der Redaktion beim Staatlichen Bauamt Rosenheim, Abteilung Straßenbau. Da macht sich Sprecherin Ursula Lampe kundig und vermeldet Land in Sicht. Das Amt sei hinsichtlich der Sanierung beziehungsweise des Umbaus der Bushaltestelle vor der Kirche seit Längerem in Abstimmung mit dem beauftragten Planungsbüro und der Gemeinde Stephanskirchen.
„Eine finale Festlegung zur Ausführung wird zeitnah gemeinsam mit der Gemeinde erfolgen“, schreibt Ursula Lampe. „Ziel des Staatlichen Bauamtes ist es, die Maßnahme 2023 umzusetzen.“