Oberaudorf/Kiefersfelden – Teure Strompreise, kalte Temperaturen und zahlreiche Notfallpläne schüren die Sorge vor dem Blackout im Inntal. Die Stromversorger versuchen, die Lage zu beruhigen und rüsten sich gleichzeitig für das Szenario eines großflächigen Totalausfalls. „Die Gefahr eines vollständigen Blackouts über mehrere Tage halte ich nicht für wahrscheinlich”, versucht Hubert Paul, Leiter der Gemeindewerke Oberaudorf, zu beruhigen. Er ist überzeugt, dass die Angst der ohnehin besorgten Bürger nicht zu sehr befeuert werden sollte. So könnten die vielen Warnungen aus den Gemeinden, der Stadtwerke Rosenheim oder Rosenheims Kreisbrandrat Richard Schrank zu möglicherweise unnötigem Aufruhr führen.
Lokale Kraftwerke reichen nicht aus
Dennoch sei es selbstverständlich wichtig, sich Gedanken zu machen. Denn eines steht für Paul fest: Sollte die Versorgung über die Bayernwerke ausfallen, würde die eigene Erzeugung nicht ausreichen, um die gesamte Gemeinde zu versorgen.
Aus diesem Grund sind laut Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt sogenannte Leuchttürme geplant. So könnten im Rathaus und in den Turnhallen in Ober- und Niederaudorf Notstromaggregate installiert werden. „Diese Plätze könnten im Notfall mit Strom und Wärme versorgt werden und den Bürgern als Anlaufstelle dienen”, meint Bernhardt. Die Standorte seien aufgrund der noch nicht genau abschätzbaren Lieferzeiten der Generatoren und Heizaggregate allerdings noch nicht final. Bis zum Wintereinbruch sollten die Geräte laut dem Bürgermeister allerdings zur Verfügung stehen.
„Wir spüren und verstehen die Verunsicherung, die viele Menschen haben”, bestätigt auch Maximilian Zängl, Pressesprecher der Bayernwerk AG, deren Stromnetz unter anderem die Gemeinden Nußdorf und Neubeuern versorgt. Ein lokaler Stromausfall über wenige Minuten oder Stunden sei allerdings schon immer normal gewesen. Schließlich sei das Stromnetz jede Sekunde des Jahres in Betrieb.
Bagger könnten demnach bei Bauarbeiten versehentlich Kabel abreißen. Bei Sturm und Schnee können Bäume in Leitungen fallen und auch der Defekt eines Stromkabels oder anderer technischer Bauteile kämen vor. „Oft lassen sich solche Störungen von unseren Serviceteams aber schnell beheben”, meint Zängl. Extremszenarien wie ein Blackout, also einen nationalen Ausfall über mehrere Tage, seien aber weiterhin sehr unwahrscheinlich.
Falls ein solcher Fall dennoch eintritt, setzt Kiefersfeldens Bürgermeister und Gemeindewerksleiter Hajo Gruber auf die eigene Versorgung. „Die Wasser- und Abwasserversorgung wäre in so einem Fall sichergestellt.“ Natürlich könne man auch nicht den ganzen Ort mit Strom versorgen. Ähnlich wie in Oberaudorf könnte man allerdings Anlaufstellen einrichten. „Gerade das neue Feuerwehrhaus bietet uns beispielsweise genügend Platz dafür”, meint Gruber.
Bürger kann vorsorgen
Jeder einzelne Bürger kann laut dem Rathauschef aber selbst bereits vorsorgen. Speziell beim Thema Nahrung könne sich jeder mit genügend Lebensmitteln eindecken. Da Gruber bereits vor dem Wintereinbruch bemerkte, wie sensibel das Thema ist, überlegt er sogar, eine extra Bürgerversammlung zu veranstalten.
„Grundsätzlich glaube ich aber, dass wir hier auf dem Land einen Vorteil haben”, gibt sich der Gemeindewerkleiter optimistisch. Denn in einigen Häusern gibt es immer noch Kachelöfen. Wenn dann im Notfall alle zusammenhalten, ließe sich der kommende Winter auch im Fall eines Blackouts überstehen.