Höslwang – Der Guntersberger Leonhardiritt gehört zwar nicht zu den größten, dafür aber zu den ältesten in Bayern. Er findet wohl nunmehr seit 400 Jahren statt, was am Samstag in Guntersberg im Beisein von Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Landrat Otto Lederer entsprechend gefeiert wurde. Die Schirmherrschaft hatte die Landtagspräsidentin persönlich übernommen – „gerne und aus Überzeugung, denn der Guntersberger Leonhardiritt ist gelebtes Brauchtum“. So ihre Grußworte in der Festschrift. Auch der Höslwanger Bürgermeister Johann Murner, Bad Endorfs Bürgermeister Alois Loferer sowie Halfings Zweiter Bürgermeister Konrad Aicher nahmen an den Feierlichkeiten teil.
Zu dem besonderen Ereignis fanden sich bei ungemütlichem Wetter etwa 500 bis 600 Gläubige und Besucher in dem kleinen Örtchen ein. Dort umrundeten zehn Kutschen und Motivwägen sowie etwa 50 Reiter mit ihren Pferden traditionell dreimal die kleine Filialkirche St. Bartholomäus und erhielten den Segen.
Der von Pater Paul feierlich zelebrierte Gottesdienst wurde untermalt von der Halfinger Blasmusik und dem Männerchor des Musik- und Gesangvereins. Dabei wurde auch die aufwendig renovierte historische Standarte aus dem Jahr 1927, versehen mit einem neuen, von Resi Maier gestifteten Fahnenband, gesegnet. Die Kosten für die Instandsetzung haben die Gemeinden Halfing, Höslwang und Bad Endorf übernommen.
Anschließend kam die Standarte mit Standartenreiter Bartl Mitterer an der Spitze des Umzugs zum Einsatz. Pater Paul äußerte über seine starke Hingabe zum Leonhardiritt, dass dieser Brauch vor allem ihm als Franziskaner sehr gefalle. „Denn mein Ordensvater Franz von Assisi hatte einen sehr hohen Respekt für die Tiere, die für ihn wie Schwestern und Brüder waren.“ Besonders freue es ihn, dass beim Guntersberger Leonhardiritt „stets der religiöse Bezug im Vordergrund steht“.
Für Ilse Aigner ein
ganz besonderer Tag
Im Anschluss an den Gottesdienst bedauerte Ilse Aigner, dass es bei Sonnenschein doch so viel schöner gewesen wäre. Den Unfall während ihrer Teilnahme an einem früheren Leonhardiritt bezeichnete sie als Malheur. Sie steige gerne wieder auf eine Kutsche, denn die Leonhardiritte seien ihr einfach viel zu bedeutend. Sie zeigten, „wie schön es bei uns in Bayern ist.“ Anschließend gab sie persönliche Empfindungen preis: „Auch für mich ist der heutige Tag etwas ganz Besonderes. Genau vor 40 Jahren war ich schwer krank und wurde nicht weit von hier, in Bad Endorf, wieder gesund.“ Und auf den Tag genau vor vier Jahren sei sie zur Landtagspräsidentin gewählt worden.
Landrat Otto Lederer betonte, dass der Guntersberger Leonhardiritt ein ganz besonderer sei: „Wenn ich nach Guntersberg komme dann sehe ich, dass hier kein Event stattfindet, sondern beim Umritt alle Geschöpfe in den Mittelpunkt rücken.“
Höslwangs Bürgermeister Johann Murner bedankte sich bei den Berglern für deren dauerhaftes Engagement um den Leonhardiritt. Organisiert wird der Guntersberger Leonhardiritt seit jeher durch die „Bergler“, das sind die Bewohner der umliegenden Weiler von Guntersberg bis Almertsham. Der Aufwand hierfür ist enorm, doch diesmal stiegen die Anforderungen jubiläumsbedingt. Die Kirche und das Freigelände wurden festlich herausgeputzt, Girlanden mussten gebunden werden, die Festwägen waren zu gestalten und es galt, die Standartenreiter und Kutschen sowie den Umritt und die anschließenden Feierlichkeiten zu organisieren und zu regeln.
Dabei wurde neben einem detailgetreuen Nachbau der Guntersberger Kirche der heilige Leonhard lebensecht durch Martin Esterl dargestellt. „Rosserer“ der Kutschen mit den Ehrengästen waren Franz Steiner aus Achenmühle und Franz Wimmer aus Greimharting. Mit weiteren Kutschen und Wägen nahmen auch Hans Linner aus Söll, Florian Wörndl aus Hittenkirchen, Hans Riepertinger aus Hörzing sowie Hans Wallner aus Prien teil. Aufmerksamkeit der Besucher wurde auch der Ehefrau des Höslwanger Bürgermeisters mit dem nur wenige Tage alten Schäfchen Selina zuteil.
Nach dem Umzug war Hauptorganisator Martin Randl, der sein Amt vor sechs Jahren von Bartl Mitterer übernommen hat, deutliche Erleichterung anzusehen. Er bedankte sich bei Pater Paul für das einigermaßen trockene Wetter und bei allen Ehrengästen für dessen Teilnahme. Ganz besonders wichtig war ihm aber auch die Aussage, dass „ich unheimlich stolz auf die Bergler bin.“