Neue Heimat für das Repair-Café

von Redaktion

Rohrdorfer Einrichtung schlüpft unter das Dach des Montessori-Vereins

Rohrdorf – Einen Verein gründen? Samt der ganzen Bürokratie, die dazugehört – Jahresversammlungen, Vorstandswahlen, Kassenberichte? Das war nicht das, was die Mitglieder des zukünftigen Repair-Cafés wollten, als sie sich 2014 auf Initiative von Geraldine Hermann zusammenfanden. Sie wollten nicht verwalten, sie wollten aktiv werden, loslegen, mit der damals noch ziemlich neuen Idee, dass Altes und Kaputtes nicht weggeworfen werden muss, wenn sich nur jemand findet, der versucht, es wieder ganz zu machen.

Ohne Verein keine
Spendenquittungen

So nachvollziehbar die Idee eines Zusammenschlusses ohne Vereinsstatus war – ihre Schattenseiten hatte sie bisweilen auch. Denn ohne Verein keine Spendenquittungen, auch keine sonstigen Förderungen. Deshalb zum Beispiel sah sich der Rohrdorfer Gemeinderat vor gut einem Jahr auch zu einer ratsinternen Sammelaktion genötigt: Das Repair-Café hatte für den Aufbau einer neuen Homepage einen Zuschuss über 406 Euro beantragt.

Für den Rat eigentlich eine klare Sache – allein: gemeindliche Förderungen dürfen nur eingetragenen Vereinen gewährt werden. Die pragmatische Lösung: Jedes Gemeinderatsmitglied öffnete noch in der Sitzung den Geldbeutel und warf 20 Euro in den Hut, um die gute Sache zu unterstützen.

Das alles aber gehört der Vergangenheit an, denn jetzt ist das Repair-Café mit seinen 17 ehrenamtlichen „Reparateuren“ unter das Dach des Montessori-Trägervereins geschlüpft. Dies – und das ist fast noch wichtiger – in gewissem Sinn auch räumlich, denn das RepairCafé hat ein neues Domizil mitten in Rohrdorf, am Dorfplatz 1, gleich gegenüber der Montessori-Schule. Vorbei die Zeiten, in denen man über Monate hinweg keine Veranstaltungen durchführen konnte, weil in der alten „Heimat“, dem Seniorenheim in Thansau, coronabedingt nichts möglich war.  Das Seniorenheim zu verlassen, war weder eine leichte noch eine schnelle Entscheidung, denn gerade im Seniorenheim hatte der „Café-Bestandteil“ des Repair-Cafés seinen besonderen Charme gewonnen: Zusammensitzen und ratschen können sollten eben nicht nur diejenigen, die auf eine Reparatur warteten, sondern auch all jene Bewohner des Seniorenheimes, die nach ein bisschen Unterhaltung suchten. Das monatliche Repair-Café war denn auch über Jahre hinweg ein Highlight im Seniorenheimalltag – bis eben Corona kam und dieser tollen Idee schnell und nachhaltig den Garaus machte. 

Einen Doppelnutzen wird es aber auch am neuen Standort geben – die Zusammenarbeit mit der Montessori-Schule kann deutlich erweitert werden. Schließlich ist man räumlich gesehen fast, organisatorisch aber komplett unter einem gemeinsamen Dach.

Schon bisher war Geraldine Hofmann, die Repair-Café-Gründerin, in der Nachmittagsbetreuung der Schule tätig gewesen, baute dort eine Reparaturwerkstatt auf, in der den Kindern die ersten praktischen Schritte in Richtung „Reparieren statt Wegwerfen“ beigebracht wurden. Denn von einem ist sie überzeugt: „Wer früh erlebt, dass man Kaputtem nicht macht- und ratlos gegenüberstehen muss, sondern vieles in Ordnung bringen kann – für so jemanden wird diese Art von „Do-it-yourself-Nachhaltigkeit“ zu einer Selbstverständlichkeit“. Und wie weit man damit kommt, belegt die Erfolgsstatistik des Repair-Cafés: der Anteil der Geräte, die wieder zum Laufen gebracht werden können, liegt eher bei 70 denn bei 60 Prozent.

Improvisationstalent und Einfallsreichtum

Repair-Café und Montessorischule seien, wie Michael Linnerer und Ruppert Rassnitzer vom Vorstand des Montessori-Trägervereins bei der Eröffnungsfeier meinten, hier absolut mit der gleichen Weltsicht unterwegs, was in Zukunft ganz sicher jede Menge Ideen hervorbringen wird. „Schließlich“, so ergänzt Wolfram Inngauer, der Geschäftsführer des Trägervereins lächelnd, „sei doch eines klar: Repair-Café und Montessori kann man auch wie Improvisationstalent und Einfallsreichtum buchstabieren“.

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