Stephanskirchen – Die knapp 11000 Einwohner der Gemeinde zwischen Inn und Simssee bekamen bei der zweiten Bürgerversammlung in diesem Jahr in rund einer Stunde viele Neuigkeiten von Bürgermeister Karl Mair serviert. So zum Beispiel, dass die Großbaustelle an der Otfried-Preußler-Schule (OPS) bis September 2023 erledigt sein soll.
Zum kommenden Schuljahr haben die Kinder im Osten der Gemeinde dann eine runderneuerte Grundschule. Für die die Gemeinde allein 2022 2,75 Millionen Euro ausgibt. Sie liegt nicht nur im Zeitplan, auch die Kosten sind nicht explodiert. Die geplanten 7,5 Millionen werden möglicherweise ein wenig überschritten, aber „wir haben unsere Verträge alle rechtzeitig gemacht“, so Mair.
Weniger Bauanträge
als im Jahr 2021
Bauen und Wohnen ist in einer Gemeinde, in der der Quadratmeter Bauland bis zu 1450 Euro kostet, immer Thema. Der Gemeinderat hat beschlossen, bei Vergaben im Einheimischenmodell künftig auch Erbpacht anzubieten, die Planungen für den neuen Ortsteil im Südosten von Haidholzen gehen voran und in diesem Jahr wurden die jüngsten der 108 gemeindlichen Wohnungen am Tulpenweg in Schloßberg bezogen. „Beate Göbel, die für unsere Immobilien zuständig ist, hat darauf geschaut, dass wir die richtigen erwischen – und das ist ihr geglückt“, lobte Mair seine Mitarbeiterin.
Allerdings lagen der Gemeinde in diesem Jahr bis zum 15. November rund 40 Bauanträge weniger vor, als im gleichen Zeitraum 2021. „Da merkt man die steigenden Preise und die Zinsen“, so der Bürgermeister.
Der Straßenausbau am Pirschweg, knapp 1,7 Millionen Euro teuer und 465 Meter lang, werde noch dieses Jahr fertig. „Dann ist dort erst mal lange Ruhe, denn es ist dort auch in der Straße fast alles erneuert, was denkbar ist.“ Wann der Ausbau der Hofmühlstraße, der seit Jahren immer wieder angesprochen werde, denn komme, wollte ein Bürger wissen. Da sei der Knackpunkt, so Mair, dass die Gemeinde einigen Grund kaufen müsse. Und das brauche noch Zeit, bedauerte der Bürgermeister.
Sicher „gebaut“, eigentlich aufgestellt, werden im kommenden Jahr acht neue Ladesäulen für E-Fahrzeuge, darunter einige Schnellladesäulen. Je zwei Säulen entstehen an der Kuglmoosstraße in Schloßberg, am Parkplatz Leiten, in der Hubertusstraße und an der OPS.
Der Namensgeber und ehemalige Rektor der OPS, Otfried Preußler, wäre 2023 100 Jahre alt geworden. Eine Erlebnisausstellung zum Räuber Hotzenplotz hat die Gemeinde bereits aus Baden-Württemberg importiert und ein Bauhofmitarbeiter habe sich schon als Dieb der Kaffeemühle versucht, berichtete der Bürgermeister schmunzelnd.
Als der Landkreis Anfang 2022 die Sammlung der Wertstoffe neu sortierte, gab es in Stephanskirchen erregte Gemüter: Zur Entsorgung von Plastik und Verpackungsmüll immer zum Wertstoffhof nach Waldering fahren zu müssen, das ist vielen Stephanskirchnern nach wie vor zu umständlich. Ob der Landkreis nicht, so eine Anfrage aus der Bevölkerung, dezentral Plastikmüll-Container aufstellen könne. Das gebe es in Rosenheim ja auch.
Das Thema übernahm Geschäftsleiter Dr. Andreas Uhlig: Es habe beim Landkreis in der Tat entsprechende Überlegungen gegeben. In der Stadt sei das Unterfangen aber gescheitert: Es gebe gerade beim Plastikmüll so viele Fehlwürfe“, sprich: artfremden Müll im Container, dass der Plastikmüll nahezu komplett als Restmüll entsorgt werden müsse. Deswegen habe sich der Landkreis gegen weitere Container entschieden.
Aus den Reihen der Bürger kam die Frage, warum am Simssee ein Parkverbot für Wohnmobile eingeführt wurde. Weil dort zum einen keine Übernachtung auf dem Parkplatz erwünscht sei, weil zum anderen immer wieder Wohnmobilisten dort Abfall und Abwasser entsorgt hätten und weil es zum dritten auch öfter vorgekommen sei, dass vor dem Wohnmobil die Campingstühle aufgebaut wurden, die noch mindestens einen Parkplatz belegten, erklärte Uhlig trocken.
Sperrmüllgutscheine für die Haushalte
Die Bürgerversammlung endete mit ungläubigem Kopfschütteln oder Schmunzeln: Ein Mann fragte nach, wie die Gemeinde denn verhindern wolle, dass auch 2023 wieder ein Viertel der Sperrmüllgutscheine nicht in den Haushalten ankomme, auf dem Postweg verschwinde. Es wird auf Boten umgestellt. Zehn Freiwillige, so Mair, darunter auch ehemalige Mitarbeiter der Verwaltung, werfen die Gutscheine direkt in die Briefkästen der Stephanskirchner. „Wir können uns leider auf die Post nicht mehr verlassen.“