Rohrdorf – „Rock ‘n‘ Roll at its best“ – so könnte man den Rohrdorfer Faschingszug beschreiben. Gefühlt noch mehr Leute als beim letzten Zug 2019, die Stimmung noch… – halt, das geht nicht: Die Stimmung ist beim Rohrdorfer Faschingszug immer schon dermaßen bärenstark gewesen, dass eine Steigerung von Jahr zu Jahr gar nicht möglich ist.
„Festival of Rock“ ist ja das Rohrdorfer Motto in diesem Jahr und die Aktiven wie die Zuschauer nahmen es ernst, sie wollten nach der langen coronabedingten Wartezeit feiern, Gaudi haben, kurz: einmal wieder die sprichwörtliche Sau rauslassen. Dem angepasst auch die Themen der 41 Wagen, die aus dem ganzen Landkreis gekommen waren, es ging auch hier vor allem ums Feiern. Und weil während der Party bekanntermaßen vor der Party ist, nutzten einige die Gunst der Stunde und machten mit ihrem Gefährt Werbung für Kommendes: So etwa für die Bettelhochzeit in Emmering und den Rosenmontagsball in Lauterbach.
Die Klimakleber nerven offensichtlich
Politisches war beim Zug dem Feiern unterlegen. Allerdings kann man auch spitzfindig sein und sagen: Wenn es vergleichsweise wenig Politik-Wagen im Zug gab, dann muss das, was dann doch angeführt wird, den Leuten schon gewaltig stinken. Und da gewinnen die Klimakleber eindeutig den ersten Preis. Gleich zwei Wagen beschäftigten sich mit ihnen, der „letzten Generation“. Auch das Thema einer älterwerdenden Gesellschaft fand seinen Platz, natürlich auf entsprechend witzige Weise: „Meine Tabletten!?!“ sagt die Seniorin zu ihrer Pflegerin. Doch die, selbst eindeutig im Rentenalter, ist schwerhörig und fragt deshalb nur „Was???“
Von solchen Szenarien waren beim Faschingsumzug Jung wie Alt noch gleich weit entfernt. Und fanden für sich jeweils das passende Einstiegsambiente. Die etwas Älteren, wie auch die mit kleinen Kindern, konnten sich schon zwei Stunden vor dem Zugstart am Dorfplatz einfinden. Alle jüngeren und sonstige Hardcore-Rocker hielten sich in der Zeit dort auf, wo sich die Wagen sammelten: Jeder natürlich mit Musik bestückt, sodass der obere Parkplatz vom Turner Hölzl ein Klanginferno war – oder eben Festival-Stimmung pur.
Der Bürgermeister
als Straßenfeger
Den Zug selbst führten dann die Honoratioren der Gemeinde an. Dass Pfarrer Robert Baumgartner dabei war, versteht sich von selbst, denn er ist überall da, wo seine Schäfchen sind. Doch auch Bürgermeister Simon Hausstetter war dabei, dem man ja nicht unbedingt nachsagt, der totale Faschingsfreak zu sein. Möglicherweise war er ja auch dienstverpflichtet und wusste es nur nicht, denn er ging, wenn man so will, als „Reinigungsfachkraft für Straßen und Plätze“. Und nur Faschingsferne können jetzt sagen, als Ausputzer sei sein Platz an der Spitze des Zuges aber der falsche gewesen. Denn jeder, der einmal in Rohrdorf dabei war, weiß, dass der Faschingsumzugstag mit dem Zug an sich noch lange nicht zu Ende ist: Danach kommt erst noch die Feier im Turner Hölzl und die dauert erfahrungsgemäß lang. Sehr lang sogar.