Mammutprojekt Umgehung

von Redaktion

Ortsumgehung? In Halfing? Ist für Gemeinderat, Verwaltung und Staatliches Bauamt seit Jahren kein Thema. Für die Bürgerinitiative „Pro Halfing“ schon. Sie will die Umgehung mit allen Mitteln.

Halfing – Zwei Staatsstraßen treffen sich in der Ortsmitte. Die von Wasserburg nach Prien und die von Söchtenau nach Amerang. Da kann es rund um Kirche, Rathaus und Gasthäuser schon mal wuselig und lauter werden. Auch der Weg über die Staatsstraßen ist zu Hochzeiten rund um Schul- und Arbeitsbeginn oder -ende nicht immer leicht. Alles nichts Neues, das kennen die Halfinger seit Jahrzehnten. Mit zunehmendem Verkehr ging es in diesem Jahrtausend dann tatsächlich darum, ob der Ort nicht eine Umgehungsstraße brauche. Geplant war eine Umgehung westlich des Ortskerns von Nord nach Süd, die vor allem den Verkehr Wasserburg-Prien aus dem Ortskern herausgehalten hätte. „Die Trasse ist auch noch frei“, sagt Regina Braun, seit 2020 Bürgermeisterin.

Planungen ruhen
seit vielen Jahren

Staatliche Mittel sind es nur sehr bedingt. Denn in der Amtszeit von Altbürgermeister Peter Böck wurden die Halfinger befragt, ob sie die Umgehung wollen oder nicht. Das war 2013. „Ungefähr zwei Drittel der Bürger wollten die Umgehung – aus verschiedensten Gründen – nicht“, erinnert sich Böck. Deswegen habe der Gemeinderat damals beschlossen, die Halfinger Umgehung aus der Dringlichkeitsfortschreibung herauszunehmen. Das war in der Sitzung am 4. Dezember, hat Stefan Leiter, Bereichsleiter Straßenbau im Staatlichen Bauamt (StBA), aus den Unterlagen herausgeholt. Seitdem ruhen die Planungen vonseiten des StBA.

Aus den Reihen der Bürgerinitiative heißt es, die Umgehung Halfing sei vom Staat seit vielen Jahren in der Dringlichkeitsstufe 1 geplant. „Ach, wirklich?“, kommentiert das Alexander Eisner trocken. Er ist beim StBA für den Straßenbau im Landkreis Rosenheim zuständig. Ihm ist davon nichts bekannt. „Die Abstimmung 2013 stellt unseres Wissens nach wie vor die aktuelle Beschlusslage der Gemeinde in dieser Angelegenheit dar“, sagt auch Leitner, der Chef des Bereichs Straßenbau. Und die Dringlichkeitsstufen, die gibt es in der Zwischenzeit nicht mehr.

Da die BI „Pro Halfing“ sie immer wieder auf die Umgehung ansprach, hat sich die Bürgermeisterin beim StBA gründlich kundig gemacht. Erste Voraussetzung ist, dass der Gemeinderat irgendwann beschließt, doch eine Umgehung haben zu wollen. Sollte das der Fall sein, dann muss die Regierung von Oberbayern die Wirtschaftlichkeit und die Umweltverträglichkeit des Vorhabens prüfen. Bei der Wirtschaftlichkeit hat Regina Braun Zweifel. „Ein paar Kilometer weiter haben wir in Bad Endorf dann das Nadelöhr, auch in Rimsting und Prien sieht es in absehbarer Zeit nicht danach aus, als würden dort Umgehungen gebaut.“

Käme die Regierung dennoch zu dem Schluss, dass Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit gegeben seien, dann könne die Planung im StBA wieder anlaufen. Bis zum Bau einer Umgehung durch den Freistaat Bayern könne es dann aber noch sehr lange dauern. Denn es komme eine neue Bewertungssystematik zum Tragen, erklärt Leitner, die noch mehr als bisher die Akzeptanz eines Projekts vor Ort berücksichtige.

Mit 20 bis 30 Jahren von der Entscheidung bis zur Umsetzung rechnet das eine oder andere Mitglied der BI. Deswegen brauche die Bevölkerung dringend Querungshilfen–besser bekannt als Inseln – über die Staatsstraßen. Denn wie sonst solle der Ort in seiner Mitte, beruhigt, gestaltet und entwickelt werden. Diese Inseln, so Böck, seien – mal von der Polizei, mal vom Staatlichen Bauamt – immer wieder abgelehnt worden. An manchen Standorten reichte die Straßenbreite nicht für eine 2,5 Meter breite Insel – was Eisner bestätigte, an anderen hätten sie womöglich zu Rückstaus auf anderen Straßen geführt und egal wo, sei sowohl die Zahl der Unfälle wie auch der Fußgängerquerungen für Ausnahmeregelungen nicht hoch genug, erinnert sich Böck, Bürgermeister bis 2020, an die häufigsten Ablehnungsgründe.

Normalerweise zahlt das Land Bayern

Geht alles den normalen Weg, muss die Gemeinde keine üppigen Mittel einsetzen, dann zahlt Bayern. Schließlich geht es um zwei Staatsstraßen. Soll es schneller gehen, gibt es die Möglichkeit, ein staatliches Projekt in kommunaler Baulast zu übernehmen. Dann zahlt aber zunächst nur die Gemeinde. „Und das“, sagt die Bürgermeisterin, „ist finanziell einfach nicht drin.“

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