Ein echter Endorfer

von Redaktion

Leidenschaftlicher Bäcker: Josef Miedl starb mit 93 Jahren

Bad Endorf – Wenige Tage nach seinem 93. Geburtstag starb der Bäckermeister Josef Miedl. „Er war eine markante Persönlichkeit mit einem guten Gespür für die Gemeinde“, sagt Alois Loferer, heute Bürgermeister, „ein echter Endorfer“. „Ein ganz feiner Mensch mit einem großen Herz für die Vereine“ nennt ihn Martin Mühlnickel, heute der Leiter der Gemeindeverwaltung.

Josef „Sepp“ Miedl wurde als zweites von vier Kindern der Eheleute Susanne und Georg Miedl in Endorf geboren. Mit seinen Geschwistern Hans, Georg und Susanne wuchs er in Endorf auf, besuchte dort die Volksschule und war in der Endorfer Pfarrkirche Ministrant.

Noch vor der Schule
in die Backstube

Da sein Vater mit 42 Jahren viel zu früh starb, musste der kleine Sepp mit zwölf Jahren – wie auch seine jüngeren Geschwister – noch bevor es morgens in die Schule ging, in der Bäckerei helfen. Nach dem Schulabschluss folgte eine Bäckerlehre. Als junger Bäckergesell ging Sepp Miedl für ein halbes Jahr nach Berchtesgaden, um seine Konditoreikenntnisse zu erweitern.

Er machte den Meister und übernahm die Bäckerei seiner Eltern. 1961 heiratete Josef Miedl seine Annaliese. Zwei Söhne, Wolfgang und Manfred, bekommt das Paar. Fünf Enkel vergrößerten die Familie. 57 Jahre waren Annaliese und Sepp Miedl verheiratet.

Neben Familie, Kindern und dem weiteren Aufbau des Bäckereibetriebes war Sepp Miedl großer Gönner und Förderer der Gebirgsschützenkompanie Endorf/ Chiemgau, bei der er 1980 Gründungsmitglied des wiedergegründeten Vereins war. Er bekleidete viele Jahre das Amt des Leutnant-Zahlmeisters. Ein besonderes Highlight war für Sepp Miedl der Besuch in Rom zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt mit einer Delegation der Endorfer Gebirgsschützenkompanie. Die Gebirgsschützen trugen den Sarg zum Familiengrab.

Mit den Gebirgsschützen verbindet Alois Loferer sein einschneidendstes Erlebnis mit Sepp Miedl. Loferer, damals Teenager, war – ohne Vater – als Taferlbua bei einem riesigen Gebirgsschützentreffen in Innsbruck dabei. Es dauerte lange, es war heiß und im Festzelt gab es ausschließlich Bier. Alois Loferer, völlig überwältigt und ungeheuer durstig, war schier am Verzweifeln. „Da drückte mir der Sepp Miedl seinen sehr gut gefüllten Geldbeutel in die Hand und sagte: „Bua, geh, kauf Dir was zu trinken. Und wenn Du ein Eis magst, dann hol Dir halt eins“ – einfach so. Dieses Vertrauen hat mich sehr beeindruckt. Und ich war so erleichtert, dass er sich gekümmert hat“, erzählt Loferer.

Auch gehörte Miedl seit 1952 der Theatergesellschaft Endorf an und spielte in den verschiedensten Rollen mit. Lange war auch Skifahren und Bergwandern mit der Familie ein willkommener Ausgleich zum Berufsalltag.

Sepp Miedl war ein sehr gläubiger Mensch. So gehörte der sonntägliche Kirchgang oder die Vorabendmesse zum festen Bestandteil seines Lebens. Er liebte Musik und traf sich mit Freunden zum Kartenspielen.

Backleidenschaft zu vermitteln versucht

Backen war seine große Leidenschaft, die er auch den Kindern des Ortes zu vermitteln versuchte. Martin Mühlnickel erinnert sich noch gerne an seinen Besuch in der Backstube. Als Grundschüler durfte er damals Sauerteig probieren und sich am Schlingen von Brezen versuchen. „Hat nicht so wirklich geklappt“, sagt er trocken und muss bei der Erinnerung an Miedls elegante Handbewegung und die daraus resultierende Breze lächeln.

In der vierten Generation wird die Bäckerei von Sohn Manfred weitergeführt. Und die fünfte Generation steht in den Startlöchern. Maximilian und Michael, zwei der fünf Enkel, werden in den elterlichen Betrieb einsteigen, was Sepp Miedl sehr stolz machte. Rosi Ammelburger

Sylvia Hampel

Artikel 1 von 11