Prutting – „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, so heißt ein berühmter Spruch, der Michail Gorbatschow, dem ehemaligen Präsidenten der einstigen Sowjetunion, zugeschrieben wird. Die Pruttinger Version davon lautet: Wer gar nicht kommt, den bestraft das fehlende Wirtshaus. Denn am Montag, 23. Januar, geht im ehemaligen Gasthof zur Post die Bürgerbeteiligung zur Dorfentwicklung in eine weitere Runde.
Lokal ist seit
sechs Jahren dicht
Thema ab 19 Uhr ist die Wirtshauskultur im Ort, beziehungsweise eigentlich deren Fehlen. Denn seitdem die „Post“ vor sechs Jahren zugemacht hat, gibt es kein Wirtshaus mehr im Dorf.
Eine Tatsache, die den Pruttingern wehtut, arg wehtut sogar. Zumindest wenn man die Wünsche zum Maßstab nimmt, die in der Umfrage zur Dorfentwicklung und auch in der ersten Sitzungsrunde geäußert wurden. Da stand ein „neues“ Wirtshaus ganz oben. Ist das aber nun ein echtes Bedürfnis oder nur eine Form von Nostalgie?
Das ist eine entscheidende Frage, weshalb man an dem Abend zunächst einmal kurz erfahren wird, welche Rolle das Wirtshaus früher spielte als ein wesentliches Kommunikationszentrum der Orte. Um dann darüber zu diskutieren, welche Rolle ihm heute zukäme: Ist ein solches Kommunikationszentrum in Zeiten, in denen alle Welt sich in Echtzeit über die sozialen Medien austauschen kann, in denen so gut wie jeder Verein seinen eigenen Ausschank als Treffpunkt hat, überhaupt noch gefragt? Oder ist es vielleicht sogar jetzt erst recht gefragt und wie müsste es aussehen, um so viele Gäste anzuziehen, dass es sich für einen Wirt trägt?
Genauer um diesen Punkt soll es dann im dritten Teil des Abends gehen: Welche Betriebsformen gibt es, um ein Gasthaus in Prutting dauerhaft am Leben zu erhalten. Denkbar ist da viel: von einem Verein, der dem Wirt durch verschiedene Aktivitäten und Veranstaltungen zu regelmäßigen Gästen verhilft, bis zu Abo-Modellen, die eine dauerhafte Auslastung garantieren.
Anwesend wird an diesem Abend nicht nur Frank-Ulrich John von der DEHOGA Bayern sein, dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, sondern auch Georg Maier, der das Gasthaus zur Post bis 2017 führte. Er musste damals den Gaststättenbetrieb schließen, weil die Fremdenzimmer im Haus enorme Aufwendungen beim Brandschutz erfordert hätten. Das Wirtshaus allein, ohne Fremdenzimmer, aber nicht mehr wirtschaftlich weiterzuführen war. Er selbst wird, das hat er vorab schon klargestellt, den Betrieb nicht wieder aufnehmen, ist aber bereit, in die Diskussion über mögliche Betriebsformen sein Wissen und seine Erfahrung einbringen: Was hat Aussicht auf Erfolg, was eher weniger.
Wer geht auch
tatsächlich hin?
Einen entscheidenden Knackpunkt weiß Georg Maier schon jetzt zu benennen und ist sich da völlig mit Bürgermeister Johannes Thusbaß einig: „Das Problem ist, dass viele ein Wirtshaus im Ort als Bereicherung empfänden. Nur tatsächlich ins Wirtshaus gehen, damit es überleben kann, das tun dann nur wenige“. Von daher sei es schon mal entscheidend, wie viele Pruttinger zu der Veranstaltung kommen werden. Sind es nicht viele, bleibt es bei einer Handvoll – dann wäre, so befürchten Georg Maier wie Johannes Thusbaß, das Projekt im Grund gestorben, bevor es überhaupt anfing. Ganz egal, wie viele tolle Ideen die Anwesenden an diesem Abend eventuell hätten.
Johannes Thomae