Griesstätt/Schonstett/Aßling – „Ich komm wieder!“ Der Titel des Songs, der heute, Freitag, 20. Januar, online gegangen ist auf allen wichtigen Musikportalen, bringt perfekt auf den Punkt, wie Sio Steinberger sich fühlt: Elf Jahre nach der Veröffentlichung seines letzten Albums, mit dem er 2012 ebenfalls in drei Kategorien beim ältesten deutschen Musikpreis gewann, feiert er jetzt sein Comeback.
Produzent und
Sozialarbeiter
Weg war er nie, denn die Produktion eines neuen Samplers benötigt Zeit, die sich Sio Steinberger als Perfektionist, der mit den Großen der deutschen Rock- und Popszene arbeitet, auch bewusst nimmt. Außerdem hat der Aßlinger, der auch in Schonstett gewohnt hat und dessen Verein „Mensch und Erde“ in Griesstätt beheimatet ist, zwei Vollzeitberufe: Er ist Sänger, Songschreiber, Produzent, Label-Inhaber – und Sozialarbeiter.
„Ich komm wieder“ hat deshalb eine doppelte Bedeutung. Ja, er ist wieder da – und wie: in sieben Kategorien ausgezeichnet beim 40. deutschen Rock- und Pop-Preis für die erste Auskopplung seiner neuen CD, die im August erscheint. Doch Text und Musik widmen sich auch einem Thema, das Sio Steinberger persönlich intensiv beschäftigt hat: dem ausgebrannt sein. „Sie kam in kleinen Schritten, die Überdosis Stress, hab verdammt lang gelitten – ergab mich nie der Tristesse“, heißt es hier. Es ist ein mutmachendes Lied, denn es geht auch um das Aufstehen, um das wieder da sein, um neue Wege. Sie ist Sio Steinberger selber gegangen, denn bis 2006 hat er in einer Einrichtung für straffällig gewordene Kinder und Jugendliche in Glonn gearbeitet. „Ein heftiges Aggressionsfeld“, wie er heute sagt. Trotzdem war es beruflich gesehen eine der schönsten und erfolgreichsten Zeiten: Denn über Musik- und Videoprojekte erreichte er die Jugendlichen, zeigte ihnen kreativ neue Wege auf, mit Frustration und Aggression umzugehen. 80 Prozent der betreuten Kids wurden nicht wieder straffällig, freut er sich. Bis heute hat er Kontakt zu vielen, die sich aus der Spirale der Gewalt befreien konnten. Einige sind selber Künstler geworden.
Die Musik ist ein Instrument, das wirkt, die Kreativität ein Mittel, das neue positive Kräfte freisetzt, hat Sio Steinberger damals festgestellt. Sein Verein „Erde & Mensch“ setzt seine Projekte der Gewaltprävention weiter fort: Mit einem mobilen Ton- und Filmstudio geht Sio Steinberger dort hin, wo er die Kids erreicht: in Jugendzentren, Brennpunktschulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen. Derzeit arbeitet der Künstler als sozialpädagogischer Berater in einer heilpädagogischen Fördereinrichtung in Grafing mit Kindern, die autistisch sind oder unter Mehrfachstörungen leiden.
Viele Kids haben unter der Pandemie besonders gelitten, so seine Erfahrung. Vor allem junge Leute habe die Corona-Krise regelrecht gelähmt, sie müde und apathisch gemacht. Perspektivlos herumhängen, das sei eine große Gefahr. Jetzt gehe es darum, wieder reinzukommen ins normale Leben, sagt er. Er stellt fest, dass es immer schwerer wird, Teenager und junge Erwachsene aus den sozialen Brennpunktvierteln zu erreichen. Ein Alarmzeichen für ihn: „Die Sprache wird rauer“, sagt er. Die Neigung zur Gewalt nehme zu.
Bei seiner Mission, die Musik als Mittel der sozialen Arbeit einzusetzen, bekommt Sio Steinberger auch Unterstützung von den Stars der deutschen Rock- und Popstars.
Er hat bereits Charity-Alben mit Rio Reiser, Silbermond, Ich & Ich veröffentlicht und mit Peter Maffay zusammengearbeitet. Für das neue Album, das im August erscheint, hat er Freunde um sich versammelt, die schon mit der Spider-Murphy-Band, den Sportfreunden Stiller, den Ärzten oder mit Marius Müller Westernhagen auf der Bühne waren.
„Eine tolle
homogene Truppe“
Die neue Band, mit der er nach Herausgabe der CD auch auf Tour gehen wird, „ist eine tolle homogene Truppe“, freut er sich. Um die richtigen Partner ins Boot zu holen, hat er sich Zeit gelassen. Im August gibt Steinberger auch sein erstes Buch heraus – mit Texten aus 30 Jahren Musikerkarriere und mit Erfahrungen aus 30 Jahren Sozialarbeit. Er wird nicht nur Konzerte geben, sondern erstmals auch Lesungen. 2023 wird also sein Jahr, „ich komm wieder!“ passt perfekt – wobei: „Ich bin wieder da“, könnte es auch heißen.