Flintsbach – In der jüngsten Sitzung des Flintsbacher Gemeinderats stand die infrastrukturelle Versorgung der Burg Falkenstein auf der Tagesordnung. „Wer auf dem Areal der Burg Falkenstein ein Fest ausrichten und Gäste bewirten will, der benötigt dazu eine notwendige und sinnvolle Infrastruktur“, sagte Flintsbachs Erster Bürgermeister Stefan Lederwascher und zitierte sich dabei selbst aus früheren Sitzungen. Denn neben einer Versorgung der Gastronomie mit Strom muss der Veranstalter auch die erforderliche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bereitstellen. Kein leichtes Unterfangen, wenn der Veranstaltungsort ein kulturhistorisches Denkmal ist, so wie die Burgruine Falkenstein in Flintsbach.
Förderverein will
Areal besser nutzen
Die Burg Falkenstein steht seit dem Jahr 2009 im Eigentum der Umwelt-, Kultur- und Sozialstiftung im Landkreis Rosenheim. Während deren Aufgabe primär der Unterhalt der Burganlage ist, hat sich der im Jahr 2017 gegründete Förderverein zur Erforschung, Entwicklung und Erhaltung der Burgruine Falkenstein die Aufgabe gestellt, Maßnahmen zur Verschönerung und Belebung des Burgareals zu finanzieren. Dieser stellte nun bei der Gemeinde Flintsbach einen Antrag auf Herstellung eines Wasser- und Abwasseranschlusses. Vorausgegangen war eine intensive Diskussion im Förderverein über die weitere Nutzung des Burgareals.
Im Ergebnis stellte der Verein fest, dass als Voraussetzung für eine öffentliche Nutzung das Vorhandensein der beantragten Infrastruktur notwendig ist. Bislang erfolgte die Versorgung über einen vorhandenen Wasserspeicher. Allerdings darf dieses Wasser aufgrund einer bestehenden Abkochverfügung des Landratsamtes für öffentliche Zwecke nicht genutzt werden. Für das Abwasser steht ein regelmäßig zu leerender unterirdischer Behälter zur Verfügung. Dieser ist allerdings derzeit defekt und würde nicht über die notwendigen Kapazitäten für eine Veranstaltung verfügen, so der Förderverein zur aktuellen Situation.
Daher wurde der Antrag gestellt, die Burg Falkenstein an das gemeindliche Wasser- und Abwassernetz anzuschließen. Die gemeindlichen Mittel dafür sollen in die Haushaltsplanung für die Jahre 2024 bis 2026 aufgenommen werden.
Nach Aussagen des Denkmalschutzamtes soll ein Eingriff in den Untergrund der Burganlage möglichst vermieden werden. Als Haupttrasse für die Leitungen kommt der kürzlich angelegte Fußweg zur Burg infrage, denn dieser wurde bis zu 1,50 Meter aufgeschüttet. Dazu legte der Verein eine recht detaillierte Kostenschätzung in zwei Varianten vor.
In jedem Fall sei der Neubau einer Toilettenanlage erforderlich. Die Anlage könnte im Zugangsbereich in die Böschung eingebaut werden. Als zweite Variante wurde vom Landratsamt vorgeschlagen, das Areal südlich des Turms, auf dem sich heute ein Lagerschuppen befindet, zu nutzen. Die Gesamtkosten für Kanal und Wasser werden auf rund 300000 Euro brutto geschätzt. Die Toilettenanlage, deren Kosten der Förderverein tragen will, sind in beiden Kostenschätzungen nicht berücksichtigt.
Gemeinderatsmitglied Andreas Oppacher (Parteifreie Flintsbach-Fischbach) forderte die Vorlage eines Grobkonzeptes für die künftige Nutzung, aus der hervorgeht, was auf dem Gelände zugelassen wird und was nicht, sowie eine Nutzungsvereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Eigentümer der Burg, bevor er der Errichtung der Wasserleitung zustimmen könne: „Denn bestimmen, was dort passiert, wird immer der Eigentümer, das sollten wir vorher klären.“ Außerdem vermisste der Gemeinderat die Bereitschaft des Eigentümers und des Landratsamtes, sich an den Herstellungskosten zu beteiligen, die nach den derzeitigen Vorstellungen bei der Gemeinde beziehungsweise dem Förderverein liegen sollen.
„Der größte Nutzer des Areals wird Flintsbach selbst und deren Vereine sein. Wir benötigen erst eine Infrastruktur, dann wird sich eine Nutzung von ganz alleine ergeben“, sagte Gemeinderat Bernhard Pichler (CSU) und plädierte dafür, dass die Gemeinde zunächst ihren guten Willen zeigt und sich grundsätzlich dazu bereit erklärt, die Infrastruktur an der Burg herzustellen.
Anschluss an
Wassernetz
Für diesen Tagesordnungspunkt übernahm die Leitung der Gemeinderatssitzung der Vizebürgermeister Holger Steiner (Parteifreie Flintsbach-Fischbach), da der Bürgermeister Stefan Lederwascher kommissarischer Vorsitzender des Fördervereins ist und somit diesen Tagesordnungspunkt nicht behandeln durfte.
Schließlich sprach sich der Gemeinderat einstimmig dafür aus, die Burg Falkenstein grundsätzlich an das gemeindliche Wasser- und Abwassernetz anzuschließen. Allerdings sei zuvor ein Grobkonzept für die Nutzung auszuarbeiten und die Bereitschaft zur Kostenbeteiligung seitens des Landratsamtes zu klären.