Bad Aibling/Großkarolinenfeld – Es war eine ungewöhnliche Gemeinderatssitzung mit einem einmaligen Ergebnis: Im Bad Aiblinger Kursaal hat die deutliche Mehrheit der Bürgervertreter von sechs Kommunen dem Zusammenschluss zur Mangfalltal Energie GmbH zugestimmt.
Der Grundgedanke der Kooperation ist es, gemeinsam den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben und eine nachhaltige Energieversorgung aufzubauen. Damit will man nicht nur für mehr Unabhängigkeit sorgen, sondern auch bezahlbare Energie für die Bürger sicherstellen. (Das OVB berichtete.)
Idee kam bereits
2020 auf
Patrick Beyer vom Kooperationspartner Energie Südbayern (ESB) erklärte, dass man unter anderem auch neue Formen der Mobilität – etwa E-Mobilität – aktiv entwickeln und für die Bürger nutzbar machen wolle. Das Fokusgebiet liegt bei den Mangfalltal-Gemeinden Tuntenhausen, Feldkirchen-Westerham, Bruckmühl, Bad Feilnbach und Großkarolinenfeld sowie der Stadt Bad Aibling. „Intern nennen wir uns auch ‚der Wilde Westen‘“, verriet Großkarolinenfelds Bürgermeister Bernd Fessler.
Der regionale Energieversorger mit Beteiligung der Gemeinden wird in Zusammenarbeit mit der Stadtwerke-Tochter „Gas- und Wärme GmbH Bad Aibling“ sowie der ESB entwickelt. Ein erstes Arbeitstreffen hatte im vergangenen Juli stattgefunden. Die Idee kam bereits im Jahr 2020 auf und wurde 2021 erstmals den Bürgermeistern vorgetragen.
Das Eigenkapital der GmbH soll bei vier Millionen Euro liegen. Jede der sechs Kommunen investiert 496000 Euro und erhält 12,4 Prozent der Anteile, die ESB investiert 1024000 Euro und erhält 25,6 Prozent der Anteile. Die Gremien der Gesellschafterversammlung, des Aufsichtsrates und der Geschäftsführung sollen die regionale Verantwortung widerspiegeln.
Der Aufsichtsratsvorsitzende wird durch die Kommunen besetzt. Der oder die Geschäftsführer werden von der Gesellschafterversammlung gewählt, die wiederum von Vertretern der Kommunen und der ESB besetzt ist. Ein Kundencenter bei den Stadtwerken Bad Aibling soll als Anlaufstelle vor Ort eingerichtet werden – mit persönlichen und digitalen Kontaktmöglichkeiten. Bereits im Februar ist der Start der ersten Projektumsetzungen geplant. Ende des Jahres soll es mit der Gesellschaft losgehen.
„Heute ist ein historischer Moment“, meinte Beyer zur ungewöhnlichen Sitzung. Man sei in solch einer Runde noch nie zusammengekommen. „Wir wollen die Wertschöpfung in der Region behalten und eine sichere sowie nachhaltige Energie zu den Bürgern bekommen“, betonte er.
In der anschließenden Diskussion forderte Michael Günzl (Grüne) aus Feldkirchen-Westerham eine größtmögliche Transparenz. Die Gemeinderäte sollten sämtliche Infos rund um die Gesellschaft zur Einsicht bekommen. Josef Lausch (FW-GBV) aus Großkarolinenfeld regte an, sich nicht nur auf Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu konzentrieren, sondern auch die Biogasanlagen der Region einbeziehen.
„Historischer
Moment“
Die anschließende Abstimmung fiel eindeutig aus. Lediglich in den Gremien von Feldkirchen-Westerham und Bad Feilnbach gab es Gegenstimmen (19:3 und 15:3). Bad Aibling, Großkarolinenfeld, Tuntenhausen und Bruckmühl stimmten einstimmig für die Gründung.
„Ein überragendes Ergebnis“, kommentierte Bad Feilnbachs Bürgermeister Anton Wallner. Auch Bernd Fessler aus Großkarolinenfeld zeigte sich erfreut. „Globalisierung ist nicht alles! Wir haben heute einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan.“