Bruckmühl – Das Thermometer zeigt an diesem Tag zwar nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt an, doch immerhin scheint die Sonne. Und die wird gebraucht, um per Photovoltaikanlage Strom zu erzeugen. So wie es Martina Ranhartstetter-Hell und ihr Mann Johann Ranhartstetter auf ihrem Grundstück in Hornau bei Bruckmühl eigentlich geplant hatten. Doch daraus wird erst einmal nichts. Denn der Bruckmühler Marktgemeinderat hat dem Vorhaben eine Absage erteilt. „Jeder spricht von erneuerbarer Energie. Wenn wir das aber umsetzen wollen, dürfen wir das nicht“, sagt Ranhartstetter-Hell. „Da verstehe ich die Welt nicht mehr.“
Ökologisches
„Herzensprojekt“
Vor mehr als zehn Jahren hatte das Ehepaar, das in Rohrdorf eine Bio-Landwirtschaft betreibt, das Areal in Hornau, das direkt neben der Grünfuttertrocknungsanlage liegt und an die Kreisstraße RO8 angrenzt, von Martina Ranharstetter-Hells Eltern gepachtet. Mittlerweile sind sie selbst die Besitzer des Areals, von dem sie in der Vergangenheit Grünfutter für ihre Tiere gewonnen hatten. In der Zwischenzeit hat sich das Ehepaar aber auf Legehennen spezialisiert, das Grünfutter wird daher nicht mehr in diesem Ausmaß benötigt.
Eine neue Idee musste her – zumal Ranhartstetter-Hell in den vergangenen Monaten das Gefühl hatte, „dass durch die Energiekrise die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln deutlich abgenommen“ hat. Dennoch liegt es dem Ehepaar nach eigenen Angaben am Herzen, mit ökologischen Projekten Geld zu verdienen. So kamen die Rohrdorfer auf die Idee, das Areal für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage zu nutzen.
Ende Oktober stellten das Ehepaar bei der Marktgemeinde den Antrag auf „Aufstellung eines Bebauungsplanes sowie Änderung des Flächennutzungsplans zur Zulassung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage“. Die Anlage, deren Installation ohne Betonelemente erfolgen sollte, damit „keine Versiegelung der Fläche“ erfolgen würde, sollte rund 3,8 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen, wodurch nach Angaben der Antragsteller rund 850 Drei-Personen-Haushalte im Jahr mit Strom versorgt werden könnten.
Bei einem Vorgespräch mit der Gemeindeverwaltung hatten die Bio-Landwirte nach eigenen Angaben „ein gutes Gefühl“. „Wir haben zwar keine Zusage bekommen“, sagt Ranhartstetter-Hell. „Die Anwesenden haben uns aber schon das Gefühl vermittelt, dass sie von der Planung angetan sind.“ In der Januar-Sitzung des Marktgemeinderats dann die Ernüchterung: Mit deutlicher Mehrheit von 20 zu drei Stimmen lehnte das Gremium den Antrag ab. Vor allem der Aspekt, dass der Photovoltaikanlage eine landwirtschaftliche Fläche geopfert werden sollte, war vielen Gemeinderäten ein Dorn im Auge. Doch es gab auch Stimmen, die die Ablehnung „als fatales Zeichen“ in Hinblick auf die Energiewende bezeichneten. „Das ist ein fatales Zeichen“, ist sich das Ehepaar Ranhartstetter sicher. „ich habe wirklich das Gefühl, dass jeder erneuerbare Energie will, aber nicht vor seiner Haustür“, kann die Landwirtin die Entscheidung nicht nachvollziehen. „Wir sind selbst Bio-Landwirte, kommen aus der Region, ich bin hier sogar aufgewachsen und wir würden der Region ja auch etwas zurückgeben, in dem wir hier den Strom erzeugen.“
Und was ist mit dem Vorschlag von Marktgemeinderat Josef Staudt (SPD/PU), der eine Aufständerung in die Diskussion eingebracht hatte, damit unter den Modulen Landwirtschaft betrieben werden könnte? „Ich kenne diese sogenannten Agri-Photovoltaikanlagen“, sagt Ranhartstetter. „Das ist finanziell für Privatleute aber nicht stemmbar, sondern nur als Projekt, das durch öffentliche Stellen gefördert wird.“ So sind laut dem Bio-Landwirt die Kosten der Anlagen mehr als doppelt so hoch, der Stromertrag dagegen geringer als bei herkömmlichen Anlagen. Ranhartstetter: „Das rechnet sich für uns einfach nicht.“
„Das ist ein
herber Schlag“
Dass dennoch zwischen den Modulen Landwirtschaft betrieben werden könnte, hatte das Ehepaar nach eigenen Angaben aber nie ausgeschlossen. „Für uns wäre es beispielsweise durchaus denkbar, dass man dort einen Schäfer findet, der die Fläche für seine Herde nutzen kann, oder dass wir sogar selbst Schafe anschaffen“, sagt Ranhartstetter. Seine Ehefrau ergänzt: „Wenn das Gremium den Antrag wenigstens zurückgestellt hätte und uns aufgetragen hätte, weitere Hausaufgaben mit den Ideen aus dem Gremium zu machen, dann hätten wir wenigstens irgendwas in der Hand gehabt. Diese Ablehnung aber ist ein herber Schlag.“
Doch gibt es noch eine Chance für die Photovoltaik-Anlage bei Hornau? Der Marktgemeinderat hatte schließlich zeitgleich beschlossen, im Arbeitskreis (AK) Energie Rahmenbedingungen für derartige Photovoltaikanlagen im Gemeindegebiet zu erarbeiten. Einen genauen Termin fürs nächste AK-Treffen gibt es laut Anna Heimgartner, Sachbearbeiterin in der Gemeindeverwaltung für die Themen Energie, Umwelt und Wasserrecht, noch nicht. Es soll aber auf jeden Fall im Frühjahr stattfinden. Marktgemeinderat Josef Staudt, selbst Mitglied des AK, rät dem Landwirte-Ehepaar jedenfalls, das Projekt nicht ad acta zu legen. „Es ist ja noch nichts verloren“, sagt Staudt und verweist darauf, dass seiner Einschätzung nach „durchaus eine Mehrheit für ein derartiges Vorhaben“ bestünde. Viele Räte hätten sich allerdings „überfahren“ gefühlt. Staudt: „Wir wollen das eigentlich schon, müssen uns aber – auch in Hinblick auf mögliche weitere Anträge – Gedanken machen, in welcher Form.“
Er könne sowohl den Wunsch der Antragsteller als auch die Kritik seiner Gremiumskollegen, dass dort dann eine landwirtschaftliche Nutzfläche zum Opfer falle, nachvollziehen. Allerdings macht der SPD/PU-Rat auch klar: „Landwirtschaftlich gesehen ist das dort natürlich keine Premiumfläche.“ Verständnis hat er zudem dafür, dass das Ehepaar seinen Vorschlag, die Photovoltaikanlage aufzuständern, kritisch sieht. „Am Ende muss es natürlich auch wirtschaftlich sein.“ Es nütze nichts, eine Anlage unter dem Motto „nice to have“ zu haben, wenn es wirtschaftlich für den Betreiber keinen Sinn mache.
Daher findet es Staudt auch so wichtig, das Thema im AK Energie zu behandeln und die dortigen Ergebnisse dann dem Marktgemeinderat zur Abstimmung vorzulegen. Schließlich seien im Arbeitskreis „viele Fachleute“ vertreten. Staudt rechnet damit, dass die Empfehlungen „in einem überschaubaren Zeitraum“ erarbeitet werden könnten. Auch gegenüber einem möglichen Austausch des Arbeitskreises mit den Antragstellern zeigte sich der SPD/PU-Vertreter aufgeschlossen. Auch Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter (CSU/PW) findet es richtig, das Thema im Arbeitskreis Energie zu diskutieren und Richtlinien zu erarbeiten, die dann „wegweisend für weitere Anträge“ sind. Denn das in der Gemeinde in puncto Solarenergie noch Handlungsbedarf besteht, daran lässt der Rathauschef keine Zweifel. Aber: „Die überwiegende Meinung ist, dass wir zunächst einmal das Dachflächenpotenzial abschöpfen müssen.“
„Verwaltung enthält
sich jeder Bewertung“
Widersprechen möchte der Bürgermeister dem Rohrdorfer Ehepaar zudem in der Einschätzung des Vorgesprächs, bei dem er selbst anwesend war. Denn das die Verwaltung den Antragstellern das Gefühl einer positiven Tendenz gegeben haben könnte, könne er nicht bestätigen. „Die Verwaltung enthält sich schließlich jeder Bewertung“, so der Rathauschef, der dem Ehepaar rät: „Die Antragsteller sollen uns jetzt drei, vier Monate Zeit geben, bis wir unsere Linie haben.“ Dann könne das Projekt erneut auf den Prüfstand gestellt und – wenn möglich – an die Richtlinien der Kommune angepasst werden.
Das Rohrdorfer Landwirte-Ehepaar hat indes wenig Hoffnung, dass die Photovoltaikanlage dort realisiert werden wird. Und das, obwohl die Alternativen für die Nutzung der Fläche ihrer Ansicht nach deutlich schlechter wären. Ranhartstetter-Hell: „Wenn wir die Fläche einfach brachliegen lassen oder dort irgendwann ein Gewerbegebiet entsteht, dann hat die Landwirtschaft erst recht nichts davon.“