„Nur wir zwei und unser Versprechen“

von Redaktion

Hochzeit „to go“ – Spontane Trauungen am Valentinstag in Kiefersfelden

Kiefersfelden – „Ihr tut hier etwas ganz Großes.“ Mit diesen Worten empfing der evangelische Pfarrer Günter Nun am Valentinstagabend sieben Paare aus ganz Oberbayern in der Erlöserkirche von Kiefersfelden. Sie wollten sein Angebot annehmen, eine kirchliche Hochzeit in unkomplizierter Form zu begehen, ohne Bürokratie oder verpflichtende Traugespräche.

Die Initiative und Motivation dahinter erklärte Nun so: „Dies ist keine verrückte Idee eines überspannten Pfarrers, der in die Jahre gekommen ist, sondern ein wohlüberlegtes, ernstgemeintes Angebot, das in Übereinkunft mit der Ordnung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern steht und nicht weniger als jede andere kirchliche Trauung zählt.“

„Keine verrückte Idee
eines Überspannten“

Das große Medienecho hat ihn überrascht und, wie er gegenüber den Paaren meinte, auch etwas erschreckt, denn es ginge ihm nur um eines: „Bei der Trauung geht es um Liebe und dass uns Gott dabei sieht, nicht um das Bemühen, alles perfekt zu machen.“

Und eben in diesem Sinne gestaltete sich der Rahmen, der den trauwilligen Paaren in der Erlöserkirche von Kiefersfelden geboten wurde. Der Kirchenraum war festlich geschmückt mit Blumen, Kerzen und Luftballons in Herzform. Am Altar fand sich nicht nur der Pfarrer (mit Gitarre), sondern auch die Gospelband der Kirchengemeinde ein. Sie sorgten für die festliche Stimmung mit Liedern wie „Weil du die Liebe meines Lebens bist“, „Ich habe einen Schatz gefunden“, „Halt mich, dass ich schlafen kann“. 

Pfarrer Nun ließ die sieben Paare durch die Kirche einziehen und machte ihnen bewusst: „Ihr tut hier etwas ganz Großes, das Gültigkeit hat.“ Und genau in diesem Geiste holten sich die sieben Paare, festlich oder leger gekleidete Junge und Ältere, den kirchlichen Segen in einer würdigen und ernsthaften Atmosphäre – fernab von jedem Tamtam.

Dies kam auch in der Erinnerungsurkunde zum Ausdruck, die jedes Paar erhielt. Darin steht, dass sich das jeweilige Paar voreinander und vor Gott verspricht, einander zu lieben, einander zu helfen und füreinander sorgen zu wollen, ihr Leben lang. Sie werden als Paar gesegnet und dadurch der Liebe und des Beistandes Gottes versichert.

Rechtlich bindend ist die „Trauung to go“ allein gleichwohl nicht. Die Ehe wird erst im Standesamt geschlossen. Auch ins Kirchenbuch wird die Trauung erst eingetragen, wenn auch die standesamtliche Trauung vollzogen ist.

Die evangelische Landeskirche steht hinter dieser Aktion und sieht darin kein Kopieren der „Zustände wie in Las Vegas“.  Dekanin Dagmar Häfner-Becker beispielsweise traute am Valentinstag Paare in der Erlöserkirche in Rosenheim. Das Angebot richte sich eher an Paare, die bereits standesamtlich verheiratet sind, sich aber keine pompöse Hochzeit leisten können oder wollen oder die wegen Corona ihre kirchliche Trauung aufgeschoben hätten.

Die sieben Paare, getraut in einer einstündigen Feierstunde, sehen dies ähnlich. Ein junges Paar aus Flintsbach erzählte: „Wir sind seit Längerem standesamtlich getraut und haben bereits zweimal einen aufwendigen Anlauf zur kirchlichen Trauung gemacht. Jedesmal kam uns Corona dazwischen. Nun haben wir diesen Weg gewählt und sind glücklich darüber.“

„Hier kann man
sein, wie man ist“

Ein anderes Pärchen aus Dachau ist noch nicht standesamtlich vermählt, wählte mit dem Angebot „Trauung to go“ den ersten Schritt in die Ehe. Ihre Erklärung: „Hier kann man sein, wie man ist. Keine Perfektion. Kein riesiger Aufwand. Nur wir zwei und unser Versprechen.“ Auf die Frage nach der standesamtlichen Trauung zwinkerten sich die beiden zu und meinten: „Das wird der nächste Schritt.“

In einem waren sich die sieben Paare aus ganz Oberbayern einig: „Wir haben nicht gewusst, dass es so einen tollen Pfarrer gibt.“

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