Prutting – „Der Gemeinderat der Gemeinde Prutting befürwortet grundsätzlich den Bau einer Umgehungsstraße für die Ortsteile Aign/Niedernburg“. Als das Pruttinger Gremium einstimmig diesen Beschluss fasst, kommt unter den etwa 20 Besuchern der Sitzung spontaner Beifall auf. Keine Frage: die Anlieger an der Staatsstraße 2359 sind mittlerweile für jeden, auch den kleinsten Hoffnungsschimmer dankbar, dass die Verkehrsbelastung mitten in ihren Orten irgendwann ein Ende haben könnte.
Gemeinsame
Sache mit Vogtareuth
„Irgendwann“ ist dabei das richtige Stichwort. Denn der Gemeinderatsbeschluss kann ja zunächst nichts anderes sein, als die Absichtserklärung, Vorüberlegungen zum langfristigen Bau einer Ortsumgehung anzustellen. Immerhin: Auch in Vogtareuth hat man einen entsprechenden Beschluss gefasst. Für den Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner, der im Vorfeld signalisiert hatte, das Projekt zu unterstützen, ist „dieses gemeinsame Ergebnis der politischen Willensbildung“ ein wichtiges Zeichen: „Die Grundvoraussetzung ist geschaffen, in dieser Sache ziehen die beiden Gemeinden von nun an an einem Strang“. Dennoch: Mit einer Verwirklichung des Projektes noch in diesem Jahrzehnt ist kaum zu rechnen, selbst dann nicht, wenn es einfach wäre, die benötigten Grundstücke zu erwerben und es auch sonst keine Einwände gäbe.
Schon hier aber will Vogtareuths Bürgermeister Rudolf Leitmanstetter die Erwartungen bremsen: „Mit Verzögerungen ist zu rechnen, denn wie bei jedem Straßenneubauprojekt gibt es auch hier nicht nur Gewinner, sondern wird auch solche geben, die sich benachteiligt fühlen und Einwände vorbringen werden“.
Der realistischerweise zu erwartende Zeithorizont von etwa zehn Jahren für eine Verwirklichung aber stellt die beiden Bürgermeister vor ein Dilemma. Wenn man jetzt seitens der Gemeinden alle Kraft und allen Nachdruck in die Verwirklichung der Umgehung steckt, dann, so befürchtet Johannes Thusbaß, könnten kurzfristiger angelegte Versuche zur Verbesserung der Verkehrssituation auf wenig Resonanz bei allen übergeordneten Stellen stoßen. Beispiele dafür gibt es im Landkreis einige, etwa Rohrdorf. Dort hatte man seit Jahrzehnten geradezu darum gebettelt, die Unterführung unter der A8, ein für Fußgänger und Radfahrer schlichtweg gemeingefährliches Nadelöhr zwischen Rohrdorf und Thansau, möge ausgebaut werden. Alle Vorstöße aber wurden seit Jahrzehnten abgeschmettert mit dem immer gleichen Hinweis: „Der sechsspurige Ausbau der A8 steht demnächst bevor – dann wird auch die Unterführung kein Thema mehr sein.“
Drängt man jetzt aber vehement auf Verbesserungen der momentane Situation – etwa Fußgängerquerungen und die Sanierung des Straßenbelags durch Flüsterasphalt – und hat damit am Ende Erfolg, dann wiederum könnte eine Verwirklichung der Umgehungsstraße auf der Prioritätenliste des Verkehrswegeplans ganz weit nach hinten rutschen. Und damit alle Möglichkeiten, die sich dadurch nicht zuletzt für Prutting bei der Ortsentwicklung von Niedernburg ergäben.
Feststeht aber eines: Für die Anlieger ist die Situation eigentlich schon jetzt unhaltbar, denn der Verkehr wächst ständig an und damit Lärm, aber auch die Feinstaubbelastung. Eine amtliche Verkehrszählung aus dem Jahr 2021, deren Ergebnisse jetzt vorliegen, gibt eine Zunahme des Schwerlastverkehrs um 45 Prozent gegenüber 2015 an. Es handele sich dabei vor allem um Laster, die die parallel laufende, aber mautpflichtige B15 vermeiden möchten – das sei, so meint etwa Georg Plankl aus Aign für jeden anhand der Nummernschilder der Lkws eindeutig nachzuvollziehen.
Die große Frage ist, ob sich an diesem Lkw-Aufkommen etwas ändert, sobald die neue B15 fertiggestellt ist. Nicht wenige, wie etwa Rudolf Leitmannstetter aber auch sein Bürgermeisterkollege Karl Mair aus Stephanskirchen setzen darin große Hoffnungen, auch Klaus Stöttner zeigt sich diesbezüglich optimistisch. Die Anlieger sind davon weniger überzeugt. Denn der Hauptgrund für die Benützung der Staatstraße bleibt ihrer Ansicht ja bestehen: sie ist im Gegensatz zur B15 mautfrei.
Beschränkung der
Tonnage als Lösung
Spätestens wenn sich herausstellen sollte, dass sich die Hoffnungen auf eine Verkehrsreduzierung nicht erfüllen, bleibt nach Meinung der Anlieger deshalb nur noch eines: Auf der Staatsstraße eine Tonnagebeschränkung durchzusetzen. Eine Maßnahme die man, davon sind viele Anlieger ebenso wie der Pruttinger Gemeinderat überzeugt, eigentlich jetzt schon ergreifen könnte.