Kinder hüten im Regenwald

von Redaktion

18-jährige Lara Schreglmann aus Rechtmehring verbringt ihr Soziales Jahr in Costa Rica

Rechtmehring – Die Welt erkunden und fremde Kulturen kennenlernen: Das wollte Lara Schreglmann aus Rechtmehring. Nach ihrem Abitur entschied sich die 18-Jährige dazu, ein Jahr im Ausland zu verbringen. Da sie schon immer gut mit Kindern ausgekommen ist – als Babysitterin oder als Nachhilfelehrerin – stand für sie schnell fest, dass sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Kindertagesstätte absolvieren würde.

Bewerbung beim
Freiwilligendienst

Sie bewarb sich beim Freiwilligendienst „Weltwärts“. Dieser übernimmt 75 Prozent der Reisekosten und sucht eine Gastfamilie für die Bewerber. Da die 18-Jährige spanisch lernen wollte – obwohl sie es bis dahin gar nicht konnte – entschied sie sich für Costa Rica. Nach einem zweiwöchigen Sprachkurs begann für Lara Schreglmann das Abenteuer in dem Dorf Tabarcia de Mora. Es liegt ungefähr eine Stunde Fahrzeit von der Hauptstadt San José entfernt und befindet sich mitten im Regenwald. Dort lebt die 18-Jährige mit ihrer Gastfamilie. Im Nachbarort Guayabo arbeitet sie in einer Kinderbetreuung, dem Projekt „Sonrisas y Sueños“ (Lachen und Träume). Sie unterstützt dort die Erzieherinnen, leitet Englisch-Workshops, gibt Essen aus, bastelt mit den Mädchen und Buben, dekoriert die Tagesstätte und räumt auch mal auf – ein echter Fulltime-Job für die Abiturientin.

„Es gibt zwei Gruppen mit insgesamt 43 Kindern. Das ist wirklich anstrengend, muss ich schon sagen“, erzählt sie lachend. Nach einem halben Jahr im Arbeitsleben sei bei ihr Alltag eingekehrt. „Das ist es auch, was ich wollte. Das echte Leben erleben. Nicht nur schnell mal Urlaub machen.“

Zumal sie anfangs überhaupt kein Spanisch sprechen konnte. „Doch es ist unglaublich, wie schnell man eine Sprache lernen kann, wenn man davon umgeben ist“, sagt sie. Auch bei ihrer Gastfamilie habe sie sich schnell eingelebt. Sie wohnt bei einem Ehepaar mit zwei erwachsenen Kindern. „Die haben mich total herzlich aufgenommen und ich fühle mich sehr wohl“, erzählt sie.

Sehr laut,
wenn es regnet

Die Familie habe ein kleines Haus, teilweise mit Blechdach ausgestattet. „Es kann also auch sehr laut werden, wenn es regnet“, berichtet Lara Schreglmann. Auch die Mauern sind hier nicht so stark wie in Deutschland. „Es ist alles sehr hellhörig“, sagt sie. Ihr Zimmer hat viele Fenster, doch bis zum Dach reichen sie nicht. Nach oben ist ein großer Spalt offen. „In Costa Rica ist es glücklicherweise nicht so kalt in der Nacht“, sagt die 18-Jährige. „Und ich habe zwei Kuscheldecken und einen dicken Pullover von zuhause mitgebracht. Das geht dann schon“.

An den Wochenenden hat Lara Schreglmann frei und kann die Gegend erkunden. „Costa Rica ist traumhaft“, schwärmt sie. „Vulkane, Wasserfälle, Strand und Meer. Das Land hat so viel zu bieten.“ Sie sei auch schon in die Nachbarländer Panama und Nicaragua gereist. „Dadurch bin ich auch viel selbstständiger geworden. Übernachtungen und Busreisen muss ich selbst organisieren. Einfach mal Leute ansprechen, wohin welcher Bus fährt, das hat mich anfangs schon Überwindung gekostet. Mittlerweile ist es kein Problem mehr“, erzählt sie.

„Die Menschen sind sehr hilfsbereit. Doch man muss auch aufpassen. Es gibt reiche Leute, aber auch sehr viel Arme. Costa Rica wird auch als die ‚Schweiz von Mittelamerika‘ bezeichnet, weil es noch als relativ sicher gilt. Doch es gibt natürlich Überfälle und Räuber. Als Frau würde ich jetzt nicht abends alleine rumlaufen. Meistens bin ich mit meiner Gastmutter unterwegs. Sie ist mir wirklich ans Herz gewachsen, kümmert sich um mich und schaut, dass ich abends nach Hause komme“, erzählt sie.

Manchmal besucht Lara Schreglmann eine Freundin, die auch in der Kinderbetreuung arbeitet und ebenfalls aus Deutschland kommt. „Sie wohnt fünf Minuten entfernt. Da gehe ich schon hin. Anfangs hat mich der Sohn meiner Gasteltern begleitet, aber es gab nie Probleme“, erzählt sie.

Auf die Reise vorbereitet wurde sie im Rahmen des Projekts von „Weltwärts“. „In Costa Rica gibt es auch gefährliche Tiere. Hier leben wir ja im Regenwald. Es gibt Affen, Nasenbären, Papageien und Krokodile. Man kann also auch nicht überall ins Wasser springen, das sollte man schon wissen“, erklärt die 18-Jährige.

Auch auf Schlangen und Spinnen müsse man sich einstellen. „Schlangen habe ich schon öfter an Bäumen gesehen, doch wenn man sie in Ruhe lässt, ist es kein Problem“. Auf Spinnen treffe sie öfter, auch weil ihr Zimmer nach oben offen ist. „Einmal bin ich im Dunkeln ins Bad gegangen und habe das Licht angemacht. Da saß direkt unter dem Schalter eine fette Spinne. Der Schock meines Lebens!“, erzählt sie lachend. Und Kakerlaken gebe es überall. „Kann schon passieren, dass ich im Rucksack eine finde, die sich gerade über mein Essen hermacht“.

Wie es nach dem Jahr in Costa Rica weiter geht, weiß die Abiturientin schon: Sie will Jura studieren. „Ich denke nicht, dass ich mein Leben lang in der Kita arbeiten will. Eins habe ich dort schnell gemerkt: Es ist oft überfordernd, gerade wenn viele Mädchen und Buben da sind. Aber eben auch manchmal unterfordernd. Deswegen habe ich mich für ein Studium entschieden.“

Zu Ostern
kommt die Familie

Über Ostern bekommt Lara Schreglmann Besuch von ihrer Familie, darauf freut sie sich besonders. Denn auch, wenn sie mit ihrer Familie und Freunden in Kontakt ist, plagt sie manchmal das Heimweh. „Besonders an Weihnachten war es schwierig für mich“, sagt sie. „Ich war in der neunten Klasse drei Monate in Frankreich, da war es kein Problem. Aber ein Jahr von zuhause weg ist schon lange.“ Umso mehr genießt sie es, dass ihre Mama, der Lebensgefährte ihrer Mutter und ihr kleiner Bruder die Reise nach Costa Rica auf sich nehmen. „Ich will ihnen alles zeigen. Videotelefonieren ist ja ganz schön, aber es ist etwas anderes, hier zu leben“, erklärt sie.

Das FSJ wird von der Organisation „Weltwärts“ finanziell unterstützt, 25 Prozent muss die 18-Jährige selbst bezahlen, das entspricht 3000 Euro. Durch sogenanntes „Fund-Raising“ sammelt sie dafür Geld. Wer Lara Schreglmann mit einer kleinen Spende dabei helfen will, kann sich unter der E-Mail lara.schreglmann@icloud.com an sie wenden.

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