Wenig Worte und viel Einsatz

von Redaktion

Nach 30 Jahren als Rohrdorfer Feuerwehrchef nimmt Sepp Piezinger seinen Abschied

Rohrdorf – „Es ist schwer ganz zu begreifen, was es heißt, 30 Jahre Feuerwehrchef gewesen zu sein, wenn man selbst erst 32 Jahre alt ist“, sagte Bürgermeister Simon Hausstetter. Eines ist aber klar: Alles, was heute in Rohrdorf Feuerwehr ist, trägt seine Handschrift – Material, Fahrzeuge und das Feuerwehrhaus, für dessen Bau er in Altbürgermeister Fritz Tischner einen kongenialen Partner hatte.

Hartnäckiger
Verhandlungspartner

Wenn es um die Ausrüstung für „seine“ Feuerwehr ging, war Sepp Piezinger ein durchaus hartnäckiger Verhandlungspartner. Wobei es ihm nie um „Gimmicks“ ging, ums bloße Haben von technischem Material, sondern immer darum, die Einsatzfähigkeit im Feuerwehralltag effektiv zu verbessern. Denn Sepp Piezinger war und ist ein Mann der Praxis, im Brotberuf Handwerker und dabei einer der alten Schule: Einer, für den es keine unlösbaren Probleme gibt, sondern nur Herausforderungen, die mit viel Geschick und Einfallsreichtum bewältigt werden wollen. 

Darüber viele Worte zu machen ist Sepp Piezingers Sache nicht, war es auch nicht bei der jüngsten Jahresversammlung, bei der er offiziell als Kommandant verabschiedet wurde. Für ihn galt immer die Devise „anpacken statt reden“. Ein Beispiel dafür auch der Bombenfund im Sommer 2022. Piezinger hätte eigentlich Teil der Einsatzleitung sein sollen. Doch er zog es vor, draußen bei seinen Männern zu sein, die an diesem 29. Juli die Evakuierungszone absicherten und die Verkehrsumleitung übernahmen.

„Geführt wird von vorn“, erklärte der ehemalige Fallschirmjäger sein Verhalten. Wobei er unter „Führung“ immer auch die Sorge um seine Truppe verstand, die er an jenem glühend heißen Sommertag mit Essen und vor allem Getränken „belieferte“. Diejenigen, die von der Einsatzleitung dafür vorgesehen waren, waren ihm – typisch Piezinger – schlicht nicht schnell genug. Kein Wunder, dass „der Sepp“ von seinen Feuerwehrkollegen hoch geschätzt wurde und immer noch wird. Eine ganz wesentliche Voraussetzung, wenn man aus den Männern die hochprofessionelle und schlagkräftige Truppe formen will, als die sich die Rohrdorfer Feuerwehr heute darstellt.

„Man wusste einfach: Man kann sich auf ihn felsenfest verlassen, denn er hat immer an alles gedacht“, sagt Alfred Fischbacher, seit 1. Januar sein Nachfolger als Kommandant. Und: „Er forderte viel, aber nichts, was er nicht selbst zu tun bereit gewesen wäre.  Und wenn Fehler passierten, gab‘s einen kurzen, gerechtfertigten Anschiss, danach war die Sache erledigt.“

Beim offiziellen Abschied als Kommandant so etwas wie Rührung zu zeigen – das wäre völlig untypisch für Sepp Piezinger. Am nächsten kam er diesem Gefühl wohl nach einer Feuerwehrleistungsprüfung im vergangenen Jahr.

Dabei war am Fahrzeug eine elektrische Leitung an der Hydraulikpumpe gerissen, die Spreizer und Schere versorgt. Bei der Prüfung, die damit in Gefahr geriet, lästig. Im Ernstfall aber fatal, auch wenn genau aus diesem Grund zu Unfällen meist zwei ähnlich ausgerüstete Fahrzeuge geschickt werden. Die Rohrdorfer Feuerwehrler aber behielten die Nerven und konnten den Schaden binnen kurzer Zeit durch Improvisation und mit Bordmitteln beheben.

Zwei Geschenke
von der Truppe

Nach dieser Übung, für die die Rohrdorfer von den Prüfern der Kreisbrandinspektion hoch gelobt worden waren, sah man selbst Sepp Piezinger Gefühle an: „Es ist schön, wenn man weiß: Man kann sich auf euch voll und ganz verlassen“, lobte er seine Truppe.

Seine Männer bedankten sich bei ihm für seine Lebensleistung ganz nach Piezingers eigener Manier: Mit wenig Worten, dafür aber mit zwei „Geschenken“, die wirklich von Herzen kamen: Mit einem Bild der gesamten Truppe und der Ernennung zum Ehrenkommandanten. Eine Würdigung, die bei allen Feuerwehren im Landkreis nur ganz wenigen zuteil wird.

Ehrung langjähriger Mitglieder

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