Molière auf Bairisch

von Redaktion

Premiere von „Der eingebildete Kranke“ am Samstag in Rohrdorf

Rohrdorf – Plattler-Proben, Versammlungen, Veranstaltungen der Volkshochschule: Es ist nicht so, dass der Anbau ans Achentaler Heimathaus ungenützt geblieben wäre seit seiner Einweihung im Mai 2019. Aber Theater gespielt wurde dort noch nie. Dabei sollte das mit ein Hauptverwendungszweck der Erweiterung sein, in die 3000 ehrenamtliche Arbeitsstunden und rund eine halbe Million Euro investiert wurden. Schuld war schlicht und einfach die Corona-Pandemie. Denn wie viele andere hatte der Virus auch die Theatertruppe des Trachtenvereins kurz vorm Ziel ausgebremst. 2020 stand man bereits unmittelbar vor der Generalprobe, als über Nacht Schluss war.

Adaption von
Leopold Ahlsen

Jetzt aber wird es so weit sein. Am Samstag, 18. März, findet gewissermaßen eine doppelte Premiere statt: Zum ersten Mal nach Corona wieder Theater spielen und zum ersten Mal auf der „neuen“ Bühne im Achentaler Heimathaus. „Der eingebildete Kranke“ von Molière wird allerdings nicht im Original, sondern in einer bayerischen Adaption gespielt – vorgenommen von Leopold Ahlsen, der Mitglied der Münchner Turmschreiber war und erst 2018 verstorben ist.

Ahlsens Version lebt viel von der Sprache, vor allem dem Gegensatz zwischen dem herzhaften Bairisch, das der arme, vermeintlich schwer kranke Sylvester (Festl) Argan spricht, und dem gespreizten Hochdeutsch seiner Ärzte und Apotheker. Die haben in ihm ein Opfer gefunden, das sich willig aussaugen lässt. Wobei man bei Arzt wie Apotheker nicht weiß, was sie nun mehr auszeichnet: Geldgier oder schlichtes Unvermögen.

Der „Kranke“ wird jedenfalls immer kränker. Er selbst sieht seine einzige Chance in noch mehr Ärzten. Deshalb versucht er, seine Tochter einem Verwandten seines Hausarztes zur Frau zu geben. Der ist, wie sein Vater, ebenfalls Arzt, weshalb Argan dann drei Doktoren in seiner Familie hätte: Das könnte es vielleicht noch richten.

Das Unheil würde seinen Lauf nehmen, wäre da nicht die Dienstbotin Toni und Argans Bruder Bartl, die beide mit gesundem Menschenverstand gesegnet sind und überdies das Herz am rechten Fleck haben. Sie versuchen, Argan immer wieder klarzumachen, dass es keine echte Krankheit ist, die ihn in ihren Klauen schüttelt, sondern nur die Einbildung davon. Lange vergebens, bis ihm am Ende ein Experiment die Augen öffnet.

Molières Stück, wie gesagt ein echter Klassiker, ist noch heute urkomisch – in der Bearbeitung von Ahlsen erst recht. Und bei den Proben konnte man erleben, die Rohrdorfer Theaterleute sind in der Lage, dieses Potenzial voll auszureizen. Toni Wufka, Georg Dick, Veronika Faltermeier, Leo Fischbacher, Anna Hausstetter, Karin Piezinger, Martin Schmid, Jakob Wagner, Benno Westner und Markus Auer – sie alle erweisen sich für ihre Rollen als perfekte Besetzung.

Urkomische
Inszenierung

Molière selbst soll einmal gesagt haben, es sei „die Aufgabe der Komödie, den Menschen zu verbessern“. Den Rohrdorfer Theaterleuten wird es jedoch wohl reichen, wenn sie ihr Publikum an den acht Aufführungsterminen zu herzhaftem Lachen gebracht haben. Und dass dies gelingt, daran besteht, den Proben nach zu schließen, keinerlei Zweifel.

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