Neubeuern – „Heute stehen wir vor dem Rohbau des genossenschaftlichen Mehrfamilienhauses am Mutzenweg 10“, stellte der geschäftsführende Vorsitzende der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft eG Wasserburg (GWG), Martin Hintermayr, bei seiner Ansprache fest. „Der Weg dahin war lang“.
Wegen Baumängel
nicht mehr nutzbar
Bereits Anfang 2020 fand ein erstes Gespräch im Rathaus wegen einer grundsätzlichen Zusammenarbeit für genossenschaftliches Wohnen in Neubeuern mit dem Ersten Bürgermeister Christoph Schneider (Unabhängige Neubeurer) statt. Mitte des Jahres 2020 wurde bereits das Haus am Mutzenweg 10, welches der Marktgemeinde gehörte, in Augenschein genommen und festgestellt, dass es erhebliche Baumängel aufwies und nicht weiter nutzbar war. Die Immobilie sollte deshalb abgerissen werden, um mit einem Neubau ein Angebot an Mietwohnungen für Neubeuern zu schaffen.
Durch einen Gemeinderatsbeschluss wurde im April 2021 das Haus mit Grundstück an die Genossenschaft verkauft. Aus der ursprünglichen Planung für sechs Wohnungen wurden es letztendlich fünf und im September 2022 konnte mit dem Bau begonnen werden.
Das war allerdings ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, denn im Jahr 2022 haben sich die Baukosten vervierfacht. Nur um alleine die Zinsen für ein Bauvorhaben in dieser Größenordnung zu finanzieren, müsste bei den derzeitigen Baukosten der Mietpreis pro Quadratmeter bei 15 Euro liegen. Ein Jahr vorher lag er noch bei vier Euro.
Das ist für einen Investor nicht lukrativ und der Mietwohnungsbau kommt damit fast zum Erliegen. „Aber unsere Wohnungsbaugenossenschaft baut weiterhin, denn sie hat den satzungsgemäßen Auftrag, sozialorientierte Bedingungen zu schaffen“, erläuterte Martin Hintermayr. Trotzdem ist es eine große Herausforderung, weil die erhöhten Kosten nicht auf die Mietpreise umgelegt werden können.
Trotz der knappen Kapazität wurden viele einheimische Firmen gefunden, die das Bauvorhaben umsetzen und sowohl der Zeitplan als auch die Baukosten sind im zwar erhöhten, aber geplanten Rahmen geblieben.
„Ich bin stolz darauf, dass unser erstes genossenschaftliches Bauprojekt in der Endphase steht und man eine Vorstellungskraft bekommt, dass wir in der Gemeinde noch mehr davon brauchen“, freute sich Bürgermeister Schneider. Die Nachfrage steigt merklich an, etwa ältere Leute, die Barrierefreiheit brauchen, junge Pärchen, die von zuhause ausziehen wollen oder Familien, die sich kein Eigenheim mehr leisten können. „Wir müssen sichtbar machen, dass genossenschaftlicher Wohnraum ein Modell für die Zukunft ist.“
Die nach hohem Baustandart ausgestatteten Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen werden bevorzugt an Neubeurer Bürger vergeben.
Bewerbungen sind ab sofort schriftlich oder online bei der GWG möglich und werden im Mai/Juni dieses Jahres ausgewertet. Die Mietverträge könnten im August/September geschlossen werden und der Mietbeginn ist nach heutigem Stand der 1. Dezember.
„Als sozial orientiertes Unternehmen nehmen wir den Mietpreis, den wir brauchen und nicht den, den wir am Markt erzielen können“, erläuterte Martin Hintermayr den Grundsatz der Genossenschaft. „Für dieses Bauvorhaben haben wir uns entschieden, die monatliche Kaltmiete auf 10,50 Euro pro Quadratmeter festzulegen und damit liegen wir erheblich unter vergleichbaren Angeboten in der Region und begrenzen den Mietpreisanstieg für die nächsten zehn Jahre auf drei Prozent pro Jahr“, ergänzte Hintermayr die Preispolitik.
Bei Auszug
Anteile zurück
Die Mieter sind gleichzeitig Mitglieder in der Genossenschaft und aus dieser Konstellation ergibt sich ein starkes Mietverhältnis. Im Rahmen der Vermietung zeichnet der Mieter drei Geschäftsanteile in Höhe von 465 Euro, das sind pro Anteil 155 Euro.
Der Mieter geht ein eigentumsähnliches Mietverhältnis ein und ist damit vor einer Eigenbedarfskündigung geschützt. Bei einem Auszug oder Kündigung erhält der Mieter seine Anteile wieder zurück.