Neubeuern – Nach der langen Corona-Pause, in der die Inhalte der vorgeschriebenen Bürgerversammlungen nur online abrufbar waren, fand sie in diesem Jahr endlich wieder öffentlich statt.
Der Hauptpunkt war die Vorstellung der Ergebnisse der Bürgerbefragung durch den Kommunalberater Ralf Stappen von der „SP Group Kommunal- und Nachhaltigkeitsberatung“. Bürgermeister Christoph Schneider (Unabhängige Neubeurer) berichtete, dass der Fragebogen gemeinsam mit Ralf Stappen erstellt wurde, der das bereits für viele Gemeinden gemacht hat.
Meinungen
objektivieren
„Diese Bürgerbefragung ist ein gutes Instrument die Meinung der Bürger festzustellen und, das ist das Wichtigste, Meinungen zu objektivieren“, erläuterte Ralf Stappen, „damit man ein breites Bild davon bekommt, was die Bürger in Neubeuern in Richtung Bürgerzufriedenheit, Nachhaltigkeit und Gemeinwohl.“ Die Bürgerbefragung wurde als Haushaltsbefragung sowohl online als auch mit Fragebogen durchgeführt. Über 1850 Fragebögen wurden verteilt und 461 Teilnehmer haben geantwortet, davon 331 analog und 130 online. Die Rücklaufquote liegt bei 25 Prozent.
Auffällig war, dass es wenig junge Teilnehmer gab, die Hauptteilnehmerzahl lag zwischen 40 und 65 plus. Der Anteil der teilnehmenden Männer lag bei 53 Prozent, der der Frauen bei 46 Prozent und ein Prozent bei den Diversen.
Das lebendige Vereinsleben in Neubeuern spiegelt sich darin, dass 46 Prozent aktive Mitglieder und 54 Prozent passive Mitglieder in einem oder mehreren Vereinen sind.
Mit der Lebensqualität in Neubeuern sind 54,33 Prozent sehr zufrieden und zufrieden sind 42,52 Prozent. In der genaueren Differenzierung sieht das dann aber nicht ganz so gut aus, denn es gibt in einzelnen Bereichen doch eine große Unzufriedenheit.
Während es bei den Lebensbedingungen für Familien, Kinder und Kleinkinder eine vorwiegend positive Bewertung gibt, die Senioren noch relativ zufrieden sind, sieht es bei den Singles, jungen Erwachsenen und Jugendlichen nicht so gut aus. Eine große Unzufriedenheit gibt es bezüglich der Wohnungsangebote im Allgemeinen (Familien, Senioren, Singles) und bezahlbarem Wohnraum. Auch beim Mehrgenerationenwohnen und Erwerb von Bauland allgemein oder speziell für Einheimische ist die Unzufriedenheit groß. Ebenso lässt die Barrierefreiheit zu wünschen übrig. Mit dem Ortsbild sind über die Hälfte zufrieden.
Junge und Alte
sind zufrieden
Wesentlich positiver sieht es im sozialen Bereich aus. Bei den Angeboten für Kinder und Jugendliche sowie Senioren ist die Zufriedenheit bei 75 Prozent, obwohl die Senioren sich im Einzelnen noch mehr Begegnungsmöglichkeiten wünschen würden. Bei der Kinderbetreuung liegt die Zufriedenheit bei über 80 Prozent. Auch die Integration von Neubürgern gelingt bei fast 80 Prozent, was gegenüber anderen Gemeinden keine Selbstverständlichkeit ist. Man kennt sich hier vor Ort und es gibt keine Anonymität wie in Städten. Die Integration ausländischer Mitbürger ist sehr gut (über 85 Prozent). Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung und die Unterstützung sozial Benachteiligter gelingen nicht ganz so gut, die Zufriedenheit darüber liegt aber doch bei etwas unter 70 Prozent.
Mit den Einkaufsmöglichkeiten und Angeboten vor Ort sind 70 Prozent zufrieden, weniger allerdings mit dem Angebot an Arbeitsplätzen. Eine noch größere Unzufriedenheit gibt es mit den Angeboten an Weiterbildungsmöglichkeiten.
Mit der Internetversorgung über Breitband und Mobilfunk besteht eine Unzufriedenheit von 55 Prozent, wobei sich die Unzufriedenheit mit Sicherheit mehr auf den Mobilfunk zurückführen lässt.
Eine sehr hohe Zufriedenheit besteht bei den kulturellen Angeboten wie Musik und Kunst (über 90 Prozent). Auch mit den Angeboten der Vereine sind die Befragten sehr zufrieden. Trotz der Vielfalt der Sportangebote (Zufriedenheit etwas über 80 Prozent) ist der Wunsch nach moderneren Sportarten aufgetaucht. „Diese Zufriedenheit zeichnet Neubeuern auch ein Stück weit aus“, so Rolf Stappen, „denn dieser Bereich ist hier ganz natürlich gewachsen“.
Bedingt durch die derzeitige Energiekrise hat das Thema Nachhaltigkeit und Energie eine ganz neue Wertigkeit und Dimension bekommen. Die Naherholung im Grünen hat hier eine Zufriedenheit von fast 100 Prozent, während demgegenüber die Energiepreise einen Unzufriedenheitswert von 85 Prozent haben. Mit dem kommunalen Klimaschutz ist die Hälfte unzufrieden und es gab hierzu auch sehr viele Vorschläge der Befragten, aber der Bürgerservice und die -information finden mit über 80 Prozent Zustimmung.
Ein Wohnort
für Familien
Auf die Fragen, wie wichtig der Handlungsbedarf für eine langfristige Gemeindeentwicklung eingeschätzt wird, wurden umfassende Antworten gegeben. Dabei wird dem Wohnort für Familien mit 100 Prozent die höchste Priorität eingeräumt, ebenso für eine kinder- und familienfreundliche Gemeinde. Ebenfalls hoch eingeschätzt wird eine altersgerechte Gemeinde, ein Wohnort für Senioren, eine Gemeinde, in der Bürger bei wichtigen Projekten beteiligt werden, eine Gemeinde, in der Bürger bei wichtigen Projekten beteiligt werden und eine Gemeinde engagierter Bürger.
Nachhaltigkeit, örtlicher Klimaschutz, Eigenerzeugung von erneuerbarer Energie wurden mit über 90 Prozent als sehr wichtig erachtet.