„Boulevard Bahnhofstraße“

von Redaktion

Bad Endorf will weg vom unattraktiven Leerstand und hin zur Flaniermeile

Bad Endorf – „Schaufensterbummel ist nicht unsere Stärke“, gibt Peter Helfmeyer, Bad Endorfs Kurdirektor, bereitwillig zu. Natur, Kultur, Gesundheit ja – aber zum Bummeln müsse er Gäste nach Wasserburg und Rosenheim schicken. Denn im Ort hätten sie schnell alles gesehen. Unbefriedigend für den Kurdirektor.

Unbefriedigend ist das auch für den Vorsitzenden des Gewerbevereins. „Wir wissen nicht so genau, was wir tun sollen“, sagt Matthias Bergelt. Es sei kein einfaches Thema – und beileibe nicht nur in Bad Endorf. „Die Situation des Einzelhandels ist in allen Innenstädten angespannt.“ Wie ja gerade das Drama um Galeria Karstadt Kaufhof wieder gezeigt habe. Vor einigen Jahren gab es auf der Internetseite des Gewerbeverbandes zu diesem Thema sogar eine Infobörse.

Etliche Geschäfte
stehen leer

Matthias Bergelt weiß von derzeit nur drei Hausbesitzern, die aktiv auf der Suche nach neuen Mietern sind. Etliche Geschäfte an der Bahnhofstraße stünden schon seit zehn Jahren und mehr leer, so Bergelt. „Einige potenzielle Vermieter haben es einfach nicht nötig, die Ladenräume zu vermieten“, so der Vorsitzende des Gewerbevereins. Und andere langen bei Mieten und Pachten zum Teil richtig zu, ergänzt Helfmeyer, „und damit haben dann die Betreiber mächtig zu kämpfen.“

Er ist froh, dass bei den beiden „Magneten“ im Einzelhandel, bei Sport und Schuh Oberhorner und Möbel Rieder, die Nachfolge geregelt ist und mittlerweile die junge Generation übernommen hat. Die Fahnen und Aufkleber zum Räumungsverkauf am Möbelhaus sähen zwar alarmierend aus, es gehe aber nur darum, Platz für die neuen Kollektionen zu schaffen, erklärt Helfmeyer.

Was einen Schaufensterbummel nicht attraktiver macht: Einige Gebäude stehen zwar nicht leer, sind aber an Handwerker und Dienstleister vermietet. Da sind dann die Schaufenster beim Pflegedienst, Versicherungsbüro oder Bestattungsunternehmen wegen der Privatsphäre eher verklebt. „Ja, da ist der optische Eindruck nicht immer prächtig“, sagt Bergelt dazu.

Die Parkplatzsituation im Bad Endorfer Zentrum ist nach Ansicht von Bergelt gar nicht so schlecht. Parkplätze seien keine Mangelware. Vor jedem Geschäft könne man jedoch nicht halten, zum Teil müsse man ein paar Meter laufen. Vom Bauernmarktgelände zur Bahnhofstraße zum Beispiel.

In einem sind sich Gewerbeverband, Kurdirektor und Bürgermeister einig: Ändern können sie nur gemeinsam etwas. Und: Grundlage aller Veränderungen muss das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) sein. Das müsse zügig vorangetrieben werden, fordert der Kurdirektor. „Es geht richtig los, wenn der Kreisverkehr am Kirchplatz fertig ist“, sagt Bürgermeister Alois Loferer.

Wann das ist, das ist noch nicht klar. Baubeginn soll möglichst bald, spätestens 2024, sein. Alexander Eisner vom staatlichen Bauamt kann aber noch nicht abschätzen, wie lange die Bauarbeiten dauern werden. „Das kommt darauf an, wie es läuft“, sagt er. „Wir können die Straße nicht komplett sperren, es wird verschiedene Bauabschnitte geben“.

Ist der Kreisel fertig, dann beginnt der „Kraftakt gemeinsam mit Hauseigentümern und Gewerbe“, so Loferer. Denn dann soll die Durchgangsstraße Bahnhofstraße, auf der sich derzeit täglich eine Blechlawine ergießt, zum „Boulevard Bahnhofstraße“ werden.

Mit Kreisel am
Kirchplatz geht es los

Mit Tempo 30, sanierten Fassaden, Bäumen, Bänken und noch mehr, was die Ortsmitte für Gäste und Einheimische attraktiver macht. „Ich würde mir ganz viele hübsche kleine Läden wünschen“, sagt Helfmeyer. Damit er Kurgäste nicht mehr zum Schaufensterbummel nach Wasserburg schicken muss.

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