Es darf auch gejubelt werden

von Redaktion

Trauredner Martin Bongard über freie Trauung und Youtube-Sieg

Bad Feilnbach – Ein Brautpaar barfuß am Strand, geschmückte Alpakas als Hochzeitsgäste am Tegernsee oder ein dreitägiger Hochzeitsrave – seit sich Martin Bongard neben seinem Beruf im Marketing und Vertrieb als Trauredner bei freien Hochzeiten einen Namen macht, steckt er mittendrin in den wichtigsten Momenten im Leben eines Paares, wie sie verschiedener nicht sein könnten.

Die freie Trauung – also ohne Standesbeamte oder Pfarrer – erfreut sich bei Hochzeitspaaren immer größerer Beliebtheit. Deshalb hat diese Sparte auch Eingang in die Hochzeitshow „Wedding King Awards“ gefunden, die auf Youtube gestreamt wird. Dort tritt Bongard um den Titel „Bester Trauredner Deutschlands“ an. Mit dem Sieg beim Vorentscheid für Süddeutschland hat er die erste Etappe jetzt geschafft.

Der erste Schritt
in eine neue Welt

Begonnen hat alles mit einem Freundschaftsdienst – als ein Paar ihn fragte, ob er die Traurede bei der bevorstehenden freien Hochzeit halten würde. Was der als sehr kommunikativ bekannte Bad Feilnbacher gerne tat – und damit den ersten Schritt in eine völlig neue Welt machte. Denn es folgte Anfrage auf Anfrage. So entstand 2019 sein Unternehmen „WORTvorORT“. „Trotz der bald darauf beginnenden Corona-Pandemie ging das sofort durch die Decke“, erinnert er sich.

Doch einfach war es nicht. „Sehr hart hatte es ein Paar erwischt, das seine Hochzeit wegen der Pandemie fünfmal verschieben musste, bis es klappte.“ Ein anderes Paar war von den Auflagen so entnervt, dass es seine freie Trauung kurzerhand nach Griechenland verlegte. „Ich sagte, bevor ihr mich schlagt, mach‘ ich das“, schmunzelt Bongard.

Auch am Gardasee, in Bozen und Salzburg, an Seen, auf Schlössern, Weingütern und Almen hat Bongard schon freie Trauungen vollzogen. Eine Sommerhochzeit am Berg, bei der die Schafskälte das Brautpaar und die 100-köpfige Gästeschar nach drinnen ans warme Feuer trieb und die als romantische Hüttenhochzeit für alle unvergesslich bleibt. Oder eine Trauung zweier Berliner DJs in der Uckermark während eines dreitägigen Raves. „Gerade die jungen Leute machen oft ganz tolle Events daraus.“

Aber ein Border Collie, der dem Brautpaar die Ringe bringt, dürfte auch in der Trauredner-Szene einzigartig sein. „Ihr seid ja verrückt“, entfuhr es Bongard zunächst, als er mit den beiden über den Ablauf der Trauung sprach. „Doch bei der Zeremonie saß der Hund die ganze Zeit aufmerksam im Gang. Als ich sagte ,Jetzt bräuchten wir die Ringe‘, brachte er tatsächlich das Kissen mit den Ringen ruhig nach vorne.“

„Sprache begeistert mich. Alles, was sich rund um das Wort dreht, ist mein Steckenpferd“, sagt der gebürtige Rheinländer. Das Gespräch mit dem Brautpaar und das Schreiben der Traurede ist aber nicht das Einzige, was ihn an seinem „Nebenjob“ so fasziniert: „Ich mache das aus Leidenschaft. Es steckt so viel Energie darin. Wenn ich zurück nach Hause komme, habe ich immer gute Laune. Die Lebensfreude, die Hoffnung für die Zukunft, die strahlenden Menschen – das steckt an!“

Als Konkurrent zu den Kirchen sieht sich Bongard, der auch Trauungen auf Englisch hält, nicht. „Viele Paare kommen zu mir, weil die Kirchen die Trauung nicht so durchführen können oder wollen, wie sie es sich vorstellen. Sie wünschen sich aber trotzdem eine feierliche Hochzeit.“ Bongard traut konfessionslose oder gleichgeschlechtliche Paare ebenso wie Paare, die schon Scheidungen hinter sich haben. „Das Wichtigste ist das Wort ,frei‘. Hier darf geklatscht und gejubelt werden, die Kinder dürfen mit vor, alles ist total flexibel.“

Rechtswirksam ist solch eine Zeremonie natürlich nicht. „Denn dafür muss man ins Standesamt gehen, wo die Eheschließung beurkundet wird. Doch bei der freien Trauung läuft alles genau nach den Vorstellungen des Paares ab.“ Wichtig ist es Bongard, die Trauzeremonie individuell auf jedes Paar abzustimmen. Deshalb nimmt er sich viel Zeit für das Vorbereitungsgespräch.

„Bei der Zeremonie erzähle ich die Liebesgeschichte der beiden. Die meisten wünschen sich auch, ein Ehegelübde abzulegen und sagen vorher einige Sätze, warum sie ihren Lieblingsmenschen heiraten.“ Zum Ringwechsel bittet Bongard die beiden, sich anzuschauen und „Ja, ich will“ zu sagen. Alles andere liegt im Ermessen des Paares.

Wird „Trauredner“ nicht leicht mit „Trauerredner“ verwechselt? „Oft. Aber diese Anfragen sage ich ab. Das ist etwas ganz anderes.“ Was ihn hingegen sehr freut: Im kommenden Jahr wird er auf Wunsch eines Paares, das er getraut hat, für dessen Nachwuchs eine „Kinderbegrüßungszeremonie“ durchführen – „als Alternative zur Taufe“.

Bongards Frau Petra steht voll hinter dem, was er macht. So war es auch für sie eine große Anspannung, als er im „Wedding King Awards“-Vorentscheid antrat. In einer ersten Folge auf Youtube stellte er sich vor. Doch als es in Folge 2 um das Voting fürs Finale ging, wurden die Nerven mächtig auf die Probe gestellt. Ausgerechnet, als Bongard live zugeschaltet werden sollte, gab es technische Probleme, die Verbindung kam nicht zustande.

Doch das holte der Bad Feilnbacher wieder rein, als es schließlich doch noch klappte. Und als das Ergebnis verkündet wurde, war der Jubel riesig: Oben im Erdgeschoss bei Petra Bongard und unten im Keller beim nun „besten Trauredner Süddeutschlands.“

Live-Trauung
fürs große Finale

„Ich bin stolz, ins Finale gekommen zu sein“, sagt Bongard. „Im Vorentscheid haben wir uns ja erst einmal nur vorgestellt. Doch nun muss jeder der fünf Kandidaten vor den Kameras eine komplette Live-Trauung durchführen. Die Infos dazu gibt es kurz vorher, das heißt, man muss das Ganze ,aus der Hüfte‘ vorbereiten und durchführen.“ Ausschnitte davon werden beim Show-Finale gezeigt. Hinzu kommen Live-Interviews auf der Bühne vor Ort, bevor das Voting startet.

Wedding King Awards

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