Neubeuern – In diesem Jahr ist es der Sommernachtstraum von Shakespeare. Aufgeführt auch nicht irgendwo, sondern in der Neubeurer Freilichtbühne „Am Bürgl“. Dieser Ort scheint ideal, nicht nur zum Theaterspielen, sondern auch um zu zeigen, wie viel Arbeit sich die Neubeurer Theatergesellschaft mit ihren groß aufgezogenen Stücken macht. Denn eine Freilichtbühne, die diesen Namen verdient, ist das „Bürgl“ nur zu Aufführungszeiten. Dazwischen fällt es gewissermaßen in einen Dornröschenschlaf.
Theater mitten im
Steinbruch Neubeuern
Erweckt wird es daraus durch einen großen Auftrieb von Fachleuten aus verschiedensten Behörden, die den ehemaligen Steinbruch auf seine Spielsicherheit überprüfen. „Es wäre ja nicht schön, wenn sich mitten im Sommernachtstraum ein größerer Steinbrocken löste und dann etwa die Elfenkönigin erschlüge“, sagt Heinz Baumgartner, der schon seit der Gründung der Neubeurer Theatergesellschaft im Jahr 1988 der „Chef von allem“ ist.
Auch in diesem Frühjahr wurde der Steinbruch penibel untersucht und die Wände in der Folge von einer Spezialfirma von allem Gestein befreit, das nicht direkt gewachsener Fels war. Das Problem: „Dieses Lockermaterial lag genau dort, wo später geprobt und schließlich gespielt werden sollte.“ Sage und schreibe vierzig Tonnen Geröll, Steine und Erde waren herauszuschaffen.
Und das nicht etwa mit einem kleinen Radlader, der direkt auf Lkw gekippt wird.
Diese 40 Tonnen mussten mühsam, Schubkarren für Schubkarren, die steile Rampe hochgeschafft werden, auf denen die Besucher später sitzen werden.
Und von dort dann noch weiter, bis außerhalb des Theaterareals endlich eine Stelle erreicht war, die von einem Lkw angefahren werden konnte. Daran beteiligt sind nicht nur Mitglieder der Theatermannschaft selbst, sondern eigentlich alle, „die das Pech haben, meine Freunde zu sein“, scherzt Baumgartner.
Und Freunde hat er glücklicherweise viele, die sich ihrerseits alle durch Zähigkeit, Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit auszeichnen.
Denn nach dieser Mammut-Aktion des Materialtransportes ging die eigentliche Arbeit ja erst los: „Aus dem Rohdiamanten des Bürgls war durch Feinschliff an buchstäblich jedem Eck erst wieder eine echte Freilichtbühne zu machen.“ Seit Mitte März waren die Neubeurer Theaterleute mit allen Helfern so gut wie an jedem Tag, an dem es das Wetter auch nur halbwegs erlaubte, im Einsatz.
Mit Erfolg, denn ab Juni können die Proben für das Stück dann schon im Freilichtgelände durchgeführt werden. Vor und hinter der Bühne sind dabei insgesamt mehr als 80 Personen beteiligt. Denn der Sommernachtstraum sei ja kein x-beliebiges Stück.
Adel und
Heimatnähe
Zudem bekommt es in Neubeuern bei allem klassischen Adel auch ein Element von Bürger- und Heimatnähe: Rainer Janka und Ludwig zur Hörst haben den Text nämlich ins Bayerische übertragen.
Und natürlich gibt es nach den Theateraufführungen noch Gelegenheit, den Abend bei ein bisschen Speis und Trank ausklingen zu lassen: Auf der Waldlichtung vor der Freilichtbühne ist der ideale Platz dafür und die Bläser der Musikkapelle Neubeuern, die schon während des Stückes immer wieder zu hören sind, werden auch hier aufspielen.
Wenn also das Wetter nur ein klein wenig die ungeheure Arbeit zu würdigen weiß, dann ist laut Baumgartner für die Zuschauer an den Aufführungsabenden ein Sommernachtstraum garantiert.