Samerberg – Auf den Parkplatz der Talstation der Hochriesbahn rollt ein weißes Auto. Darauf prangt ein großes blaues „e“. Der Wagen ist elektrisch – natürlich. Der Großteil der Bayernwerk-Autos ist Pressereferentin Karina Hartinger zufolge mit Strom betrieben. „Das macht natürlich Sinn als Netzbetreiber“, sagt sie. Wie Hartinger, stellt sich Richard Heeke vom Kolbermoorer Kundencenter kurz vor und setzt sich wieder hinters Steuer. Er fährt den Berg hinauf. Dort, wo sonst nur Fußgänger laufen, bahnt sich der Elektro-Flitzer seinen Weg. Auf den Weiden ringsherum stehen Kühe. Sie fressen Gras, laufen über die Wiesen, drehen nicht einmal den Kopf, als das Auto vorbeifährt.
Sieben Tage und 24 Stunden auf Abruf
Vorbei an der Wimmeralm, entlang der Hochries-straße mit ihren vielen Kurven, bis zur Mittelstation der Bahn. Heeke parkt das Auto und geht in die Station. Zurück kommt er mit Richard Nachbar. Er ist Servicetechniker und Baubegleiter für die Gemeinde Samerberg. „Wir sind draußen unterwegs, warten, schalten“, sagt Nachbar. Er sei 24 Stunden, sieben Tage die Woche auf Abruf. Ist ein Kabel beschädigt, ist er der Mann für den Notfall. Das komme jedoch nicht oft vor. Die meisten Kabel seien unter der Erde verlegt. Aber auch in ein Erdkabel könne sich ein Stein drücken. Um den Umbau kümmert sich Nachbar ebenfalls. An der Gipfel- und Mittelstation werden neue Trafostationen in Betrieb genommen. „20 Kilovolt Mittelspannung“, sagt Hartinger. Nachbar nickt. „Die Anlage im Mittelspannungsbetrieb stammt aus den 1960er-Jahren und kann nicht mehr gewartet werden“, sagt der Techniker. Es gebe keine Ersatzteile mehr. Die neue Anlage sei nicht so wartungsintensiv wie die alte und müsse weniger gereinigt, geschmiert und geölt werden. Für die Zeit der Montage ist der Strom im Bereich der Hochries abgeschaltet. Die Haushalte kriegen Nachbar zufolge nichts davon mit. „Höchstens, wenn ein Licht flackert“, sagt er. Lediglich Touristen, die mit der Hochriesbahn an den Gipfel fahren wollen, können dies nicht tun. Bis zur Mittelstation läuft die Bahn noch. Das letzte Mal hat das Unternehmen den Strom vor zwölf Jahren abgeschaltet, erinnert sich Nachbar. Für den TÜV müssten die Betreiber der Hochriesbahn den Strom jedoch jedes Jahr abschalten. Der Techniker geht vom Parkplatz der Mittelstation zu der neuen Transformatorenstation. Ein grau-weißer Block inmitten der grünen Landschaft.
Die Station wurde bereits im vergangenen Jahr geliefert. Bisher war sie in der Bahn, nun steht sie rund 50 Meter davor. „Wir sehen einen vormontierten Schaltblock“, sagt Nachbar. Er deutet auf Ausgangs- und Eingangskabel sowie isolierte Endverschlüsse. Für einen Laien scheint die Konstruktion komplex. Für Nachbar ist das Alltag. Er kennt die Stationen, weiß, wie sie funktionieren. Von 8 bis 16 Uhr sind die Mitarbeiter mit dem Umbau beschäftigt. „Der Monteur braucht nicht so lange“, sagt Nachbar. Aber danach müssten die Techniker die Funktionsweise testen. Gegen 10.30 Uhr steckt der Monteur jedoch noch mitten in der Arbeit. Er verbindet die neue Station mit dem bestehenden Netz. Nachbar zeigt eines der etwa fünf Zentimeter dicken Kabel, die mit der Station verbunden sind. „Das Silberne in der Mitte ist die Ader“, sagt er. Dann kommen die Kupferschicht und der Mantel aus schwarzem Kunststoff.
Fehler aus der
Ferne detektieren
Nicht nur die Kabel sind neu, auch die Technik ist laut Karina Hartinger auf dem neuesten Stand. In die Trafostation ist eine Fernsteuerung integriert. Damit könnten Mitarbeiter aus der Netzleitstelle in Neunburg vorm Wald Fehler detektieren und das betroffene Stück „rausschalten“.
Damit alles funktioniert, werden nicht nur neue Stationen installiert, sondern auch bestehende gewartet. Rein ins Auto, rauf zur Wasserwerk-Station. Nachbar steigt aus und öffnet ein Weidengatter. Wenige Meter später noch eines. „Da sieht man, wie kompliziert die Wartungen sind“, sagt Hartinger. Im Winter bei Eis und Schnee sei es noch schwieriger, den Berg nach oben zu kommen. Nur etwa einen Kilometer von der Mittelstation entfernt, reinigen zwei Männer die Wasserwerk-Station. Sie saugen den Innenraum, entfernen Blätter sowie Spinnen und Insekten. Einen halben Tag bräuchten die Mitarbeiter dafür. „Jetzt ist alles schon schön sauber“, sagt Hartinger.