Raubling – Die Prüfungen sind vorbei, die Schüler ausgelassen. Für Raublinger Abiturienten hat die Parkplatz-Party Tradition. Auch heuer feierten die Schüler Ende Mai, dass sie die Prüfungen hinter sich haben. Der Abend verlief jedoch anders als erwartet. Wo um 22 Uhr noch ausgiebig gefeiert wurde, war die Stimmung eine Stunde später getrübt.
Beschwerden wegen hoher Lautstärke
Gegen 23 Uhr sind das erste Mal Polizeibeamte eingetroffen, schildert Schülersprecherin Theresa Gruber. Die Party sollte aufgelöst werden. Der Grund: Beschwerden über die Lautstärke. Nach einem Gespräch mit den Beamten durften die Abiturienten Gruber zufolge dennoch leise weiterfeiern. Die Schüler hatten jedoch kein Verständnis, teilt die Schülersprecherin mit. Zwei Stunden später kamen die Polizisten erneut. Die Musik müsse komplett ausgestellt werden, andernfalls werde die Feier aufgelöst. „Nachdem die Musik aus war, sind die meisten Leute auch gegangen”, sagt Gruber. Die Übriggebliebenen hätte das aber nicht daran gehindert, weiter ihr Abitur zu feiern. Ab fünf Uhr morgens seien nur noch wenige Schüler da gewesen, die wieder laut Musik gemacht hätten. „Als die Polizei erneut auftauchte, fand sie den Parkplatz als Saustall vor”, sagt Gruber. „Es wurden sogar Flaschen während der Party geschmissen.“ Aufgrund dieser Situation und den erneuten Anwohnerbeschwerden hätten die Beamten die Party aufgelöst. Nun gibt es Gerüchte, dass die Party in Zukunft verboten werden soll. Der Landkreis Rosenheim ist Landratsamt-Sprecherin Tanja Pfeffer zufolge „Sachaufwandsträger und Grundstückseigentümer des Geländes, das Hausrecht hat der Schulleiter“. Welche Veranstaltungen auf dem Schulgelände stattfinden, entscheide also der Rektor. Ob er ein Verbot ausgesprochen hat, ist unklar. Aufgrund der Ferienzeit war der Schulleiter nicht erreichbar. Landratsamt-Sprecherin Pfeffer betont, dass eine öffentliche Veranstaltung wie die Parkplatzfeier zuvor bei der Gemeinde angemeldet werden muss. Die Gemeinde Raubling könne dann Auflagen erteilen. Doch laut Bürgermeister Olaf Kalsperger ist eine Anmeldung nicht nötig. Es werde auch nicht über ein Verbot diskutiert. Kalsperger sehe die Partys und die Lärmbelästigung zwar problematisch, die Gemeinde könne aber kein Verbot aussprechen. Die Polizei müsse die Feiern auflösen, wenn es Probleme gibt. Die Polizei steht dem Vorfall „relativ neutral“ gegenüber, sagt Sebastian Thurnhuber, Sprecher der Polizei Brannenburg. Es sei verständlich, dass die Schüler ihren Abschluss feiern möchten.
Die Ruhestörung sei jedoch problematisch. Thurnhuber zufolge ist es schwierig, in einer solchen Situation alle Interessen zu berücksichtigen. Die Polizei versuche immer, einen Mittelweg zu finden. Sprecher Thurnhuber betont, dass es dieses Problem nicht nur in Raubling gebe. Auch zu Abschlussfeiern an anderen Schulen werden die Beamten gerufen. „Wir sind dann dazu da, uns bei Verstößen Geltung zu verschaffen und die Feiern aufzulösen“, sagt er. „Ich habe natürlich Verständnis für die Beschwerden”, sagt Theresa Gruber. Sie entschuldigt sich im Namen aller Beteiligten bei den Anwohnern. Auch für die nachfolgenden Abiturjahrgänge bedauere sie die Eskalation der Situation.
Dennoch betont Gruber, dass die Party nur einmal im Jahr stattfinde. „Die Polizei muss jedes Jahr kommen, bisher wurde die Party deshalb aber nicht verboten“, sagt sie.
Fremde Jugendliche haben mitgefeiert
Es wären auch viele Jugendliche auf der Party gewesen, die nicht auf das Gymnasium in Raubling gehen. Die meisten Besucher habe sie gar nicht gekannt. Diese hätten sich teilweise schlecht benommen.
Auch in den letzten Jahren sei ausgelassen gefeiert worden. Nun ist die Zukunft der Partys unsicher. Ein anderer Ort für die Feier wäre laut Gruber denkbar, etwa an einem See in der Umgebung. Die Party auf dem Parkplatz sei jedoch besonders. „Vielleicht ist es ja nächstes Jahr doch möglich, die Feier wie gewohnt stattfinden zu lassen”, sagt Gruber. „Mit einer zweiten Chance könnten die Abiturienten nächstes Jahr bestimmt beweisen, dass es auch anders geht.“