Frasdorf – Eine Besonderheit bei der Frasdorfer Fronleichnamsprozession sind die Consultoren. Nur noch am Fronleichnamstag sind sie in Frasdorf zu sehen: Die Männer der Marienbruderschaft geleiten als Consultoren in ihren blauen Kitteln den Geistlichen mit dem Allerheiligsten durch den Ort.
Als besonderes Ehrenamt gilt es, den Himmel über dem Allerheiligsten zu tragen und mit den reich verzierten Consultorstäben als Zeichen der Würde den Geistlichen zu begleiten. Seit über 260 Jahren wird diese Tradition in Frasdorf hochgehalten. Dieses Ehrenamt der Himmelsträger vererbt sich in den alten Höfen vom Vater auf den Sohn.
Am 16. November 1760 wurde in Frasdorf die Bruderschaft zur „Unbefleckten Empfängnis Mariens“ mit dem Bruderschaftsbild „Mutter der schönen Liebe“ eingeführt. Noch heute gibt es im Ort diese Bruderschaft und ihre Consultoren mit der alten Tracht des 18. Jahrhunderts. Ausgehend vom Kloster Wessobrunn, war diese katholische Vereinigung von Laien – im bürgerlichen Beruf und ohne Ordensgelübde – die größte Marienbruderschaft des 18. Jahrhunderts in Bayern mit etwa 600000 Mitgliedern in mehr als 320 Gruppen.
Ziel der Bruderschaft war die Stärkung des Glaubens und der Marienverehrung im Lande. Mitglieder konnten Frauen und Männer werden, unabdingbare Voraussetzung war für alle ein guter Leumund. Der Ortsgeistliche behielt sich mit einem Vetorecht die Aufnahme in die Gemeinschaft vor. Die Frasdorfer Bruderschaft beschaffte sich als äußeres Zeichen der Verbundenheit eine Fahne mit dem Bild der „Mutter der schönen Liebe“ und verzierte Consultorenstangen für die einzelnen Mitglieder. Den einheitlichen blauen Mantel mit dem weißen Kragen als Erkennungszeichen der Bruderschaft musste sich jeder selbst machen lassen, sobald er als Consulter in die Bruderschaft aufgenommen wurde. Als Consultoren, also Berater, konnten allerdings nur Männer dienen.
Sie durften nach ihrer Berufung bereits erste Aufgaben bei den verschiedenen Gottesdiensten übernehmen: Anfangs als Kranz-, Laternen- und Fahnenträger, dann als Himmel- und Sargträger. Erst nach dieser „Eingewöhnungs- und Lehrzeit“ durften sie an Fronleichnam – am „Prangertag“ – mit einem Stab als Zeichen ihrer Würde vor dem Allerheiligsten gehen. Die Bruderschaft hatte aber auch eine soziale Aufgabe. Das Geld, das durch Stiftungen, Sammlungen und Spenden zusammenkam, liehen sie zu einem günstigen Zinssatz an Bedürftige im Dorf aus.
In Frasdorf sind die Abrechnungen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts noch erhalten. Nach der Säkularisation verlor die Bruderschaft diese soziale Aufgabe und damit einen wichtigen Teil ihrer Tätigkeit, doch waren ihr noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Marienverehrung und den Bruderschaftsandachten wichtige spirituelle Aufgaben im kirchlichen Leben der Gemeinde verblieben.
Hauptfest war und ist auch heute noch das Fest der „Unbefleckten Empfängnis“ am 8. Dezember. Die Nebenfeste und die allmonatlich stattfindende Bruderschaftsandacht werden schon seit vielen Jahren nicht mehr gefeiert. Aber die Consultoren begleiten noch jährlich die Fronleichnamsprozession in Frasdorf. reh