Prutting – „Das Ideale an dieser Art von Veranstaltung – sie ist direkt und im positiven Sinn hemdsärmelig“. Das, wovon Bürgermeister Johannes Thusbaß hier spricht, sind die Pruttinger Ortsteilgespräche, die es auch in diesem Jahr wieder gibt. Und hemdsärmelig sind sie für ihn, „weil ich hier nicht abgehoben auf einem Podium stehe, vor einer Powerpoint-Präsentation, sondern mitten unter den Leuten und wir alle reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist“.
Aus Corona-Zeit heraus geboren
Erstmals gab es solche Ortsteilgespräche 2021 und sie waren aus den Nöten der Corona-Zeit heraus geboren. „Richtig große Bürgerversammlungen sollten auf Anweisung des Innenministeriums vorübergehend nicht mehr durchgeführt werden“ erklärt Johannes Thusbaß. „Für mich aber ist ein Bürgermeister ohne Bürgerkontakt wie eine Uhr ohne Zeiger und deshalb kamen wir auf die Idee dieser kleinen Versammlungen:
Dreißig, vielleicht vierzig Leute kommen da in der Regel zusammen, und weil man sich im Freien trifft, war dieses Format auch unter Corona-Bedingungen möglich.“ Der besondere Vorteil dieser „Freiluft-Treffen in kleinerem Rahmen“ – Ortsbezug ist direkt möglich: „Der Gullydeckel da ums Eck ist zu tief abgesenkt, wer mit dem Radl drüberfährt hat einen Achter im Reifen“ sagt sich leichter und ist präziser, als in einer größeren Versammlung zu beschreiben: „Im Ortsteil X in der Y-Straße gibt es Gullydeckel, die überprüft werden sollten.“ Und genau um das direkte Loswerden-Können solcher unmittelbaren Probleme soll es ja gehen. Hier, so die Erfahrung von Bürgermeister Thusbaß, werden sie freiweg genannt, während sich mancher scheuen würde, dies auch auf einer großen Bürgerversammlung vor Hundert oder mehr Leuten aus ganz Prutting zu tun.
Für ihn ist dieser direkte Kontakt mit den Leuten und ihren Alltagsproblemen entscheidend, denn, so sagt er, „Lebensqualität in einem Ort resultiert nicht allein aus den großen Würfen, sondern es sind oftmals ganz kleine und banale Dinge, die darüber entscheiden, ob man sich wohlfühlt“. Dabei sind die Ortsteilgespräche beileibe keine Einbahnstraße für das „Kleinklein“. Sondern auch für die Verwaltung die Gelegenheit, das noch einmal direkt an die Frau beziehungsweise den Mann zu bringen, was in Prutting an zukünftiger Entwicklung ansteht.
Hier ist in Prutting zwar gerade das Dorfentwicklungskonzept am Laufen, aber, so Bürgermeister Thusbaß, „nicht jeder hat immer Lust oder Zeit zu den entsprechenden Versammlungen zu kommen“. Und überdies werde manches Vorhaben, über das man sich Gedanken mache, den Bürgern einfach noch deutlicher, wenn es vor Ort und unmittelbar aus der Sicht dieses Ortsteils beschrieben werde. Denn eines ist für Pruttings Verwaltung klar:
Die Frage der Dorfentwicklung, die Überlegung also, wie man in Prutting in Zukunft leben möchte, kann nur beantwortet werden, wenn es aktive und dabei konstruktive Beteiligung möglichst vieler Bürger gibt. Und die allererste Voraussetzung dafür ist solide Information über den Sachstand und über die möglicherweise weiter zu beschreitenden Wege – egal ob es sich um ein Nahwärmenetz der Gemeinde dreht, um die Verkehrsentwicklung auf den Staatsstraßen oder um die Frage, ob und wie mehr Wohnraum ohne ausufernden Flächenfraß zu schaffen wäre. Kurz: Neben dem Dorfentwicklungsprogramm sind die Ortsteilgespräche geradezu ein Idealbeispiel für ernst genommene Bürgerbeteiligung. Und die ist schließlich nicht mehr und nicht weniger als die Basis unserer Demokratie: