Vogtareuth – Elisabeth Redl (61) war gerade einkaufen, als sie von der schlechten Nachricht erfahren hat: Jemand hat ihre vier Bienenvölker an einem Waldrand bei Vogtareuth umgestoßen. Sie sei sofort hingefahren. Die Bienenstöcke standen nicht mehr auf den Holzbohlen, jemand hatte sie von den Sockeln geschubst. Die Rahmen waren teilweise zerstört, das Futter zerstreut.
Imkerin betreut das Jungvolk alleine
„Ich habe mich richtig geärgert und war ziemlich aufgeregt“, sagt Imkerin Elisabeth Redl. Sie wolle nur das Beste für ihre Nachzucht, bemühe sich sehr und stecke viel Zeit in die Arbeit. Normalerweise kümmert sich Redl mit ihrem Mann Ludwig um die Insekten. Weil er aus gesundheitlichen Gründen nicht mobil sei, betreue sie das Jungvolk heuer das erste Mal alleine. Und dann so etwas.
„Das Volk war schutzlos. Wenn man das über längere Zeit nicht bemerkt, kommen andere Bienenvölker und räubern sie aus“, berichtet Redl. „Oder sie verenden elendiglich, weil sie der Witterung ausgeliefert sind oder kein Futter mehr haben.“ Sie gebe den Bienen Zuckerwasser. Die Jungvölker könnten sich noch nicht selbst versorgen.
Zum Glück hat eine Nachbarin die Imkerin rechtzeitig informiert. Sie habe Fotos gemacht und die Völker wieder aufgestellt. „Die Bienen waren natürlich sehr aufgeregt“, berichtet Redl. Sie seien angriffslustig gewesen. Ohne Schutzanzug hätte sie sich ihnen nicht nähern können. Die Carnica-Bienen seien eigentlich friedliebend. Redl ist jedoch nicht überrascht, dass sie nach so einem Angriff aggressiv sind.
„Es gibt Wächterbienen und die wollen den Stock natürlich verteidigen“, sagt die Imkerin. Deshalb vermutet sie auch, dass der Unbekannte in der Nacht randaliert hat. Denn er hat die Stöcke von vorne nach hinten umgestoßen. Das sei am Tag nicht möglich, da die Insekten durch das Flugloch raus- und reinfliegen – und im Notfall angreifen. Nur in der Nacht seien alle Bienen im Stock. Jemand könne sich dann anschleichen, ohne Angst vor einem Stich haben zu müssen.
„Das war mutwillige Zerstörung“, sagt Redl. Eine Vermutung, wer der Täter ist, hat sie nicht: „Das kann jeder gewesen sein.“ Dennoch hat die Imkerin Anzeige bei der Polizei erstattet. „Der Sachschaden beläuft sich auf ungefähr 300 Euro“, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizeiinspektion Rosenheim. Ein Unbekannter habe die Bienenstöcke im Zeitraum von Freitag, 16. Juni, bis Montag, 19. Juni, „gänzlich zerstört“. Zeugen sollen sich an die Rosenheimer Polizei wenden.
Bereits im August 2022 hatte ein Unbekannter drei Bienenvölker von Elisabeth Redl umgestoßen. Den Täter hat die Polizei damals nicht gefunden. Diesmal soll das anders sein. Redl hofft, dass jemand etwas mitbekommen hat. Sie habe auch Fotos an ihre Kontakte und die Jäger vor Ort weitergeleitet, damit sie die Augen in Zukunft offen halten.
Denn der Platz ist Redl zufolge nicht von der Straße einsehbar. „Wenn sich da jemand verbergen möchte, ist das natürlich leicht möglich“, sagt sie. Den exakten Standpunkt der Bienenstöcke will die Imkerin nicht in der Zeitung lesen. Auch, weil in Großkarolinenfeld und Wasserburg am Inn bereits Bienenvölker gestohlen wurden.
Ob Diebstahl oder Zerstörung – beides kann Elisabeth Redl nicht nachvollziehen. Seit rund 14 Jahren züchte sie Bienen. Ihre Schwiegermutter habe einige Völker gehabt. Nach und nach hätten alle Nachbarn Bienen gezüchtet. Die älteren Landwirte hätten sich jedoch irgendwann nicht mehr kümmern können.
Ohne Bienen keine Bestäubung
Auch Elisabeth Redl und ihr Mann haben einen Hof betrieben. Heute haben sie noch etwas Wald, Felder und eine Streuobstwiese mit Äpfel-, Birnen- und Kirschbäumen. Ohne Bienen wurden die nicht mehr bestäubt. Deshalb hat das Ehepaar angefangen, sich selbst um ein paar Völker zu kümmern. Und es hat sich gelohnt: „Es ist wirklich schön, mit den Bienen zu arbeiten und macht uns viel Freude.“