Kinder entdecken seltene Wurm-Spezies

von Redaktion

Der Smaragdgrüne Regenwurm verkriecht sich meist im Totholz. Nur wenige Menschen haben ihn bisher gesehen. Die Familien Adeili und Bartel hatten Glück: Bei einer Wanderung vom Duftbräu zum Heuberg haben die Kinder auf dem Weg ein Exemplar entdeckt.

Nußdorf am Inn/Heuberg – „Für die Kinder und auch für uns war der Fund eine echte Sensation“, sagt Anan Adeili, Vater von Jakob (7) und Hanna (4). Mit ihren Freunden Levin (8) und Jannis Bartel (11) hätten sie den Wurm mitten auf dem Weg gefunden. Für die „vier kleinen Forscher“ sei es eine tolle Entdeckung gewesen.

Eine Blindschleiche oder ein Wurm?

Die Kinder seien vorgelaufen und hätten die Eltern nach dem Fund herbeigerufen. Auch die staunten über den Smaragdgrünen Regenwurm. „Ich habe noch nie einen gesehen“, sagt Anan Adeili. Dabei sei er seit 2014 Revierförster im Bayerischen Wald, stamme aus der Rosenheimer Gegend und wandere dort viel. Er habe zuerst gedacht, dass es sich um eine Blindschleiche handelt, aber dann schnell erkannt, dass es ein Regenwurm ist.

„Bei dem Fund handelt es sich für Bayern durchaus um einen besonderen Fund, da die Spezies in Bayern eher selten auftritt“, sagt ein Sprecher des Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Bisher seien nur Entdeckungen im Raum Berchtesgaden und vor wenigen Jahren zum ersten Mal im Rosenheimer Teil des Mangfallgebirges bekannt. Eine systematische Datenerfassung gebe es für die Art aber nicht. Das Rote-Liste-Zentrum informiert im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz über gefährdete Arten in Deutschland. Auf der Website des Zentrums wird der Smaragdgrüne Regenwurm als extrem selten eingestuft. Er komme in Deutschland nur in den bayerischen Alpen vor. Die wissenschaftliche Bezeichnung des Wurms ist „Aporrectodea smaragdina rosa“. Namensgeber war der Website der Roten Liste zufolge der italienische Zoologe Daniele Rosa (1857 – 1944). Ihm waren in Österreich gefundene Exemplare einer unbekannten Regenwurmart zugeschickt worden, die er im Jahr 1892 als neu für die Wissenschaft beschrieben hat. Der kurzfristige Bestandstrend sei gleichbleibend.

Dass der Wurm selten ist, weiß nun auch Anan Adeili. Er habe noch vor Ort recherchiert und folgendes erfahren: „Der Smaragdgrüne Regenwurm ist ein Totholzbewohner. Und wenn er die Geschlechtsreife erreicht hat, verfärbt er sich grün.“ Zu Beginn seines Lebens sehe er aus wie ein rosa oder bräunlicher Regenwurm. Ob rosa oder grün – die Kinder wollten den Wurm jedenfalls retten. „Nicht, dass jemand mit dem Fahrrad darüber fährt“, sagt Anan Adeili. Die Kinder hätten den Wenigborster deshalb vorsichtig in die Hand genommen und an den Wegesrand gelegt. Doch damit war die Begeisterung nicht vorbei. Die Entdeckung sei der Höhepunkt der Wanderung und weiterhin Gesprächsthema in der Gruppe gewesen. Dabei habe die Wanderung die beiden Familien Überwindung gekostet. „Es war recht regnerisch, zum Wandern nicht das schönste Wetter“, betont Adeili. Dennoch habe sich der Weg gelohnt. Denn der Förster vermutet, dass der Wurm nur wegen des Regens zu sehen war.

Fund vor einem Jahr am Brünnstein

Diese Annahme könnte stimmen. Im Juni 2022 hat der Oberaudorfer Biologe Hand Smettan einen Smaragdgrünen Regenwurm am Brünnstein, auf dem Weg von Buchau zur Längaualm, entdeckt. Auch er hat berichtet, dass es kurz vor dem Fund geregnet hat. „Das kann ein Grund sein, warum er unterwegs gewesen ist“, erklärte Smettan damals.

Nach zwei Tagen auf der Alm sind die Familien den Berg wieder hinunter gewandert. Doch diesmal hat die Sonne Anan Adeili zufolge geschienen.

Die Kinder hätten wieder nach dem besonderen Wurm gesucht. Sogar an die Fundstelle seien sie noch einmal gelaufen. Doch der Smaragdgrüne Regenwurm war nicht zu sehen. Wegen der Sonne hat sich das seltene Exemplar wohl lieber wieder ins Totholz zurückgezogen.

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