Pittenhart – Im gesegneten Alter von 93 Jahren ist Engelbert Künzner verstorben. Geboren ist er am 18. April 1930 in Eschenau, als erster Sohn der Eheleute Engelbert und Maria Künzner. Zusammen mit dem fünf Jahre jüngeren Bruder Florian ist er auf der „Alm“ bei Eschenau aufgewachsen. Als die beiden Buben sieben und zwei Jahre alt waren, ist ihr Vater, der Zimmerer war, tödlich auf einer Baustelle in Pittenhart verunglückt. Die Mutter, wie auch ihre Schwester Rosa und der Pflegebruder Hans, haben mit viel Mühe und Sorgen die beiden Anwesen auf der Alm weiter bewirtschaftet und für die Buben gesorgt.
Schon bald mussten die Buben in der Landwirtschaft viel mitarbeiten. Zur Schule ist Engelbert Künzner in Pittenhart gegangen, zu seinen früheren Schulfreunden pflegte er sehr lange Zeit Kontakt und war auch immer dabei, wenn es darum ging, die Ehemaligen für ein Klassentreffen zusammenzutrommeln. In der Jugend gab es, trotz der Arbeit in der Landwirtschaft, immer wieder Auszeiten, wie beim Skifahren, Berggehen oder beim Gitarrespielen mit dem Bruder Flori. Oft wurde, mit dem Fahrrad, die Verwandtschaft in St. Wolfgang bei Dorfen besucht. Die beiden Brüder haben vieles gemeinsam gemacht.
Auf einer Hochzeit in Obing hat Engelbert seine spätere Frau Emmi Huber aus Ilzham kennengelernt und nach zwei Jahren wurde dann am 23. April 1956 in Pittenhart geheiratet. Danach wohnte das junge Paar im mütterlichen Anwesen in Eschenau, was die beiden umgebaut haben. Eine große Freude hatten Emmi und Engelbert mit ihrem Motorrad, einer NSU Max, mit der sie oft und sehr gerne unterwegs waren. Anfang der 60er-Jahre wurde das erste Auto, ein weißer NSU Prinz, gekauft.
Im Mai 1964 wurde ihr Sohn Norbert geboren. Ihm wurde nach seiner Heirat das Anwesen übergeben und Engelbert zog sich mit seiner Frau in das neu gebaute Haus zurück. Die Landwirtschaft haben die beiden noch einige Jahre betrieben. Stolz war Engelbert immer auf seine Kühe und Kälber, sauber geputzt mussten sie immer sein. Den beiden Enkeln Alexander und Franziska beim Heranwachsen zuzusehen, war für den Opa eine Freude, inzwischen sind vier Urenkel da.
Ausflüge in die Berge, nach Passau oder Kufstein oder auf die Fraueninsel waren immer ein kleiner Urlaub. Ein fester Termin war jedes Jahr die Trachtenwallfahrt an der Ölbergkapelle in Sachrang. In jungen Jahren war Künzner jährlich im Frühjahr mit Traktor und Unkrautspritze zu den Bauern in der Pittenharter Gemeinde unterwegs, um die Getreidefelder gegen Unkraut zu spritzen. In Ising und Teising hat er den Baumwart gemacht und das Obstbaumschneiden erlernt.
Anfang der 60er-Jahre fing Engelbert als Molkereifacharbeiter bei der Firma Meggle an. In der damaligen Molkerei in Obing war zunächst sein Arbeitsplatz, bis er später mit dem Milchtankfahrzeug durch die Gemeinden Obing und Kienberg unterwegs war.
1972 verstarb seine Mutter Maria ganz plötzlich nach einer Gehirnblutung. Anfang der 70er-Jahre führte ihn sein beruflicher Weg zur Firma Siemens nach Traunreut. Bis zum Renteneintritt 1992 hat Künzner als Lagerist in der Kantine gearbeitet.
Groß gefeiert wurde am 23. April 2006 der 50. Hochzeitstag. Den kirchlichen Segen dazu hat der ehemalige Nachbar und Freund der Familie, Pfarrer Alois Holzner, in der Pittenharter Kirche gespendet. Ihr Haus in Eschenau war bis Dezember 2010 ihr Zuhause. Seine Frau war schon seit Jahren an Parkinson erkrankt und nach seinem Sturz konnte er ihre Versorgung nicht mehr alleine leisten. So kam es, dass die Eheleute zusammen mit ihrem Kater in eine Wohnung nach Pittenhart gezogen sind. Vor zehn Jahren ist seine Frau Emmi verstorben.
Oft hat man Engelbert danach auf dem Balkon seiner Wohnung gesehen, wenn er die Geschehnisse auf der Straße beobachtete und die Sonne genossen hat. Er ging nicht mehr oft raus. Dennoch wollte Künzner seinen 90. Geburtstag noch richtig groß feiern. Nachdem alle Einladungen verschickt waren, hat die Corona-Pandemie sämtliche Planungen zunichte gemacht.
Eine liebe Freundin hat ihn die ganzen Jahre oft besucht, ihm das Neueste aus der Gemeinde erzählt, aus der Zeitung vorgelesen und ihm bei den Erzählungen über seine Arbeitsstellen, die Kollegen, seine Ausflüge und Erlebnisse zugehört. Zusammen mit seinem Freund Peter Zenz ist er hin und wieder unterwegs gewesen. Besuche von Freunden und ehemaligen Arbeitskollegen waren immer willkommen. Im Haus in der Waldstraße in Pittenhart wusste er sich gut betreut, immer versorgt und konnte so sein Leben ruhig leben.
Im Frühjahr 2023 haben sich dann die Stürze in der Wohnung gehäuft, Krankenhaus- und Reha-Aufenthalte folgten. Eigentlich wollte er wieder heim nach Pittenhart, leider kam es jedoch anders und er ist in den ersten Tagen der Kurzzeitpflege im Caritasheim in Wasserburg friedlich eingeschlafen.
Am Dienstag, 20. Juni, haben Familie, Verwandte, viele Freunde und ehemalige Arbeitskollegen seine Urne zu seiner letzten Ruhestätte im Pittenharter Friedhof begleitet. Diakon Wolfgang Mösmang hat im Trauergottesdienst das Leben des Verstorbenen Revue passieren lassen. emk