Vorteile liegen auf der Hand

von Redaktion

Kiefersfeldener Gremium stimmt geschlossen Beitritt zur Ökomodellregion zu

Kiefersfelden – Obwohl sie sich nur eine Vollzeitstelle teilen, überzeugten Stephanie Wimmer und Stefanie Adeili mit ihren Argumenten hundertprozentig, als sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung dem Gremium ihre Visionen und Anregungen zum Projekt „Ökomodellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein“ vorstellten.

Schlussendlich konnte sich keiner der Räte den stichhaltigen Argumenten der jungen Frauen entziehen und so stimmten alle Versammelten dem Beitritt der Gemeinde in die Ökomodellregion nach nur kurzer Diskussion zu.

Stärkung der
Region im Fokus

Hintergrund dieses Projektes ist vor allem die Stärkung der Region durch aktiven Klimaschutz, die Förderung der ländlichen Entwicklung mit Ernährungssouveränität, der Erhalt der Kulturlandschaft und des Tourismus sowie die Gewinnung von Fördermitteln für die Modellregion. Derzeit umfasst das Gebiet bereits die Gemeinden Bad Feilnbach, Raubling, Neubeuern, Rohrdorf, Samerberg, Frasdorf und Aschau sowie die Stadt Bad König. Der Bereich bis zur österreichischen Grenze wäre dann mit dem Beitritt der Gemeinden Brannenburg, Oberaudorf und eben Kiefersfelden komplett und sinnvoll, wobei „Oberaudorf dazu bereits seine Bereitschaft signalisiert hat“, wie Bürgermeister Hajo Gruber (UW) wissend einflocht.

Für die beigetretenen Gemeinden stehen Klimaschutz, Artenschutz und Biodiversität durch ökologischen Landbau mit erheblichem Klimaschutz durch geringere CO2-Emissionen ganz oben auf der Agenda. Hinzu kommen die Argumente der geringeren Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und der Vorteil des nur halb so hohen Energieeinsatzes im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft. Im Bereich des Artenschutzes stehen der Verzicht auf Herbizide und chemisch-synthetische Pestizide, vielfältige Fruchtfolgen mit hohem Leguminosenanteil (Kleegras & Hülsenfrüchte) und die geplante Weidehaltung zur Förderung des Bodenlebens und der CO2-Bindung im Vordergrund.

Durch die Biodiversität versprechen sich die Verantwortlichen verbesserten Bienen- und Insektenschutz, durch mehr Beikraut wird die Artenvielfalt erhöht und der Verzicht auf mineralische Stickstoffdüngung sorgt für bessere Wachstumsbedingungen bei Blumen und Kräutern. In Zahlen ausgedrückt: „Ein Anteil von 30 Prozent Ökolandbau in Bayern spart jährlich vier Milliarden Euro an Umweltkosten“, so die fundierte Aussage der beiden engagierten jungen Fachfrauen.

Doch das alles lässt sich nicht einfach von oben, sprich von der Staatsregierung, verordnen, dazu bedarf es vor allem einer umfassenden Vernetzung von Biobauern, konventionellen Landwirten, Verarbeitern, Verbrauchern, Gastronomie und Außer-Haus-Verpflegung sowie einer umfassenden Bewusstseinsbildung zu Themen wie – was ist bio-regional oder warum bio-regional?

Wesentlich für die Beitrittsgemeinden ist letztlich auch die Dauer der Umstellung und natürlich eine Kostenprognose. Hinzu kommen die zu klärenden Fragen der Unterstützung und Förderung der neuen Geschäftsmodelle und der Erweiterung der Wertschöpfungsketten. Die Vorteile einer Erweiterung der Ökomodellregion liegen aber schon jetzt auf der Hand: wertvolle neue Kontakte und Geschäftsbeziehungen, ein erweiterter Kreis von Produzenten und Zulieferern sowie neue Impulse und Ideen.

Wichtig für die beteiligten Gemeinden ist eine umfassende Beratung, auch über Fördermöglichkeiten, von der sicherlich viele landwirtschaftliche Betriebe und auch gastronomische Einrichtungen profitieren können.

Der Zeitplan sieht nach der bereits abgeschlossenen Startphase und dem Aufbau des Netzwerkes die Projekt- und Ausbauphase bis 2027 und danach die Verstetigung des Öko-Modells vor. Bei der Frage nach den Kosten für dieses zukunftsweisende Konzept steht vorerst die Förderung durch den Freistaat im Vordergrund. Fördert dieser zunächst bis zu 75 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, so sinkt der Zuschuss des Freistaats bis 2027 auf nur noch 20 Prozent.

Für die Gemeinde Kiefersfelden beispielsweise kostet der Beitritt zur Ökomodellregion je nach Mitgliedsgemeinde anfangs rund 2000 Euro jährlich, mit entsprechender Steigerung bis 2027 auf das prognostizierte Doppelte, nach unten und oben offen.

Mehrwert für Region
deutlich machen

Beitreten können oder sollen möglichst zusammenhängende Gebiete, wie hier Brannenburg, Oberaudorf und Kiefersfelden. Das gemeinsame Bewerbungsschreiben ist an das Amt für Ländliche Entwicklung zu richten, einschließlich der Begründung oder Motivation für den Beitritt.

Die Unterstützung der Ziele sowie der Mehrwert für die Ökomodellregion müssen deutlich gemacht werden. Die Auszeichnung erfolgt schließlich durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF). Nach dieser umfassenden Information waren die Fragen der Gemeinderäte eher organisatorischer Natur und so wurde der Beitritt schnell beschlossen.

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