Neukirchen/Riedering– „Feiern und leben Sie das hier und tragen Sie das in die Welt hinaus.“ Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg bat beim Festgottesdienst um Gottes Segen für die Gläubigen und für die Wallfahrtskirche Maria Stern in Neukirchen. Hoch über dem Simssee thront die Wallfahrtskirche Sankt Johannes der Täufer mit dem über 300 Jahre alten Gnadenbild – das namensgebende Maria Stern. Und dort wurden „in archaischen Riten“, so Weihbischof Graf von Stolberg), der neue Volksaltar sowie Altarleuchter, Ambo und Leuchter, die letzten vom Rosenheimer Künstler Josef Hamberger (1925-2019) entworfenen Kunstwerke, gesegnet.
Schlankes
Ensemble
Ein schlank nach oben strebendes Ensemble aus Bronze, das sich unaufdringlich in den beengten, barock ausgestalteten Altarraum einfügt.
Der Altar, geschmückt mit einem Kreuz aus Bergkristall (in Silber gefasst und vergoldet), obenauf liegt eine Platte aus Untersberger Marmor, wirkt schlicht und doch kraftvoll. Zuerst wurde ein silbernes Schmuckkästchen mit Reliquien des Heiligen Benno von Meißen, dem Stadtpatron Münchens, und dem Seligen Otto von Freising – ein Geschenk von Kardinal Marx, „eine Deluxe-Version“, so Weihbischof Graf zu Stolberg – in den Altar gebettet, dann wurde der Altar mit Wasser gesegnet und mit Chrisam gesalbt.
Schließlich entzündete Weihbischof Graf zu Stolberg an fünf Stellen auf dem Altar, die an die Wundmale Jesu erinnern sollen, Weihrauch. Würdevoll, erhaben, und dennoch volksnah: Die Künstler Hamberger und der ursprünglich beauftragte Kunstschmied Marinus Singer, der selbst kurz nach Hambergers Tod tödlich verunglückte, hätten das sicher gern erlebt, erinnerte Weihbischof Graf zu Stolberg.
Feuchteschäden
und Risse
Die Kunstschmiede Ruedörfer übernahm schließlich die Kunstschmiedearbeiten und das Erzbischöfliche Ordinariat die Kosten für die Neugestaltung des Altarraums in Höhe von 72500 Euro. Doch beim Festgottesdienst wurden nicht nur die Kunstwerke Hambergers geweiht, sondern auch der abgeschlossenen Renovierung der Wallfahrtskirche gedacht. Schon seit einigen Jahren setzte sich vornehmlich Kirchenpfleger Heinrich Dhom für die Renovierung der Wallfahrtskirche ein.
Im Zuge der Begehungen wurden Feuchteschäden an den beiden bröselnden Seitenaltären und ein Riss über die gesamte Länge des Gewölbescheitels festgestellt. Auch zeigte sich, dass das Dachgestühl stabilisiert werden muss.
Im Zuge der Maßnahmen wurde dann zuerst die gesamte Kirchen-Raumschale gereinigt, und dann der Innenraum – Seitenaltäre, Glasmalereifenster und Portale – saniert und renoviert. Ebenso wurde die Orgel gereinigt und nachintoniert, die Beleuchtung nachgebessert und ein barrierefreier Eingang an der Nordseite der Kirche geschaffen. Die Sitze im Altarraum wurden von Lenz Sanftl gefertigt. Die Renovierungskosten beliefen sich schlussendlich auf 1,5 Millonen Euro (wir berichteten mehrfach).
Prachtvoll präsentiert sich nun die Wallfahrtskirche, und nicht minder prachtvoll gestalteten der Riederinger Kirchenchor und die Riederinger Weisenbläser den Festgottesdienst, bei dem auch Pfarrer Claus Kebinger, Pfarrer i.R. Herbert Zimmermann und Gemeindereferent Tobias Gaiser mitzelebrierten.
Zahlreiche Gläubige, aber auch zahlreiche Ehrengäste, darunter Frater Andreas vom Stift Göttweig in der Wachau (dort wirkte auch der Künstler Hamberger), die für die Regierung verantwortlichen Planer, Architekten und Handwerker sowie Vertreter von Ordinariat und Denkmalpflege, sowie Mitglieder der Familien Hamberger und Singer feierten gemeinsam den Gottesdienst.
Erinnerung
an Alfred Delp
„Es ist herrlich hier…“ zitierte Kirchenpfleger Dhom aus den Schriften Paters Alfred Delp (1907-1945), der in Neukirchen zwischen 1941 und 1943 im Sommerurlaub Gottesdienste zelebrierte und der 1945 von den Nationalsozialisten ermordet wurde, und dankte – genau wie Riederings Bürgermeister Christoph Vodermaier– allen Mithelfern und Spendern für die Renovierung der Wallfahrtskirche: „In dieser Form wäre das heute nicht mehr möglich.“
Und so passte das Introitus-Lied perfekt zum Festgottesdienst mit anschließendem Pfarrfest: „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land…“