Klima-Sonderpreis für Landwirtspaar

von Redaktion

Milch ist bäh – weil die Kühe so viel Methan pupsen. Sachlich richtig. Hans und Monika Mayerhofer ärgern sich trotzdem. Über die Verallgemeinerung. Denn es geht auch anders. Für seinen Weg bekam das Landwirtsehepaar aus Vogtareuth jetzt den bayerischen Klimapreis.

Vogtareuth – Sie sind unkonventionelle konventionelle Landwirte, die Mayerhofers. Auf ihrem Hof in Unterwindering dürfen die Kühe auf die Weide. Das wollten Hans und Monika Mayerhofer so, und „d‘Leit“ auch. Auf fünf Hektar direkt am Stall dürfen sich die Tiere satt futtern. Die Lebensleistung der braun-weißen Milchkühe liegt bei durchschnittlich 28000 Kilo Milch. Weil die Tiere bei Mayerhofers in Würde alt werden dürfen, nicht wie viele Turbokühe nach zwei Jahren nur noch für den Metzger nützlich sind. Im Gegensatz zu den meisten Turbokühen haben Mayerhofers 150 Tiere nicht nur Ohrmarken, sondern auch Namen.

Mit Biogas und
Photovolaik autark

Ja, auch Mayerhofers Kühe pupsen Methan. Die fünf Hektar Weidefläche binden aber auch reichlich Treibhausgase. Und die Gülle wird, bevor die Reststoffe als hochwertiger Dünger genutzt werden, in der eigenen Biogasanlage verarbeitet. Sämtlicher Strom des Vier-Generationen-Hofes ist hausgemacht. Und 135000 Kilowattstunden, genug für 35 Haushalte, speisen Mayerhofers ins Stromnetz ein. Aus Biogas und von einer Photovoltaik-Anlage auf einem sich drehenden Stadl. Die Abwärme der Biogasanlage heizt das Wohnhaus, „eine andere Heizung haben wir gar nicht“, sagt Monika Mayerhofer. Und für die geplante Heutrocknung reicht die Abwärme auch noch.

Gras auf der Weide, Heu und seit einigen Jahren auch Soja von den eigenen Feldern, gedüngt mit den Vergasungsresten der Gülle. Der Kreislauf ist geschlossen. Die stickstoffreduzierte Fütterung tut den Tieren gut, ist Hans Mayerhofer überzeugt. Die vergleichsweise niedrigen Harnstoffwerte in der Milch, Folge der stickstoffreduzierten Fütterung, erscheinen alle zwei Tage in den Laborwerten der Wasserburger Molkerei Bauer, an die Mayerhofers liefern.

Der Vogtareuther BBV-Obmann und seine Frau, die stellvertretende Ortsbäuerin, sind immer offen für Neuerungen. Deswegen sind sie auch seit Jahren bei „Digimilch“ einem Digitalisierungsprojekt für die Landwirtschaft dabei. In dem unter vielem anderen die Mischung des Futters automatisch aufgezeichnet wird. „Da kann man nicht mogeln“, sagt Hans Mayerhofer und grinst. Gleiche Futtermischung und veränderte Laborwerte? Dann ist Ursachenforschung angesagt.

Freilaufende Kühe, geschlossener Nährstoffkreislauf, Photovoltaik- und Biogasanlage, dazu ein mit viel Herzblut, Zeit, Aufwand und auch Geld renaturierter Toteiskessel auf einem familieneigenen Grundstück in Babensham. Klingt ganz schön ökologisch. Beide Mayerhofers schmunzeln. „Ja, wir haben einen Bio-Touch“, sagt Monika Mayerhofer. Sie und ihr Mann sind überzeugt, dass sich konventionelle und biologische Landwirtschaft in den nächsten Jahren mehr und mehr annähern werden. Auch aus finanziellen Gründen. „Wer gibt denn schon Geld für Spritzmittel und Antibiotika aus, wenn es nicht zwingend nötig ist?“ Mayerhofers nicht. Durch eine entsprechende Zertifizierung wollen sie sich aber nicht festnageln lassen. „Was tun wir dann im Notfall?“

In Notfällen bei der Gesundheit ihrer Tiere oder bei Trockenperioden, Spätfrösten, Starkregen und so weiter. Diese Begleiterscheinungen des Klimawandels treten bekanntlich immer häufiger auf. Das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist überzeugt, dass Landwirte in ihrer täglichen Arbeit aktiv zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. Deswegen hat es schon vor Jahren einen Klimapreis ins Leben gerufen. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber zeichnete in diesem Rahmen jüngst drei Betriebe mit dem Sonderpreis „Klimafreundliche Milcherzeugung“ aus. Mayerhofers gehörten zu dem Trio. Ebenso wie Biolandwirt Ludwig Käsweber aus Ramerberg. „Diese Betriebe konnten mit einer vielfältigen Palette an Maßnahmen überzeugen, mit denen beim Erzeugen von Milch ein jeweils besonders niedriger CO2-Fußabdruck erreicht wird“, so die Begründung. „Mit diesem Preis wollen wir die Leistungen und die zukunftsweisenden Maßnahmen dieser Betriebe würdigen.

Ihrer Arbeit ist für uns, ihre Berufskollegen und die ganze Gesellschaft ein Vorbild, wie klimaschonende Produktion in Landwirtschaft und Gartenbau funktionieren kann“, sagte die Ministerin. Ihren Worten zufolge steht gerade die Landwirtschaft unter enormen Anpassungsdruck, um auch in Zukunft die Ernährung der Bevölkerung sicherstellen zu können. Leichter gemacht wird es den Landwirten nach Ansicht von Hans Mayerhofer wirklich nicht. Er, der so vielen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen ist, ärgert sich zum Beispiel darüber, wie die Haltungsformen im Sinne des Tierwohls umgesetzt werden. „Die Discounter und Supermärkte machen Druck. Eigentlich gut. Aber dann muss auch der Preis passen, damit die Landwirte die nötigen Maßnahmen umsetzen können.“

Tue er aber nicht, so Mayerhofer. Was vor allem für die klassischen Familienbetriebe ein Problem sei. Andererseits seien die Vorschriften extrem rigide. „Ich bekomme die Haltungsform 3, trotz reichlich Auslauf für die Tiere, nicht – weil‘s Stalltor zehn Zentimeter zu schmal ist! Was für eine Erbsenzählerei.“ Gar nicht gut zu sprechen ist er auf den Bundeslandwirtschaftsminister. Der hat die Kantine seines Hauses auf fleisch- und fischlos umgestellt. „Zum einen muss der Landwirtschaftsminister alle Landwirte unterstützen.

Keine spanischen
Verhältnisse

Zum anderen soll doch jeder Mensch selber entscheiden dürfen, was er isst. Und außerdem wird auf meinen 70 Prozent Grünland nicht nur Gemüse wachsen, das wäre zu viel. Oder will der Mann spanische Verhältnisse?“ Mayerhofers wollen sie nicht, sind stolz auf ihren breit aufgestellten Betrieb. Die Vielseitigkeit lässt sie vergleichsweise entspannt in die Zukunft blicken. Auch wenn es den „klassischen“ Hoferben nicht gibt. Monika und Hans Mayerhofer haben drei Töchter. Keine hat die Landwirtschaft zum Beruf gemacht. „Abgeneigt sind sie aber alle drei nicht“, sagt die Mutter. Der Vater nickt zustimmend, grinst und sagt: „Unsere Älteste ist mit einem Landwirtschaftsmeister verheiratet.“

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