Schechen – Der Biogas-Pionier Christian Rinser hatte zur Besichtigung seines Betriebes eingeladen. Das „Ziagla-Anwesen“ in Oberwöhrn im nördlichen Teil der Gemeinde Schechen ist für die Zukunft gerüstet: mit den Standbeinen Milchviehbetrieb, Biogasanlage zur Erzeugung von Strom mit Nutzung der Abwärme für Heizung, Wasser und Heu sowie für die Trocknung der Hackschnitzel. Rinser baute vor gut 20 Jahren eine Biogasanlage. Den damit produzierten Strom speiste er ins öffentliche Netz ein. In der Hauptsache betreibt er darüber hinaus seinen Milchviehbetrieb.
Deutschlandweit
nur wenig Nachahmer
Beim Durchgang durch sein Betriebsgelände erzählte Rinser im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen von seinen Zweifeln. Risikobereit und neugierig für weitgehend noch unbekannte Wege sei er immer gewesen. Der Pioniergeist habe ihn getragen, die Anfangsschwierigkeiten zu überwinden und immer nachzubessern, ohne Druck seitens der Behörden. Rinser war als stellvertretender Regionalsprecher des Fachverbands für Biogas in der Region Süd maßgeblich am Zusammenschluss „Virtuelles Kraftwerk“ mit den Stadtwerken Rosenheim beteiligt. Derzeit wird von dort aus die Stromlieferung von 500 Biogasanlagen rund um die Uhr zentral gesteuert. Der Verbund hat Vorzeigecharakter in der erneuerbaren Energieversorgung. Deutschlandweit gibt’s nur wenig Nachahmer. Die Technik und Leistung der Biogasanlage wurde in den Folgejahren ausgebaut. Die Abwärme aus der Anlage heizt die Wohnräume, bereitet Warmwasser im Haushalt und versorgt die Hausmolkerei und die Heutrocknungsanlage. Die Heutrocknung mit dieser Technik ermöglicht eine qualitativ hohe Futterbereitstellung für viele Bereiche der Tierhaltung. Dieser Teil könnte sich auch als wichtiges Standbein für seinen Betrieb entwickeln. Laut Rinser wären ohne den Rückhalt seiner Frau und der Familie – er hat fünf Kinder – diese Schritte nicht möglich gewesen. Viele Anfangsschwierigkeiten waren zu bewältigen. Rinsers Sohn ist Landwirtschaftsmeister und wird den Betrieb übernehmen. Er investierte vor mehreren Jahren in eine eigene Hausmolkerei und beliefert inzwischen mit seinen Joghurt-Produkten vorwiegend die Frühstücksgastronomie – dazu bietet er auch Milch aus seinem Betrieb.
Der Biogas-Pionier Rinser vertritt seit einigen Jahren als Mitglied im Kreisrat die Interessen seiner Berufskollegen. Er bringt dabei neben Erfahrung auch seine Grundsätze für eine ökologisch ausgerichtete Betriebsweise ein. Beim „Tag der offenen Tür“ war ihm besonders wichtig, am Beispiel seines Betriebes aufzuzeigen, dass auch ein konventioneller Milchviehbetrieb in einer Größe mit 60 Milchkühen und ebenso viel Nachzucht Zukunft hat.
Dies klappt, wenn der Betrieb auf mehrere Beine gestellt sei und so der nachfolgenden Generation das nötige Einkommen sicherstelle. Die kleingliedrige, traditionelle Landwirtschaft, wie sie in Bayern weitläufig vorzufinden ist, bleibt für den Landwirt ein großes Anliegen.
Viehbestände müssen aufgestockt werden
Sie hat laut Rinser auch in der Zukunft mit Zusatzeinkünften eine reelle Chance zu bestehen. Die Abhängigkeit vom stets schwankenden Milchpreis, der von wenigen Marktführern im Einzelhandel beeinflusst wird, zwingt die Bauern häufig zu neuen, teuren Investitionen. Dies führt oft zwangsläufig dazu, dass die Betriebe ihre Viehbestände aufstocken. Dies stehe nicht unbedingt im Einklang mit der Klimaveränderung.