Aschau – „Musik im Ohr, Tränen in den Augen und Erinnerungen im Herzen“, fasste Pfarrer Paul Janßen die Verabschiedung von Alois Schlemer zusammen. Im gesegneten Alter von 94 Jahren verstarb Alois Schlemer auf dem Fellerer, hoch über Aschau.
Pfarrer Janßen zelebrierte das Requiem in der voll besetzten Pfarrkirche und hielt Rückschau auf das erfüllte Leben des Verstorbenen. Requiem und Beerdigung wurden feierlich von der Stubnmusi und Bläsern aus dem Familien- und Freundeskreis gestaltet.
Alois Schlemer wurde 1929 als jüngstes von vier Kindern in Urschalling geboren. Sein Vater war „Baumeister“, deshalb zog die Familie viel um.
Sein Berufswunsch war eigentlich Grafiker, doch zunächst machte er eine Maurer-Lehre. Mit Mitte Dreißig wechselte er zur Deutschen Bundesbahn und absolvierte eine Ausbildung zum Fahrdienstleiter. Bis zum Ruhestand arbeitete er im Bahnhof Prien als Bahnhauptsekretär. 1956 heiratete er Christl vom Fellerer in Aschau. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und zwei Söhne hervor, mittlerweile konnten sich die Großeltern auch über neun Enkelkinder und neun Urenkel freuen, von denen die meisten die Musiker-Gene vom Opa und die Freude am Kochen und Reisen von der Oma geerbt haben. Gemeinsam mit seiner Frau bewirtschaftete Alois Schlemer im Nebenerwerb das Anwesen am Fellerer mit einer „Milchschafhaltung“.
Seit der Hofübergabe an den jüngsten Sohn genossen die Eheleute ihr „Austraglerleben“. Die größte Leidenschaft war das Reisen. Von Island bis Marokko besuchten sie viele Länder. Dankbar und zufrieden blickten sie bei ihrer eisernen Hochzeit 2021 auf 65 Ehejahre zurück.
Alois Schlemers große Liebe galt der Musik. Seit den ersten musikalischen Gehversuchen auf der Zither und der Zugposaune in jungen Jahren erlernte er viele weitere Instrumente. Lange war er Dirigent der Musikkapelle Aschau und zweiter Dirigent der Kapelle in Bad Endorf.
Zahllose junge Musiker erhielten bei ihm ihre erste Ausbildung. Alois Schlemer war Gründer der Aschauer Stubnmusi, Gründungsmitglied der Frasdorfer Tanzlmusi und Arrangeur unzähliger Volksmusikstücke. Er musizierte auch gerne mit seinen Kindern und Enkeln. Besonders lagen ihm die „Bachecker“ – eine Blasmusikgruppe aus dem Raum Simssee – am Herzen.
Des Weiteren liebte er das Drechseln und das Aquarellmalen und engagierte sich bei anderen Dorfvereinen wie dem VdK, als Gründungsmitglied beim Ökumenischen Sozialdienst Aschau, im Aschauer Kolpingverein sowie bei den Trachtenvereinen „Edelweiß“ Niederaschau und Greimharting.
Die Dorfgemeinschaft, die Musikkapellen Aschau, Bad Endorf und die „Bachecker Blech“ sowie die Dorfvereine geleiteten den Schlemer Lois auf den Gottesacker und nahmen Abschied von einem beliebten und geachteten Mitbürger.
Als letzten Gruß spielten die drei Kapellen noch einen gemeinsamen Marsch für ihren ehemaligen Dirigenten. reh