Bad Endorf – Die Marktsituation ist herausfordernder denn je. Sagt Dietolf Hämel, Vorstand der GWC AG. Auch nach der Corona-Pandemie sei das Arbeiten nicht entspannter geworden. Dazu tragen unter anderem die Lauterbachsche Krankenhausreform und der Personalmangel bei, sagte Hämel bei der Hauptversammlung der Gesundheitswelt Chiemgau AG.
Die GWC ist nach seinen Ausführungen recht gesund durch die Pandemie gekommen. Im vergangenen Jahr gelang eine Umsatzsteigerung von 9,4 Prozent auf 65,9 Millionen Euro. Als Jahresüberschuss bleiben dem Konzern 3,6 Millionen Euro. Das ist ein beachtliches Plus von 20,6 Prozent.
Das hatte bei der Versammlung im Jahr zuvor noch ganz anders ausgesehen: Unter anderem die Corona-Krise hatte 2021 dazu geführt, dass trotz eines um gut 14 Prozent auf 60 Millionen Euro erhöhten Umsatzes das Konzernergebnis um rund 700000 Euro auf rund drei Millionen Euro sank. Daran schuld war 2021 auch Mehrbedarf an Material während der Corona-Pandemie. Auch die Personalkosten waren 2021 gestiegen. Dies eine indirekte Folge des zunehmenden Fachkräftemangels, die sich auch weiterstellt: Arbeitgeber müssen mit mehr Geld locken.
28 Cent Dividende?
Da gibt’s Widerspruch
Diesmal stehen aber schwarze Zahlen auf der Rechnung. Die Hälfte bleibt zur Eigenkapitalstärkung bei der GWC. Knapp 1,3 Millionen Euro sollen auf die hohe Kante gelegt werden, als Vorsorge für die nächsten großen Herausforderungen. Denn es sind in diesem und in den Folgejahren große Investitionen nötig, die hohe Liquidität erfordern, prognostizierte der Vorstand.
Deswegen sollen, so Hämel, 28 Cent pro Aktie an Dividende ausgeschüttet werden. Das allerdings war einer Gruppe Anteilseigner eindeutig zu wenig. Schließlich seien pro Aktie 1,86 Euro Gewinn gemacht worden. 90 Cent Dividende sollten es da schon sein, forderte der Sprecher der Gruppe. Das sei doch auch im Interesse der Gemeinde Bad Endorf, dem mit 76,1 Prozent größten Anteilseigner. Mit den Mehreinnahmen könne die Gemeinde teure Vorhaben wie den Bau der Mittelschule besser stemmen, versuchte der Sprecher der Anteilseigner-Gruppe Bad Endorfs Bürgermeister Alois Loferer auf seine Seite zu ziehen. Erfolglos: Der Antrag scheiterte, wurde mit 16,9 zu 83,1 Prozent der vertretenen Stimmanteile abgelehnt.
Eine gewisse Erleichterung war Hämel und den Aufsichtsräten durchaus anzusehen. Nicht verwunderlich, denn allein die Erweiterung des Thermenhotels Ströbinger Hof ist mit 18 Millionen Euro Baukosten angesetzt, „wir werden sehen, was die Ausschreibung dann tatsächlich ergibt“, so Hämel. Sowohl die Chiemgau Thermen als auch die Simssee-Klinik sind Mitte der 70er-Jahre gebaut worden – da sind immer wieder Sanierungen fällig. Beim Flachdach der Thermen wie auch bei der Dachisolierung der Klinik sei man da schnell bei zwei Millionen Euro, sagt Hämel.
Der Vorstand gab eine kurze Zwischenbilanz für das laufende Jahr ab. Im ersten Halbjahr sei ein Umsatzplus von 14,9 Prozent auf 35,3 Millionen Euro zu verzeichnen. Und erstmals gebe es eine Gewinnsteigerung schon im ersten Halbjahr bei den Thermen zu vermelden. Zu beiden Erfolgen hätten „alle“ – die rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – beigetragen, lobte Hämel. Und richtete seinen Blick auf die große Politik.
Vieles richtig –
und doch tödlich
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mache bei seiner Krankenhausreform vieles richtig, befand Hämel, ein Krankenhaussterben sei trotzdem zu befürchten. Die GWC sei schlimmstenfalls mit 44 Betten in einer Fachklinik betroffen. Und bei Fachkliniken wisse heute noch keiner, ob diese gestärkt oder geschwächt aus der Reform hervorgehen, so Hämel. Das gelte auch für die stationäre Reha. „Wir beäugen die Situation aufmerksam“, versicherte Hämel.
Im Fokus seiner Arbeit stehe, wie auch schon im Vorjahr, die Gewinnung von Personal, betonte der Vorstand. Die GWC und ihre Töchter suchen derzeit Personal auf allen Ebenen und in allen Bereichen – von der Reinigungskraft über IT-Spezialisten und Controller bis hin zum Oberarzt. Vor allem aber in der Pflege. Da sei Leiharbeit mittlerweile die Norm. Dies sei aber ein „teures Übel“, bedauerte Hämel. Teuer, weil die Leiharbeitskräfte ein Mehrfaches der eigenen Leute an Geld forderten und erhalten. Übel, weil sie sich die Arbeitszeiten aussuchen könnten und das auch tun.
Deswegen wolle die Gesundheitswelt nun erstmals Arbeitskräfte auch im Ausland rekrutieren. Mit dem Betriebsrat sei man im intensiven Austausch, man wolle „ein attraktives Paket, keine reine Gehaltserhöhung“.
Locken mit
Wohnungen
Dazu gehöre nicht nur eine Bezahlung über Tarif, sondern auch die Bereitstellung von Wohnraum. Derzeit gebe es 26 Plätze in Wohnheimen in Bad Endorf und Seebruck, dazu Wohnungen in Prien und Bad Endorf. Zu dem Vorschlag aus den Reihen der Anteilseigner, am geplanten Mitarbeiterparkhaus Wohnungen zu bauen, sagte Hämel, die GWC wolle lieber bestehenden Wohnraum anmieten, als selber zu bauen.