Inntal – „Keine Umgehung, keine Schleichwege und keine Belastung mehr für Anwohner.“ Das war die Ansage des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder im Juli 2022. Damals stand der bayerische Ministerpräsident vor den neuen Schildern an der Inntalautobahn, die Transit-Lkw die Abfahrt von der Autobahn bei Blockabfertigungen verbieten.
„Um Welten besser“ in Brannenburg
Ein Jahr später ziehen die Betroffenen Bilanz. „Es ist um Welten besser”, sagt beispielsweise der Brannenburger Bürgermeister Matthias Jokisch. Seitdem die Lkw-Fahrer nicht mehr die sonst so gern genommene Ausfahrt von der Inntalautobahn auf dem Weg nach Tirol nehmen dürfen, sei es deutlich ruhiger geworden in der Gemeinde. „Es ist kein Vergleich zu vorher”, meint Jokisch, der es gar nicht glauben konnte, dass der Transit-Stopp schon seit einem Jahr gilt. Seinem Eindruck nach halten sich die Fahrer immer noch vorbildlich daran. Zumindest könne er sich nur an ganz vereinzelte Vorfälle erinnern, bei denen die Lkw trotz Verbot über die Landstraße fuhren. „Und dann war das meistens auch berechtigt”, sagt der Rathauschef. Zum Beispiel, wenn es bei vorherigen Auffahrten wie in Raubling oder Reischenhart schon gar nicht mehr möglich war, überhaupt auf die Autobahn zu kommen. „Dann hat die Polizei, aber wirklich nur im Notfall, die Lkw bis zu uns fahren lassen”, meint der Brannenburger Rathauschef. Auch der Flintsbacher Bürgermeister Stefan Lederwascher ist der Meinung, dass die Verkehrsbelastung seit dem Transit-Stopp etwas abgenommen hat. „Das haben wir schon gespürt”, meint er. Damit sei das Problem der Blockabfertigung allerdings noch lange nicht gelöst. „Da werden lediglich die Symptome, aber nicht die Ursache bekämpft“, sagt Lederwascher mit Blick auf die Lkw-Fahrer. Diese seien nämlich keineswegs entlastet, wenn sie nach wie vor stundenlang auf der Autobahn stehen müssen.
„Die haben nicht mal die Möglichkeit, kurz runterzufahren, um sich eine Brotzeit zu kaufen”, kritisiert auch Georg Dettendorfer, Geschäftsführer der Spedition Johann Dettendorfer. Seine Fahrer seien zwar glücklicherweise von der Regelung nicht so stark betroffen, da sie mit dem Ziel der Spedition in Nußdorf von der Autobahn runter dürfen. „Für alle anderen ist die Blockabfertigung aber mindestens genauso schlimm wie vorher”, meint Dettendorfer.
Zumindest mit den Kontrollen der Polizei hat sich der Nußdorfer mittlerweile arrangiert. „Die kennen unsere Lkw und wissen, dass sie die Landstraße benutzen dürfen”, sagt der Unternehmer. „Die Abfahrt von der Autobahn an Tagen der Dosierungsmaßnahme wird regelmäßig kontrolliert”, berichtet ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. Das können auch die Bürgermeister ihrem Gefühl nach bestätigen. „Andernfalls würde sich das bei den Fahrern auch sehr schnell rumsprechen”, ist Jokisch überzeugt.
In Oberaudorf ist die Lage kaum verändert
Während das Obere Inntal ein wenig entlastet zu sein scheint, hat sich die Lage kurz vor der Grenze jedoch kaum gebessert. „Unser Problem sind vor allem die ausweichenden Autofahrer“, erklärt Oberaudorfs Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt.
An Tagen der Blockabfertigung hat die Gemeinde zu Stoßzeiten teilweise das fünffache an Verkehr. „Daran hat auch der Transit-Stopp für Lkw nichts geändert”, sagt Bernhardt. Er spricht sich daher, wie alle Betroffenen aus dem Inntal, dafür aus, dass man sich mit Tirol doch noch irgendwann einigen kann und die Blockabfertigung komplett verschwindet.