Kiefersfelden – Das Ritterschauspiel von Kiefersfelden ist jedes Jahr ein großes Vergnügen und wird immer wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Nicht nur die unverwechselbare Darbietung der Handlungen, sondern auch die historische Drehkulissenbühne, der Verzicht auf jede Form von elektroakustischen Tonproduktionen und der Verzicht auf die Namensnennung der Darsteller im Programmheft.
All dies beweist immer wieder aufs Neue: „Hier wird von der Dorfgemeinschaft etwas auf die Bühnenbretter gebracht, das aus der bloßen Lust am Schauspiel und der Theatertradition entspringt – weit ab vom Kommerz und dem kurzlebigen Zeitgeist.“
So wird mit der einzigartigen mittelalterlichen Drehkulissenbühne erreicht, was sonst nur eine digitale Spielfilmtechnik schafft. Binnen dreier Akte wechseln 69-mal die Bühnenbilder, ohne dass der Vorhang fallen muss oder gar Umbauunterbrechungen vonnöten wären. Lediglich zu den beiden Pausen zwischen den kurzweiligen Akten fällt der Vorhang.
Das diesjährige Stück „Mangolf von Rottenburg“ galt lange als verschollen und wurde erst 1993 wieder entdeckt. Es kostete viel Mühe, das alte Manuskript bühnentauglich zu gestalten. So kam es 2004 erstmalig zur Aufführung. 19 Jahre nach der erfolgreichen Erstaufführung im Kieferer Volkstheater wird das Stück mit dem Untertitel „Der Kampf um Mitternacht“ erneut aufgeführt. In einer behutsam gekürzten Inszenierung, was der heutigen Zuschauerkondition sehr entgegenkommt.
Das Stück selbst zieht die Theaterfreunde mit vielen dramatischen Szenen und Spannung bis zum Schluss schnell in den Bann. Denn dann entscheidet der „Kampf um Mitternacht“ zwischen Gut und Böse. Lange ist Mangolf der Spielball des Satans, bis er diesen doch besiegen kann und damit auch seinen Vater rettet. Dieses Ritterdrama aus dem 19. Jahrhundert zeigt, dass Tugend und Liebe das Böse besiegen können.
Bei der Premiere bewies das Publikum durch so manche Zurufe, wie es sich selbst in das ritterliche Geschehen hineinziehen lässt. Besonders, wenn die Liebe obsiegt und der eine oder andere Kuss ausgetauscht wird, honorieren sie dies mit einem kräftigen Szenenapplaus. Wenn die Zuschauer dann wissen wollen, wer tatsächlich hinter den prachtvollen oder schaurigen Kostümen steckt, bleibt dies auch nach dem Studium des Programmheftes im Verborgenen.
Dort sind zwar alle Akteure mit ihrer Rolle angegeben, aber ohne die wahre Identität zu verraten. Das hat seinen Grund: Dem Selbstverständnis der Ritterschauspieler entspricht es seit Anbeginn, dass die Lust am Spiel die Akteure treibt und nicht die Sehnsucht nach persönlicher Anerkennung.
Gelegenheit, sich dieses Theaterschauspiel im Volkstheater anzuschauen, besteht noch bis zum 3. September. Gespielt wird samstags jeweils um 18 Uhr, an den Sonntagen, 13. und 27. August sowie 3. September, immer um 13.30 Uhr und am Freitag, 18. August, um 19 Uhr in der Comedihütte in Kiefersfelden. Karten gibt es bei der Kaiser-Reich-Information unter Telefon 08033/976545 und bei allen München-Ticket-Vorverkaufsstellen. roc