Bad Endorf – Der Heimat- und Geschichtsverein Bad Endorf lud zum Vortrag über Pater Alfred Delp ein, der ein deutscher Jesuit war und als Mitglied des Kreisauer Kreises Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete.
Dr. Peter Kern, Vorsitzender der Alfred-Delp-Gesellschaft, berichtete detailreich zum Leben und Wirken Delps. Delp verbrachte in den Jahren 1941, 1942 und 1943 seine Sommerfrische am Simssee in Wolferkam, in der Gemeinde Riedering. In dieser Zeit, bereits ständig bedroht, fühlte er sich den Menschen dort, dem bäuerlichen Leben, der Landschaft und den Seen im Chiemgau zugetan und fand Ruhe im Setzen-Hof. So schrieb er einmal, dass sein „Herz und Gemüt“ nach seiner Rückkehr nach München an Wolferkam hängt und einen „echten Ferienkater“ hat.
In einem kleinen Brevier, zusammengestellt von Annette Thoma, sind Teile dieser liebevollen Zeitzeugnisse dokumentiert. Das Heft liegt in der Wallfahrtskirche Maria Stern in Neukirchen am Simssee auf, wo er in seinen Ferientagen predigte und am Altar stand.
Vom Widerstand Delps gegen Hitler und den Nationalsozialismus erfuhren die Wolferkamer erst, als er darum bat, Arbeitspapiere des Kreisauer Kreises im Bienenhaus verstecken zu dürfen.
Geboren wurde Delp 1907 in Mannheim. Nach Schule und Studium der Soziologie, Philosophie und Theologie empfing er 1937 die Priesterweihe in München. In seinen Predigten bezog er zu gesellschafts- und sozialpolitischen Themen Stellung.
Ab 1942 Mitglied im
Kreisauer Kreis
Stark beäugt von den Nationalsozialisten, geriet sein Leben in nervenaufreibende Bahnen, doch Delp verteidigte seinen Glauben ebenso wie die christliche Soziallehre. 1942 kam er mit Gleichgesinnten zum Kreisauer Kreis. Ziel der Gruppe, die sich geheim treffen musste, war es, Gesellschaftsentwürfe für eine Nachkriegszeit zu erarbeiten. Dazu zählten die Grundzüge einer geistigen, politischen und sozialen Neuordnung nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft.
Im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 wurde Delp in München-Bogenhausen durch die Gestapo verhaftet und nach Berlin überführt. Seine zum Teil mit gefesselten Händen niedergeschriebenen Kassiber aus dem Gefängnis sind auch in heutiger Zeit wegweisend.
Im Januar 1945 verurteilte ihn der Volksgerichtshof, unter dem Vorsitz von Richter Roland Freisler, zum Tod. Bereits am 2. Februar 1945 wurde in Berlin-Plötzensee das Urteil, Hinrichtung durch Strang, vollstreckt.
Derzeit läuft das Verfahren für eine Seligsprechung dieses unbeugsamen Theologen und Soziologen.
Kern verwies zur Vertiefung auf zahlreiche Bücher zu Delp und auf die Jahrbücher der Gesellschaft, die Texte von vielen Prominenten aus Politik, Kirche und Gesellschaft beinhalten. Er regte zudem an, die Geschichte des Paters auf die Endorfer Theaterbühne zu bringen, immerhin gibt es bereits mehrere Drehbücher die dabei helfen, das Andenken über sein kurzes aber unerschrockenes Leben aufrecht zu erhalten, gerade hier in der Region, die er so liebte. Informationen zur Alfred-Delp-Gesellschaft sind unter www.alfred-delp-gesellschaft.de zu finden.