100 Hektar Wald zerstört

von Redaktion

Wie Halfinger den Forst retten und „klimafit“ in die Zukunft denken

Halfing – Verwüstung und Zerstörung waren Waldbesitzer vor zwei Jahren ausgesetzt: Am 28. Juli 2021 verursachte ein Gewittersturm massive Schäden an den Beständen in Halfing und Umgebung. Auf 100 Hektar Fläche sind Bäume gebrochen oder mit Wurzeltellern umgeworfen worden, teilt Benedikt Kovacs mit. Er ist Forstreferendar beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim (AELF).

Mit 80000 Festmetern sei eine große Menge Schadholz angefallen. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter Holzmasse. „Über zwölf Holzerntemaschinen waren im Einsatz“, berichtet Kovacs. Denn wenn Menschen das Sturmholz entfernen, könne das „ziemlich gefährlich“ werden. Die Arbeiter könnten dabei sogar sterben.

Umgeworfene Bäume
sind lebensgefährlich

Dem Forstreferendar zufolge ist viel Spannung auf einem Baum, der mit seinem Wurzelteller umgeworfen wurde. „Wenn man in die Seite schneidet, kann der Baum aufplatzen, die Person an der Motorsäge treffen und schwer verletzen“, beschreibt er die Gefahr. Das bestätigt Waldbesitzer Stefan Schlaipfer. Vor den Aufräumarbeiten hätten Mitarbeiter des AELF und der Waldbesitzervereinigung Wasserburg-Haag über das Risiko informiert. „Das war wichtig“, sagt Schlaipfer. „Gefährdet euer Leben nicht“, sei der Tenor gewesen.

Laut Forstreferendar Kovacs ist die Entfernung der Bäume mit einer Holzerntemaschine um ein Vielfaches sicherer, da so niemand nah am Stamm arbeite. Die Maschine greife wie eine Zange an den Baum und schneide ihn mit einer Kettensäge ab. „Das Holz konnte zügig und schnell geschlagen werden“, sagt Forstreferendarin Linda Klinge. Die Waldbesitzer und ihre Helfer hätten es zu Sägewerken und anderen Abnehmern transportiert.

Dann ging es an die Aufforstung. Viele Besitzer haben sich laut Klinge von Förstern beraten lassen. „Das Ziel konnte nicht mehr sein, die gleichförmigen Fichtenbestände aufkommen zu lassen“, betont die Referendarin. Denn zuvor habe es hauptsächlich Fichten in den Wäldern gegeben. Die seien Flachwurzler und anfällig für Stürme.

Deshalb rieten die Förster zu „klimastabilen, gut strukturierte Mischbeständen“. Das schützt den Wald vor zukünftigen Extremwetterereignissen, sagt Klinge. Bisher wurden für 52 Hektar Fläche Planungen erstellt. Davon seien bereits 38 Hektar wieder aufgeforstet. 137000 Bäume hätten die Besitzer gepflanzt. Sie wurden mit 580000 Euro Fördergeld des Freistaats Bayern unterstützt.

Statt nur Fichten gibt es im Wald nun verschiedene Baumarten: Rotbuchen, Stieleichen, Edellaubholz und Weißtannen. Knapp dreiviertel der neu gepflanzten Bäume sind klimatolerante Laubbaumarten. „Mischbestände senken das Risiko, dass wieder ganze Waldbestände ausfallen“, erklärt Klinge. Wenn der Fichtenborkenkäfer einfliege, falle nur der Fichtenbestand. 60 bis 80 Prozent der anderen Bäume blieben bestehen. Ein Mischbestand kann besser und flexibler aufs Klima reagieren, sagt die Forstreferendarin. „Klimafit in die Zukunft denken“, nennt sie das. Der Mischbestand sei das „Nonplusultra“.

Denn laut Klinge gibt es ein Problem: den sukzessiven Temperaturanstieg in den mittleren Jahresmonaten um durchschnittlich ein bis zwei Grad. Zudem regne es weniger. „Buchen und Eichen haben eine Pfahlwurzel, die weit nach unten sticht“, sagt Waldbesitzer Schlaipfer. Dadurch sei die Wasserversorgung besser als bei den Fichten mit ihren Flachwurzeln. Sein Vater habe deshalb schon vor 30 Jahren begonnen, Mischwälder zu pflanzen.

Zufrieden mit
Zusammenarbeit

Und auch aus den ehemaligen Fichtenwäldern sind nun Mischwälder geworden. „Antrag, Genehmigung, Pflanzung – bei mir ging es sehr schnell“, berichtet Schlaipfer. Ende Juli 2021 war das Unwetter, Ende November desselben Jahres war die Fläche wieder bepflanzt. „Die Zusammenarbeit ist super gelaufen.“

Das bestätigen auch die beiden Forstreferendare. Kovacs spricht von einem „herausragend guten Zusammenspiel“. Die Kommunikation zwischen Waldbesitzern, WBV-Vertretern und Revierleitern des Forstamtes sei der Schlüssel zur Bewältigung der Schäden und der Wiederaufforstung gewesen. Auch die Revierübergabe von Förster Tobias Büchner an Martin Holzäpfel habe den Erfolg nicht gebremst. „Alle Akteure haben hervorragende Arbeit geleistet.“

Heute sind die kleinen Bäumchen einen halben bis einen Meter hoch. Doch sie bekommen Konkurrenz. Brombeeren bedrängen die Bäumchen, nehmen ihnen Licht und Oberflächenwasser, sagt Forstreferendarin Klinge. Deshalb müssten die Waldbesitzer die Flächen pflegen und die Sträucher zurechtschneiden. „Ohne Hilfe setzen sich manche Pflanzen besser durch als andere.“

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