Söchtenau – Seitdem ein Halt des Regionalexpresses Salzburg-München in Stephanskirchen nach mehreren Anläufen abgelehnt wurde, bemühen sich die Bürgerinitiative „Haltepunkt Stephanskirchen“ sowie mehrere Gruppierungen und Einzelpersonen um eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs durch einen Ausbau des Schienenverkehrs.
Nach den Vorstellungen des Initiativkreises Chiemgau-Express soll die Strecke der Chiemgaubahn, die bisher zwischen Aschau und Prien verkehrt, bis nach Rosenheim verlängert werden (wir berichteten).
Sinnvolle Ergänzung
des ÖPNV
Zusätzlich sollen neue Haltestellen in Rimsting, Krottenmühl/Simssee und Stephanskirchen entstehen, sodass zusammen mit den bereits bestehenden Haltestellen in Aschau, Prien, Bad Endorf und Rosenheim eine sinnvolle und attraktive Ergänzung des öffentlichen Personennahverkehrs erreicht würde.
Dieser neue Chiemgau-Express, kurz „CH-X“ genannt, würde dann nach Berechnungen der Initiative in jeder Fahrtrichtung rund 60000 Anwohnern der Strecke sowie zusätzlichen Besuchern aus München und dem Umland eine Mitfahrgelegenheit bieten.
Die neuen und innovativen Züge, die nach den Vorstellungen der Initiatoren im Stundentakt verkehren sollen, müssten sinnvollerweise auf den Fahrplan des Regionalexpresses München-Salzburg abgestimmt werden. Eine ergänzende Zubringerfunktion sollen Buslinien und eventuell das Anruf-Sammel-Taxi AST und „Rosi mobil“ übernehmen. Damit würde der Ausflugsverkehr in den Chiemgau entlastet, der bisher fast ausschließlich mit dem Pkw abgewickelt wird.
Für die konkrete Umsetzung des Projektes „CH-X“ müssten allerdings einige bestehende Bahnsteige angepasst bzw. neue Bahnsteige gebaut werden. Am Bahnhof Rosenheim wäre die Widmung eines Ankunfts- und Abfahrtsgleises erforderlich.
Diese Gesamtthematik sowie die Möglichkeit eines Haltepunktes Krottenmühl/Simssee war nun aufgrund einer Anfrage der Initiative Chiemgau Express Gegenstand der letzten Sitzung des Söchtenauer Gemeinderates. Nachdem Bürgermeister Bernhard Summerer das Gremium ergänzend zu einem bereits vorliegenden Manuskript über die wesentlichen Details des Projektes informiert hatte, entwickelte sich eine lebhafte Diskussion.
Insbesondere wurde die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer Haltestelle Krottenmühl infrage gestellt. Bürgermeister Bernhard Summerer vertrat die Meinung, dass eine Bahnhaltestelle Krottenmühl vermutlich nicht so stark frequentiert würde, dass eine Wirtschaftlichkeit gegeben wäre. Zudem würde eine Konkurrenzsituation zum bestehenden ÖPNV im Gemeindegebiet entstehen. Diese Einschätzung wurde von den meisten anwesenden Gemeinderäten geteilt.
Kostenfrage
noch völlig offen
Zweiter Bürgermeister Marco Binder warf die Kostenfrage auf, die bisher nicht Gegenstand der Konzeptvorstellung und völlig offen sei. Möglicherweise müsse die Gemeinde die Kosten für die Herstellung eines notwendigen Bahnsteigs, Parkplätze und weitere Infrastruktur tragen.
Bürgermeister Summerer ergänzte hierzu, dass der alte Bahnhof in Krottenmühl von der Deutschen Bahn verkauft wurde und für eine Nutzung nicht zur Verfügung steht. Außerdem habe die Gemeinde das gesamte Bahnhofsumfeld für den Badebetrieb am Simssee umgestaltet.
Abschließend sprach sich das Gremium mit 12:2 Stimmen gegen einen Bahnhalt Krottenmühl/Simssee aus. Mit 14:0 Stimmen wurde den Initiatoren jedoch einstimmig die weitere Unterstützung für das Projekt Chiemgau Express zugesagt.