Rohrdorf – „Brenner-Nordzulauf – Keine Neubautrasse“: Unter dieser Überschrift lud der SPD-Ortsverein Rohrdorf-Thansau zu einem Informationsabend ein. Dazu begrüßte Vorsitzender Michael Hinterbrandner die Gäste in Rohrdorf. Jonah Werner, Bezirkstagskandidat aus Rosenheim, eröffnete den Abend und hieß neben Simon Hausstetter, dem Bürgermeister aus Rohrdorf, auch Lothar Thaler, den Vorsitzenden der Bürgerinitiative „Brennerdialog“ willkommen. Welchen Stellenwert das Thema seit Jahren nicht nur in der Gemeinde Rohrdorf, sondern in der ganzen Region einnimmt, wurde dadurch deutlich, dass der Veranstaltungsraum bis auf den letzten Platz gefüllt und von vielen auswärtigen Gästen aus dem Landkreis Rosenheim besucht war.
Thaler ging in seinem Vortrag nicht nur auf die fehlenden Bedarfszahlen, die mit dem Projekt verbundene Flächenversiegelung und die horrenden Kosten ein, sondern betonte, dass der Neubau einer Hochleistungsstrecke weder von der EU gefordert, noch dem Bedarf einer modernen Güterverkehrstrasse entspricht. Zudem machte er erneut deutlich, dass ein Neubau nach den aktuellen Zahlen der Verkehrs- und Güterentwicklung nicht nötig sein wird: „Die Bestandsstrecke bietet noch für viele Jahrzehnte ausreichend freie Kapazitäten für die Weiterentwicklung und Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene.“
Die geplante neue Trasse bedeutet eine unwiederbringliche Zerstörung der Voralpenlandschaft in Inntal und Chiemgau. Solange der Bedarf dieser Trasse stark bezweifelt werden muss, sei dieses Opfer nicht notwendig. Mit zwei Inn-Unter- und Überquerungen habe die aktuelle Planung nichts mehr gemein mit dem im Bundesverkehrswegeplan beschriebenen Vorhaben.
Bürgermeister Hausstetter erläuterte die Kernforderungen der Gemeinde, die darauf abzielen, dass, bei deren Erfüllung, voraussichtlich keine neue Trasse erforderlich wäre. Ferner wurde thematisiert, dass mit dem Bau Existenzen bedroht sind oder vernichtet werden. Seit Beginn der Planungen gibt es für viele potenziell betroffenen Betriebe und Landwirte bereits keine planbare Zukunft, da nichts mehr mit Zuversicht investiert werden kann, solange die Möglichkeit besteht, dass dieses höchst umstrittene Projekt realisiert wird. Besonders schlimm ist die Situation für junge Landwirte in der Region. Selbst wenn sie nicht direkt von der Trasse betroffen sind, könnten ihre Flächen als Ausgleichsflächen enteignet werden, wie beispielsweise in Tirol.
Thomas Frank, Landtagskandidat aus Rosenheim, sieht in dem Projekt wenig Sinn: Er betonte, dass die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene zu begrüßen sei und weiter forciert werden müsse. Jedoch brachte er sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, weshalb die freien Kapazitäten der Bestandsstrecke nicht schon längst genutzt werden und eine Neubaustrecke in die Landschaft betoniert werden solle. Er mahnte an, dass dies nicht ohne fundierter Bedarfserhebung geschehen darf.
Jonah Werner hob hervor, dass die Bestandsstrecke sofort und kostengünstiger zur Verfügung stehe: „Mit einem Ausbau kann entgegen einer Neubautrasse sofort und nicht erst in ferner Zukunft begonnen werden. Das wäre zukunftsweisend und kein ökologischer und verkehrspolitischer Rückschritt.“