Vier Jahrhunderte Pfarrarchiv sortiert

von Redaktion

Fleißiges Trio leistet 1200 Stunden und ordnet historische Schriften

Eggstätt – Man muss das Aufräumen mögen: Bei Franz Burghardt aus Breitbrunn sowie den beiden Schwestern Heidi und Stefanie Wörndl aus Eggstätt scheint das der Fall zu sein. Anders ist es sich nicht zu erklären, dass die drei ehrenamtlich das Archiv der Eggstätter Pfarrkirche – die Pfarrkirche St. Georg feierte im vergangenen Jahr 150. Geburtstag – durchstöberten und Schriftgut aus vier Jahrhunderten nach Themen sortierten.

Burghardt hatte sich schon in Breitbrunn um das Pfarrarchiv gekümmert. Bei einer Feierstunde überreichte er nun das passende Findbuch an Pfarrer Andreas Przybylski. Eggstätt sei früher Urpfarrei gewesen. Dazu hätten sieben Filialen von Seebruck bis nach Bad Endorf gehört. Entsprechend viel Schriftgut habe sich angesammelt, auch wenn sein Vorgänger schon viel Arbeit geleistet habe.

Viele Schulschwänzer bis heute bekannt

Was die Archivierung angeht, hielt sich das Trio streng an die Archivordnung des Erzbistums München-Freising.

Da geht es um die Organisation der Pfarrei, pfarrliche Seelsorge und Pfarramtsverwaltung, Gottesdienste, Spendung der Sakramente, Kirchenstiftung, kirchliche Gebäude und kirchliche Friedhöfe, Pfründestiftungen, Kirchengemeinde, kirchliche Angestellte und und und. Burghardt verstand es, humorvoll, den trocken klingenden Begriffen Leben einzuhauchen. „Viele Schulschwänzer sind bis heute bekannt“, verkündete der Archivar, ohne Namen zu nennen. Bis 1919 hatte der Pfarrer die Schulaufsicht inne, ab 1920 der Bürgermeister. Die Aufräumer archivierten zudem Verwaltungsunterlagen. Denn erst ab 1870 wurde die politische Gemeindeverwaltung mit Standesamtaufgaben betraut. Davor führte der Pfarrer die „Matrikelbücher“. „Wir haben einen Vordruck, wer fürs Militär infrage kommt und Schreiben zur ‚Ermittlung illegaler Väter‘ gefunden.“

Ein anderer Ordner widmet sich den Gottesdiensten. Darunter fällt ein Antrag aus dem Jahr 1837, bei dem gefragt wird, ob ein Georgi-Ritt abgehalten werden darf. Geregelt werden Wallfahrten in die weitere Umgebung oder, wie bei der Beerdigung eines 1878 verstorbenen fränkischen Protestanten in Hemhof („der kam vermutlich mit dem Eisenbahn-Bau her“) vorgeht. Das älteste Dokument stammt aus dem Jahr 1694: eine Rechnung über eine Bereinigung des Wachskontos von einem Wasserburger Lebzelter. Auch einen Siegelstempel mit Wachs von Pfarrer Florian Bauer aus dem Jahr 1768 sowie zahlreiche Belegexemplare von Traunsteiner-Tagblättern von anno dazumal („die haben wir dem Traunsteiner Stadt-Museum übergeben“) entdeckten die drei. Dazu noch Unterlagen über haushälterische Belange: „Bis aus Chieming mussten die früher nach Eggstätt den Zehent abgeben.“

Zutage kamen Informationen zu kirchlichen Gebäuden und Inventar. Jeden Mittwochnachmittag haben wir ein Jahr lang das Archiv durchforstet und nach Themenkomplexen sortiert“, sagte Burghardt. Alles in allem resultierten 560 Vorgänge, nunmehr geordnet und leicht wiederzufinden im Findbuch.

Unter Applaus zahlreicher Mitglieder des Pfarrgemeinderats, der Kirchenverwaltung, des Seelsorgeteams und der politischen Gemeinde wehrte das Aufräum-Trio das Lob bescheiden ab.

Das Aufräumen
geht weiter

Das waren 1200 Stunden intensive Arbeit, bilanzierte Pfarrer Przybylski: „Das ist nicht mit Geld aufzuwiegen.“ Spaß habe es gemacht, so das Trio. Noch sei nicht alles erledigt, „im alten Pfarrhof haben wir noch mal Schreibzeug gefunden“, erklärte Burghardt. Das Aufräumen geht also weiter.

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