Nur von Hostien und Wasser gelebt

von Redaktion

Heimat- und Kulturverein mit Sonderausstellung über „Frasdorfer Wassertrinkerin“

Frasdorf – Maria Furtner, die Frasdorfer Wassertrinkerin, wurde am 17. März 1823 geboren. Zum 200. Jubiläum ihres Geburtstages trug der Heimat- und Kulturverein unter der Leitung von Rupert Wörndl alles Wissenswerte zusammen, was über sie gesammelt und geschrieben wurde. Sie lebte bis zu ihrem Tod am 4. November 1884 im Alter von 61 Jahren in Frasdorf. In der Ausstellung in den Räumen des Heimatmuseums im Alten Schulhaus in Frasdorf präsentierte Wörndl das Ergebnis seiner Recherchen. Im Mittelpunkt der ausgestellten Exponate steht ein Porträt von Maria Furtner aus dem 19. Jahrhundert.

Dauerleihgabe
des Stadtmuseums

Der Maler ist nicht bekannt, das Werk ist eine Dauerleihgabe des Stadtmuseums Rosenheim an das Frasdorfer Heimatmuseum. Der Vorsitzende vermutet, dass es sich um einen Porträtmaler aus München handeln könnte, der das Bild im Auftrag der Schlossherrin von Wildenwart, Herzogin Adelgunde von Modena, angefertigt hat. „Eine Bauernfamilie der damaligen Zeit hätte sich ein solches Bild nicht leisten können.“

Weitere Schautafeln informieren die Besucher über Zeitungsartikel aus 150 Jahren, über die Forschungen von Ärzten und Wissenschaftlern und über Zeitzeugen, die sie noch gekannt haben. Auch die Besuche des Königshauses werden dargestellt. Breiten Raum nehmen die Recherchen von Wastl Fanderl für sein 1984 erstmals erschienenes Buch ein.

Im Ort und in der Region ist die „Wassertrinkerin von Frasdorf“ oder auch „Woaznreiter Mädei“ noch allgemein bekannt. Während die Quelle, aus der sie ihr Leben lang trank, noch existiert und bis heute reichlich Wasser spendet, ist das elterliche Anwesen Weizenreit am Sagberg verfallen und nicht mehr erhalten. Furtner habe nach einer schweren Erkrankung – im Alter von neun Jahren war sie an der Schwarzen Blattern erkrankt – mindestens 50 Jahre lang keine Nahrung zu sich genommen, außer mehrmals wöchentlich die Hostie der heiligen Kommunion oder Birkenpresssaft, und nur Wasser aus einer nahe gelegenen Quelle getrunken.

Während der allgemeinen Essenszeiten habe sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Sie habe keine Nahrung vertragen, da sie sich erbrechen musste. Am 6. April 1843 wurde sie zur eingehenden Untersuchung und Beobachtung nach München in eine Klinik gebracht. Ständig kamen Gelehrte, um sie zu untersuchen. Sie wog 40 Kilo und trank zunächst Münchner Leitungswasser, das sie als „fad“ bezeichnete. Sie verlangte, dass sie weiter „mit ihrem Heimaths-Wasser“ versorgt werde. Das Ergebnis der Untersuchungen ist nicht bekannt, ein Abschlussbericht liegt nicht vor. Ihr Zustand blieb für alle ein Rätsel. Nach fünf Wochen intensiver Untersuchungen durfte sie nach Hause, den Weg von München nach Frasdorf ging sie zu Fuß. Für die schwere bäuerliche Arbeit zu Hause war sie nicht geeignet, sie machte sich mit Stickereien nützlich und las gerne in der Bibel.

Gesprächsthema in
der ganzen Region

Als „Wassertrinkerin von Frasdorf“ war sie ein Gesprächsthema in der ganzen Region. Kein Wunder, dass viele Leute sie sehen wollten, darunter war auch die Herzogin Adelgunde, die regelmäßig am Sagberg vorbeikam. Sie nahm lebhaft Anteil am Schicksal der jungen Frau im Nachbardorf. Sogar der Bruder der Herzogin, König Ludwig I., kam mit seinen beiden Söhnen Max und Luitpold – dem späteren König Maximilian II. und Prinzregent Luitpold – zu einem Besuch nach Weizenreit und zeigte sich gerührt von der Persönlichkeit der Wassertrinkerin. Herzogin Adelgunde stiftete anlässlich des Todes Furtners ein gusseisernes, vergoldetes Grabkreuz, das heute noch vorhanden ist und ebenfalls in der Alten Schule gezeigt wird.

Bis zu ihrem letzten Lebensjahr war Furtner nie mehr ernsthaft krank. Bis zu ihrem Tode im Jahre 1884 soll sie seit ihrer Jugend nur von Luft und Wasser gelebt haben. Niemand hat sie je etwas essen sehen. Niemand hat sie je betrügen oder sich wichtig machen sehen.

Jungfrauenkranz beim
Grab-Öffnen frisch

Die Überraschung war groß, als 1901 ihr Grab geöffnet wurde. Der Jungfrauenkranz mit den weißen Blüten und Knöpfen war so frisch wie am ersten Tag, erzählten die Menschen in und um Frasdorf. Tief berührt, aber auch ein wenig schaudernd legte man den Jungfrauenkranz wieder zurück. Das Grab auf dem Frasdorfer Friedhof wäre nach weit über 100 Jahren und dem Aussterben der Familie längst verfallen, doch der Heimat- und Kulturverein bemüht sich weiter um den Erhalt. Im Jahr 2002 wurde ein neues, baugleiches, vergoldetes Gusseisenkreuz als Ersatz für das erste aufgestellt. Die Gemeinde Frasdorf verpflichtete sich damals, das Grab so lange zu erhalten, wie der Verein die Pflege übernimmt. Dieser Verpflichtung wird bis heute nachgekommen.

Über dem Brunnen, aus dem Maria Furtner trank, wurde ein Quellhäuschen errichtet. Das Wasser wird als „Heilwasser“ abgefüllt und soll bei Gicht, Kreislauf- und Stoffwechselstörungen, Rheuma und Ischias helfen. Das Frasdorfer Wasser kann noch heute in der Lederstube Nr. 3 abgefüllt werden.

Artikel 1 von 11