13000 Fahrzeuge auf Abwegen

von Redaktion

Die einen sind zufrieden, die anderen eher verzweifelt: Während in Bamham und Wolkering so wenig Verkehr ist wie selten, ist in Niedernburg und Untersee Hochbetrieb. 13000 Fahrzeuge jeden Tag suchen sich ihren Weg vorbei an der Sperrung der Staatsstraße 2095 zwischen Prutting und Stephanskirchen.

Prutting/Vogtareuth/Stephanskirchen – „Die Staatsstraße war fällig, der Zustand erbärmlich. Wenn im Morgengrauen Lkws durch Bamham fuhren, saßen die direkten Anlieger senkrecht im Bett.“ Stephan Scheuerer sieht von seinem Schreibtisch aus auf die Staatsstraße und die für die Anlieger in Bamham, Wolkering (beide Gemeinde Prutting) und Högering (Gemeinde Stephanskirchen) gedachte Ausweichstrecke.

Die von deutlich weniger Auswärtigen genutzt wird, als befürchtet. „Es ist erstaunlich, wie viele Anlieger Bamham plötzlich hat“, amüsiert sich Scheuerer, „aber ich habe es mir schlimmer vorgestellt, als es jetzt tatsächlich ist.“

Einbahnstraße wird
missachtet

Nur, dass immer wieder Auswärtige die Einbahnstraßenregelung missachten, auf der Nebenstrecke von Stephanskirchen nach Prutting fahren wollen, das sei ungut. „Die Straßen sind so schmal, das kann gefährlich werden“, sagt Scheuerer. Insgesamt aber sei in Bamham weit weniger Verkehr als üblich. Ein Wolkeringer, der namenlos bleiben möchte, formuliert es noch deutlicher: „So ruhig war es hier noch nie.“ Pruttings Bürgermeister Johannes Thusbaß ist insgesamt zufrieden. Natürlich schmeckt es ihm nicht, dass überörtliche Abkürzer Feldwege und Flurstraßen nehmen, um Richtung Bad Endorf zu fahren, „aber das ist nach dem Unwetter auch kein Vergnügen.“

Auch der Hochbetrieb vorbei am Hofstätter See – gleich ob am Nordost- oder am Südostufer entlang – freut Thusbaß nicht. Auf den verweisen auch einige Niedernburger. „Die Straße ist schon sehr belastet. Da haben die Lkws schon die Bankette kaputtgefahren“, sagt Emmeran Voringer, dessen Haus nur einen Meter von der Straße steht.

Nicht zu verhindern, sind sich Landratsamt und Polizeiinspektion Rosenheim einig. Trotz Wasserschutzgebiet. „In Wasserschutzgebieten sind Lkw-Fahrverbote unüblich“, sagt Michael Fischer, Pressesprecher des Landratsamts. Auch am Hofstätter See gibt es keines, „also darf dort gefahren werden.“ Sagt auch Sabine Gerke. Die Kommissarin ist die Straßenverkehrsexpertin der Polizeiinspektion Rosenheim. Die Straße von der Staatsstraße 2359 nach Wasserburg bis zum Pruttinger Hauptort ist eine Gemeindeverbindungsstraße zwischen Vogtareuth und Prutting und als solche öffentliche Verkehrsfläche.

„Also dürfen dort alle Fahrzeuge entlang fahren. Das ist in der Straßenverkehrsordnung so geregelt.“ Dass viele Fahrer die offizielle Umleitung über Vogtareuth und Halfing nach Bad Endorf ignorieren kann die Polizei auch nicht ändern: „Es kann niemand gezwungen werden, der Umleitung zu folgen“, erklärt Sabine Gerke. In Niedernburg sind es vor allem die Lkws, die den Anwohnern der Staatsstraße zu schaffen machen. Denn die fahren doch eher mehrheitlich durch den Pruttinger Ortsteil und das benachbarte Aign, das schon zu Vogtareuth gehört. Zusätzlich zu all denen, die ohnehin schon in den Norden des Landkreises unterwegs sind.

„Es gibt Tageszeiten, da ist es schwierig, auf die Straße hinaus zu kommen“, sagt Anwohnerin Marita Haas. Sabine und Emmeran Voringer haben fünf bis acht Minuten Wartezeit sowohl selbst erlebt als auch bei den Nachbarn beobachtet. Die brauchen zu „normalen“ Zeiten gelegentlich Fußgänger, die in Bamham die Straßenseite wechseln müssen.

„Wenn da tatsächlich eine Querungshilfe kommt, dann wäre das klasse. Und dann kann ich als Vater von zwei relativ kleinen Kindern nur dem Bauern danken, der seinen Grund dafür abgegeben hat“, sagt Scheuerer.

„Sehr gute Vorarbeit“
von der Gemeinde

Geht es nach dem Bürgermeister, kommt die Querungshilfe. Und nicht nur die. „Wir nutzen die Sperrung, um gleich alles mitzumachen, was geht“, sagt Thusbaß. Zum Beispiel Leerrohre legen, damit nicht gleich für Breitband oder die Rundumerneuerung der Kanalisation wieder die Straße aufreißen zu müssen.

Auf den Bürgermeister und die Verwaltung singt Scheuerer ein Loblied: Da sei „sehr, sehr gute Vorarbeit“ geleistet worden, alles gut organisiert. „Und wir Anwohner sind ungefähr drei Monate im Voraus informiert worden. Zwar nicht bis ins letzte Detail, aber wir wussten, was kommt.“

Artikel 2 von 11