Albaching/Rosenheim – „Schee war’s!“ – so einfach fasst Sebastian Friesinger seine lange Zeit als Hochzeitslader zusammen. Nach 42 Jahren hat er den Progoder-Stock in den Schrank gehängt, oder besser gesagt, das Ehrenamt an den berühmten Nagel gehängt. Ohne Ehrenamt wird Friesinger wohl nicht bleiben. Wer seine Leutseligkeit und sein Organisationstalent kennt, weiß, dass er in vielen beruflichen, politischen und ehrenamtlichen Aufgaben unterwegs ist.
Hochzeitslader-Talent
kommt nicht zufällig
Wehmut kam dennoch auf, als er zum letzten Mal ein Brautpaar zum Traualtar und zur weltlichen Feier begleitete. Anton und Julia Landinger, geborene Heller, haben in Hirnsberg geheiratet. Ihren bisher schönsten gemeinsamen Tag verschönerte der Friesinger Wast, dem es ein Herzensanliegen war, noch einmal ans Mikrofon zu treten, um allen Sängern, Musikanten, Wirten und vor allem dem Brautpaar ein großes „Vergelt’s Gott“ zu sagen.
Das Talent zum Hochzeitslader kam bei Friesinger nicht von ungefähr. In seiner Verwandtschaft gab es einmal fünf Hochzeitslader gleichzeitig, vier davon mit dem Familiennamen Gschwendtner. An seine erste Hochzeit erinnert er sich noch genau: „Es war zur Kirchweih 1980, als ich als 18-Jähriger auf Bitten des Chefs der damaligen Showband Allrounds“ den Job übernahm. Schon als 16-Jähriger war er als Bühnentechniker mit den Allrounds viel unterwegs. Nachdem die Premiere zur Zufriedenheit des Brautpaares und der gesamten Hochzeitsgesellschaft verlaufen war, folgten schnell weitere Anfragen. Erst 1990 – so Friesinger weiter – sei es wegen einiger zeitaufwendiger Ehrenämter, unter anderem im Gemeinderat und einigen Vorstandsämtern in Vereinen, etwas ruhiger geworden. Als er 1996 in den Kreistag von Rosenheim und 2008 in den Oberbayerischen Bezirkstag einzog, blieb er der ehrenvollen Aufgabe als Hochzeitslader treu, stets unterstützt von seiner Frau Burgi, die jahrelang die Hochzeiten musikalisch umrahmte. Seine berufliche Teilzeittätigkeit bei der Volksbank-Raiffeisenbank ermöglichte es ihm, oft zwei Hochzeiten in einer Woche zu betreuen. Ergänzt und abgerundet wurden seine Aktivitäten durch freiberufliche Projektbetreuung und Tätigkeiten im eigenen landwirtschaftlichen Geflügelhof. Insgesamt kamen weit über 1000 Hochzeiten, Primizfeiern, goldene Hochzeiten sowie Ansagertätigkeiten bei Musik- und Festveranstaltungen zusammen.
„Die Hochzeit ist für das Brautpaar der wichtigste Tag im Leben und soll deshalb auch der schönste sein. Der Humor darf nicht zu kurz kommen, muss aber immer so über der Gürtellinie bleiben, dass auch die Ordensschwestern und der Pfarrer noch mitlachen können.“
Als Hochzeitslader hat Friesinger viele Kontakte geknüpft, viel erlebt und ist weit herumgekommen, einmal bis nach Neunkirchen bei Kaiserslautern. Noch eine besondere Geschichte: „Bei einem Urlaub am Grand Canyon in den USA haben wir uns mit Leuten aus Peiting angefreundet, die ein paar Jahre später bei mir auftauchten und um einen Hochzeitslader für ihre Verwandtschaft baten.“ Auf sechs Primizen ist er besonders stolz. Einmal, bei Pfarrer Richard Greul in Langengeisling, waren über 2000 Menschen beim Primizmahl dabei, bei allen Primizen waren es immer mehrere Tausend Gläubige, die sich den Segen eines Primizianten abholten. „Eine Primiz ist eine Hochzeit der besonderen Art und jede Primiz war für mich eine besondere Ehre“, so Friesinger.
Großes Treffen immer
am zweiten Advent
Immer am zweiten Advent treffen sich die bayerischen Hochzeitslader. Das 50. Hochzeitsladertreffen durfte Friesinger zum 30-jährigen Jubiläum 2010 in Albaching ausrichten. „Das haben mir meine Kollegen gegönnt, denn ursprünglich war Garmisch-Partenkichen als Ausrichter vorgesehen. Aber der damalige Hochzeitslader und heutige Landrat Anton Sperr hat mir den Zuschlag wegen meines Jubiläums gegeben.“ Hauptzelebrant des Festgottesdienstes war Bischof Wolfgang Bischof.hö