Neun Senioren leben bald in einer WG

von Redaktion

In Bad Feilnbach startet ein neues Wohnprojekt – Infotag mit vielen Interessenten

Bad Feilnbach – „Im Prinzip ist es wie eine Studenten-WG, nur dass unsere Studenten schon etwas älter sind.“ So hat Bad Feilnbachs Bürgermeister Anton Wallner das Konzept der neuen ambulanten betreuten Wohngruppe beschrieben. Anfang Oktober startet sie. Zum Infotag kamen zahlreiche Interessierte. Auch Menschen wie Johanna Franke, die sich schon eine Wohnung im Tannenhof ausgesucht haben, fanden sich ein.

Fünf Plätze
sind noch frei

Die Wohngruppe bietet für neun Personen Platz. Vier Zimmer sind bereits vergeben. Wie sich die Verantwortlichen der Ernst-und-Hilde-Gundelstiftung, allen voran der Vorsitzende Anton Wallner und die Vertreter des Vereins „Pflege und Betreuung“ – vormals Nachbarschaftshilfe – das Leben in der Wohngemeinschaft vorstellen, erläuterten sie beim Infotreffen.

Der Verein „Pflege und Betreuung“ übernimmt die Präsenzleistungen, die sich nach den Wünschen der Bewohner richten. Die Gemeinschaftsräume, die beiden Bäder und auch die Zimmer werden regelmäßig gereinigt. „Die Hygieneverantwortung liegt bei uns“, sagte Hans-Jürgen Monden, Vorsitzender des Vereins. Die ambulant betreute Wohngemeinschaft unterliegt auch gewissen Regularien. Die Heimaufsicht und der medizinische Dienst überwachen diese. Weitere Präsenzleistungen können nach Absprache mit den Bewohnern gebucht werden, wie die Hauswirtschaft und die Versorgung. Zu entscheiden hat das die Gemeinschaft. Sie bestimmt einen Gemeinschaftssprecher, der die Senioren nach außen vertritt. „Wenn unser Hauswirtschaftsteam Frühstück, Mittagessen und den Nachmittagskaffee vorbereiten und einkaufen gehen soll, ist das möglich“, so Monden. Doch das schlage sich auch auf die Kosten nieder. Die müssen die Bewohner tragen. Momentan geht der Verein „Pflege und Betreuung“ von 1250 Euro Kosten im Monat pro Bewohner aus, die zur Miete in Höhe von 750 Euro dazukommen. Doch noch nicht alles ist in Stein gemeißelt: „Wir haben ja kaum Blaupausen für dieses Konzept“, informierte Wallner. Ideal sei ein Zusammenleben von Jung und Alt mitten im Ort, wo sich auch mal ein Ratsch mit Einkäufern des benachbarten Geschäftes ergebe. „Das ist auf jeden Fall wertvoller als ein Pflegeheim“, erklärte der Bürgermeister. Pflegedienstleiterin Brigitte Troibner gab Tipps zur finanziellen Unterstützung, insbesondere bei der Beantragung einer Pflegestufe.

Eine, die sich schon früh für die ambulante Wohngruppe entschieden hatte, ist Johanna Franke. Sie erzählt, dass sie seit dem Tod ihres Mannes vor fünf Jahren allein lebt. Die rüstige Rentnerin zieht bald ein. „Ich mache das mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge“, sagte die Seniorin.

Bedürfnis nach
Gesellschaft ist groß

„Schließlich lebe ich ja seit fünfzig Jahren in Schliersee, das gibt man auch nicht so ohne Weiteres auf.“ Sie freut sich aber auf die Wohngemeinschaft, die neue Herausforderungen mit sich bringt. „Dass wir uns zwei gemeinsame Bäder teilen, ist sicher gewöhnungsbedürftig“, schildert Franke.

Dennoch überwiegt der Wunsch, nicht mehr allein zu wohnen. „Ich hab‘ ja früher mal im Kurheim Ehrl gearbeitet“, erzählte sie. Dass ihre frühere Wirkungsstätte später in den Tannenhof umbenannt und dem jetzigen Quartier weichen würde, in dem Franke ihr neues Daheim findet, hätte sie sich damals wohl kaum träumen lassen.

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