Dreizehnjähriger auf Schatzsuche in Obing

von Redaktion

Der junge Hobby-Archäologe Lorenz Lochner geht gern zum „Sondeln“

Obing – In freudiger Erwartung steht Lorenz auf einer Wiese in der Nähe seines Elternhauses bei Attenberg. „Vielleicht gibt’s da was zu finden“, hofft der aufgeweckte 13-Jährige und lässt seinen Metalldetektor achtsam über dem Boden kreisen. Als das Piepen in kurzen, intensiven Abständen kommt, nickt er zufrieden und bringt zusätzlich seinen Pin-Pointer zum Einsatz, um die Fundstelle genauer einzugrenzen.

Das Gerät
piept hektisch

Das praktische Minisuchgerät hilft ihm bei der exakten Lokalisierung im Erdreich. Je näher der Pin-Pointer am Objekt ist, desto schneller wird der pfeifende Signalton. Damit spare man sich mühsames Graben und zudem würden wertvolle kleine Bodenfunde wie beispielsweise Münzen, Schmuck und andere Relikte vor Beschädigungen durch Grabungswerkzeuge geschützt, weiß Lorenz.

Schlägt der Metalldetektor an, hebt er mit der handlichen Klappschaufel ein kleines Loch an besagter Stelle aus. Den ausgehobenen Erdklumpen zerteilt er dann ganz vorsichtig, um den vermeintlichen Schatz herauszuholen. Auf Äckern seien die Relikte häufig von der Bearbeitung mit dem Pflug beschädigt. Aber das sei eben auch Teil der Geschichte, denn oberhalb der Objekte aus längst vergangenen Tagen, gehe die Zeit eben auch weiter. Um so schöner für ihn, wenn er mit dem Suchen nach verborgenen Überbleibseln früherer Generationen ein bisschen in die Vergangenheit eintauchen könne, erzählt der geschichtsbegeisterte Bub. Regelmäßig macht er sich auf zum „Sondeln“, gerne auch auf Wiesen, wo das Erdreich nicht so stark mit landwirtschaftlichen Maschinen bearbeitet wird. Die Schatzsuche ist dennoch nicht immer erfolgreich. Falls doch, werden die Funde gesäubert und der Wert mithilfe von Internetforen geschätzt, anschließend kommen sie ins persönliche Schatzkästchen, denn trennen könnte er sich von seinen Ausgrabungen nie. „Zu 70 Prozent sind die Funde jedoch Abfall, beispielsweise Verpackungen von Tollwuttabletten, Alufolie, Dosenringe, Nägel und Ähnliches“, erzählt Lorenz.

Klare Sache für ihn, dass er das nicht liegenlässt, sondern daheim in der Mülltonne entsorgt. Das sei auch als Entgegenkommen an die Grundstücksbesitzer zu sehen, die ihm das Sondelgehen auf ihren Feldern und Wiesen ermöglichen würden. Sondengehen sei in Bayern generell erlaubt, allerdings müsse der Grundeigentümer vor der Suche um Erlaubnis gefragt werden. Auch weil die entdeckten Objekte jeweils zur Hälfte dem Finder und dem Grundeigentümer gehörten, erklärt Lorenz. Bei sogenannten Bodendenkmälern, also Gebieten, von denen bekannt ist, dass dort bedeutsame archäologische Funde im Boden zu finden sind, sei „sondeln“ allerdings strengstens verboten.

Wo diese Gebiete liegen, sei im Bayerischen Denkmalatlas zu finden, so der Hobby-Archäologe. Geschichte hat den Buben schon immer fasziniert. Angefangen habe es mit einem Bild der Titanic. Später weckten die Erzählungen seines mittlerweile 90-jährigen Großonkels über die beiden Weltkriege sein Interesse. Das i-Tüpfelchen war dann die Obinger Ortschronik, die er von seiner Oma bekommen hat. Darin seien auf einer alten Karte Besitzverhältnisse früherer Zeiten zu finden. Auch sein 300 Jahre altes Elternhaus und der zugehörige Bauernhof, der bereits 1450 erstmals erwähnt wurde, sind dort aufgeführt. Vor ungefähr zweieinhalb Jahren hat dann ein Video über das „Sondeln“ die Initialzündung für sein außergewöhnliches Hobby gegeben.

„Das hat mein Interesse geweckt, mehr über die Vergangenheit herauszufinden“, berichtet der Realschüler. Kurzerhand hat er sich von seinem Taschengeld einen Metalldetektor gekauft. Während seine Spezln auf dem Fußballplatz sind, sucht er von Zeit zu Zeit in der Erde nach den Habseligkeiten früherer Generationen. Auf einem Wiesenstück hat er beispielsweise Metallsplitter entdeckt, die seiner Vermutung nach, vielleicht von einer Militärmaschine stammen könnten.

Bisher noch nichts materiell Wertvolles

Es fasziniert mich einfach, dass ich was ganz Besonderes finden könnte“, sagt Lorenz, der nebenbei noch ein großes Faible für Mopeds hat und bei der Jugendfeuerwehr ist. Bisher sei noch nichts materiell super Wertvolles dabei gewesen, dass meldepflichtig wäre. Ein paar alte Münzen aus Metall, zivile Knöpfe, Bleiplomben und sein Highlight: ein ziviler Anhänger mit einem Motiv, dass dem „Eisernen Kreuz“ nachempfunden ist. „Das ist deshalb so besonders, weil mein Uropa mit diesem Orden im Original für seine Tapferkeit im Krieg ausgezeichnet wurde“, betont Lorenz. Er ist gespannt, was er beim „Sondeln“ noch alles finden wird.

Artikel 4 von 11