„Wir müssen zueinander finden“

von Redaktion

50. Grenzwallfahrt zwischen Bayern und Tirol zur Ölbergkapelle

Sachrang – „Zum Ruhme Gottes und zur Mahnung für das Tal“, rief die Glocke der Ölbergkapelle die Pilger nach Sachrang. Den Festgottesdienst zur 50. Bayerisch-Tirolischen Jubiläumswallfahrt zur Ölbergkapelle nach Sachrang hielt Weihbischof em. Dr. Bernhard Haßlberger.

Gute
Nachbarschaft

„Wallfahren kann uns helfen, neue Wege zu gehen“, begann Bürgermeister Simon Frank seine Ansprache. Er ging unter der Leitung von Pfarrer Janßen mit seinen beiden Stellvertretern, dem Leiter der Tourist-Info und weiteren Wallfahrern in aller Frühe den Pilgerweg von Aschau nach Sachrang.

Frank dankte dem Vorsitzenden des Müllner-Peter-Freundeskreises und frisch gebackenen Ehrenbürger der Gemeinde Aschau Dieter Höpfner sowie allen Initiatoren und Helfern für die Durchführung der seit 50 Jahren weit über Aschau und Sachrang hinaus bedeutenden Wallfahrt. Schirmherr Landrat Otto Lederer erinnerte an die Wiedergründung der traditionsreichen Wallfahrt vor 50 Jahren. Die Grenzwallfahrt stärke das Miteinander zwischen Bayern und Tirol sowie zwischen Rosenheim und Kufstein. Die bestehenden Verbindungen und die gute Nachbarschaft an der Grenze, die eigentlich nicht mehr erkennbar ist, werden durch diese gemeinsame Wallfahrt gestärkt.

Letztmalig unter der Leitung von Hans Berger begrüßten die Musikkapelle und der Müllner-Peter-Chor musikalisch die Pilger, die auf dem kleinen Platz vor der Ölbergkapelle unter den Bäumen in Sachrang zusammengekommen waren. Die Alphornbläser stimmten die Gläubigen in den Gottesdienst ein.

Haßlberger zelebrierte bereits zum wiederholten Male den Festgottesdienst. In seiner Predigt versuchte er aktuell anwendbare Antworten für alle auf die Frage nach Schuld und Vergebung zu finden. „Wir leben alle miteinander in diesem Europa und müssen zueinanderfinden; wir haben nach Jahrhunderten eine Aussöhnung mit Frankreich geschafft und sind in Freundschaft verbunden. Ein gutes Miteinander ist der Weg zur Versöhnung, man muss nur den ersten Schritt auf den anderen zugehen. Wir haben Gott nicht allzu viel zu bieten, also müssen wir die Hände aufheben und darauf vertrauen, dass Gott sie füllen wird“.

Zahlreiche Gläubige aus der weiten Umgebung nahmen an der 50. Sachranger Wallfahrt teil. „Der Wallfahrtszug von Aschau nach Sachrang kam pünktlich zum Gottesdienst an“, freute sich Höpfner. Fahnenabordnungen aus Bayern und Tirol, Gebirgsschützen, Traditions- und Trachtenvereine und die Feuerwehren umstanden den reich geschmückten Altar an der Ölbergkapelle nahe der Grenze zu Tirol. Die Ehrenkompanie der Gebirgsschützen stellte in diesem Jahr die Gebirgsschützenkompanie Aschau. Aus Bayern waren die Gebirgsschützenkompanien aus Aschau, Bad Endorf, Bernau, Traunstein und Rosenheim mit dabei, aus Tirol die Kompanien und Einheiten der grenznahen Orte Ebbs, Niederndorferberg, Niederndorf und die Kaiserjäger aus Kufstein. Gebirgsschützenhauptmann Hubert Stein von der Aschauer Gebirgsschützenkompanie stellte vor dem Festgottesdienst mit dem Vorsitzenden des Müllner-Peter-Freundeskreises Höpfner die Front der angetretenen Schützen-Formationen mit ihren Hauptleuten vor.

Die Ölbergkapelle zu Sachrang entstand als Klause im 17. Jahrhundert. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts entwickelte sich eine rege Wallfahrt. Um 1700 war die Blütezeit, danach ging die Zahl der Wallfahrer zurück. Die Wallfahrtsstätte verfiel und wurde erst durch den bekannten Müllner Peter von Sachrang Peter Huber um 1800 renoviert. Nach Aufklärung und Säkularisation erwachte neues religiöses Leben und die Wallfahrt gewann für etwa 50 Jahre an Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versiegte der Wallfahrerstrom endgültig. Die jetzige Bayerisch-Tirolische Ölbergwallfahrt wurde 1971 wieder ins Leben gerufen, nachdem sie weitgehend in Vergessenheit geraten war.

Der Roman und der Film über den Müllner Peter von Sachrang machte Ort und Ölbergkapelle weit über die Region bekannt. So erreichte der neu gegründete „Müllner-Peter-Freundeskreis“ die Wiederbelebung der Wallfahrt.

Bekannte
Zelebranten

Zahlreiche Zelebranten hielten in den vergangenen 50 Jahren am dritten Sonntag im September den Wallfahrtsgottesdienst, darunter alle Münchner Kardinäle, der emeritierte Papst Benedikt XVI. Josef Ratzinger, Reinhard Kardinal Marx sowie die Bischöfe aus Salzburg und Innsbruck.

Artikel 1 von 11